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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Deutsche Elf

Bedeutungslos oder nicht?

Jens Peters | Freitag, 14. Mai 2010 1 Kommentar

Cacau trifft beim 3:0 der DFB-Elf gegen Malta doppelt – Die Presse zweifelt jedoch an der Bedeutung der Tore, dafür sei Malta einfach zu schwach gewesen

Christof Kneer und Philipp Selldorf (SZ) über den vermeintlichen Sparringspartner Malta: „Ganz wohl ist Joachim Löw nicht gewesen vor diesem Spiel […]. Löw wusste, dass die Nation von diesem Abend nichts weniger erwartete, als stimmungsvoll auf die anstehende Weltmeisterschaft eingestimmt zu werden. Die Nation will sich gefälligst vorfreuen dürfen auf Fanmeilen oder Grillabende mit WM-TV.“ Und da war Malta anscheinend der falsche Gegner, auch um die möglichen WM-Kandidaten besser bewerten zu können: „Das Problem für alle Streich- und sonstigen Kandidaten ist aber, dass auch sie gegen Malta nur bedingt gewinnen können. Aogo zum Beispiel: Er spielte durchaus kess, preschte tatendurstig seine Seite entlang, und gelegentlich unterliefen ihm auch wirklich brauchbare Flanken wie in der 16. Minute, als Cacau seine Hereingabe zum 1:0 einköpfelte. Aber natürlich könnten Kritiker jede dieser netten Flanken mit einer Gegenfrage kontern: Ja, und? Gegen Malta?“

Waren es 30 Schüsse, 35, noch mehr?

Bernd Müllender (taz) versucht, weitere Gewinner in dem Spiel der vergebenen Chancen auszumachen und frotzelt über den Kontrahenten von der Mittelmeerinsel: „Aber gut, der Gegner beim Aachener Casting hieß Malta, und auch wenn es, wie man seit Jahrzehnten hört, keine Kleinen mehr gibt – das war einer […]. Unzählige Chancen hatte Joachim Löws junges B-Team herauskomponiert. Waren es 30 Schüsse, 35, noch mehr? Aber daraus wurden ‚zu wenig Tore‘ (Löw). Allein Stefan Kießling verstolperte weltmeisterliche 9-mal. ‚Ich hätte noch eine Stunden spielen können und kein Tor gemacht‘, scherzte der Leverkusener. Der gebürtige Brasilianer Cacau, vor einem halben Jahr noch beim VfB kurz vor der Ausmusterung, lächelte indes milde: ‚Ich bin froh, dass Deutschland mich adoptiert hat.‘“

Auch für Stefan Rommel (Spox) war Cacau ein Lichtblick im Dunkel des DFB-B-Kaders: „Aber eigentlich lobte er (Löw, Anm.d.Red.) damit Cacau. Der ist zwar schon 29, erzielte aber trotzdem seine ersten beiden Länderspieltore und vergoldete eine famose Woche. Am Donnerstag wurde er in den vorläufigen Kader berufen. Am Samstag schoss er den VfB Stuttgart mit seinem Tor in Hoffenheim in die Europa League. Am Dienstag vernahm er die Nachricht, der Bundestrainer nehme alle sechs berufenen Angreifer auch mit nach Südafrika. Und am Donnerstag erbrachte er den Beweis, dass sich der Bundestrainer auch auf ihn als aktiver Spieler verlassen kann – und nicht nur als WM-Touristen.“

Cacau als ernstzunehmende Konkurrenz für Gomez & Co.

Auch Michael Horeni (FAZ) rechnet Cacau Chancen für einen Startelf-Platz in Südafrika aus: „Wenn man Cacau so spielen sah und den Bundestrainer so reden hörte, dann konnte man das Gefühl bekommen, dass dem deutschen Sturm-Establishment ein neuer und ganz ernsthafter Rivale erwachsen ist […]. Durch seine variable Spielweise glaubt er (Cacau, Anm.d.Red.) nun auch gute Chancen zu besitzen, in Südafrika Konkurrenten wie Miroslav Klose oder Mario Gomez vielleicht sogar ein bisschen voraus zu sein. Aber nicht nur seine sportliche Vielseitigkeit weiß der Bundestrainer zu schätzen, auch sein Lebensmotto könnte für das Leitmotiv der Ära Löw stehen: ‚Man wird nicht besser, wenn man andere schlechtmacht.‘“

Jan Reschke (Spiegel Online) dagegen glaubt, dass der Deutsch-Brasilianer weiter im Schatten von Miroslav Klose und Mario Goméz steht: „Und so tritt die offensichtlichste Debatte, die besonders nach einem schwachen Spiel gegen einen völlig unterlegenen Gegner reflexartig geführt wird, in den Hintergrund: die Diskussion über die Stürmer. Hier hat Löw seine Entscheidung schon lange gefällt. Es geht nicht um Cacau. Es geht auch nicht um Stefan Kießling. Beide sind in der Stürmerhierarchie auf den hinteren Plätzen. Löw hat sich schon früh festgelegt und Miroslav Klose als einen von fünf Spielern auserkoren, die eine feste Achse seiner Mannschaft bilden sollen. Im 4-2-3-1-System mit einem Stürmer bleibt damit nur Platz für ihn. Daran hätte auch ein 7:0 oder 8:0 gegen den Fußballzwerg Malta nichts geändert.“

Kommentare

1 Kommentar zu “Bedeutungslos oder nicht?”

  1. jemand
    Samstag, 15. Mai 2010 um 13:39

    Immer dieses Rumgenöle. Wenn man nur 1:0 gewinnt wird gejammert dass man so schwach spiele, wenn man 3:0 gewinnt wird gejammert dass der Gegner so schwach sei.

    Man kann sich doch einfach freuen, dass das Benefizspiel gut besucht und unterhaltsam war – zumindest so unterhaltsam wie ein Spiel zweier Mannschaften sein kann, die auf sehr unterschiedlichem Niveau spielen. Außerdem könnte man sich bei den Maltesern bedanken, dass sie der Einladung gefolgt sind, und sich freuen dass sich kein Spieler verletzt hat wie bei den letzten Vorbereitungsspielen zur WM 2002 (Deisler) und 2006 (Lahm).

    Aber nein: Es wird wieder über Hackordnungen und Interna diskutiert. Wird Zeit dass die WM wieder los geht, der Jogi die Käseglocke über’s Team stülpt und sich nicht mehr um den Käse außerhalb kümmert – wie ich es vor kurzem in einer Zeitung gelesen hab‘ x).

    Schönes Wochenende noch! 🙂

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