Deutsche Elf
Glanzloser Sieg und ein Sorgenkind im Gepäck
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| Dienstag, 1. Juni 2010Deutschland besiegt Ungarn im vorletzten WM-Test klar 3:0. Neben wenigen Gewinnern gab es für die Presse einen klaren Verlierer in Budapest: Miroslav Klose
David Bernreuther (SZ) sah die deutsche Mannschaft in den ersten 20 Minuten „trotz aller Verletzungssorgen in wunderbarer Form. Doch der frühen Führung durch Lukas Podolski und einem erfrischenden Angriffswirbel folgte erstens jede Menge Leerlauf. Und zweitens ging es gegen eine Mannschaft, die keinesfalls das Niveau der deutschen WM-Gegner hat.2 Letztlich habe die Partie keinerlei neue Erkenntnisse zu Tage fördern können, denn „dafür war der Gegner zu harmlos, die deutsche Elf zu wenig gefordert.“
Kiraly verhindert höheren Sieg
Für Lars Wallrodt (Welt Online) war es insgesamt ein „glanzloser Erfolg“. Dass die Niederlage der Ungarn auch gut und gerne hätte höher ausfallen können, begründet er folgendermaßen: „Letztendlich hatte es der Gastgeber einem ehemaligen Herthaner zu verdanken, dass das Spiel überhaupt eine Halbzeit spannend blieb. Torwart Gabor Kiraly, mittlerweile in Diensten von 1860 München und somit in der kommenden Saison Zweitliga-Gegner seines ehemaligen Arbeitgebers, klärte in der Anfangsphase dreimal in überragender Manier.“ Unterm Strich bliebe „eine engagierte Leistung, die die Stimmung in Deutschland aufhellen dürfte“.
Glückloser Kapitän
Nach Ansicht von Sven Goldmann (Tagesspiegel) „liegt die Nationalmannschaft bei den WM-Vorbereitungen im Plan.“ Auch für ihn waren die Ungarn „ein höflicher Testgegner, bemüht und doch harmlos.“ Trotz des klaren Sieges habe das Spiel aber auch einen Verlierer zu Tage gefördert – Miroslav Klose: „Der Münchner trug in Abwesenheit von Lahm die Kapitänsbinde, und seine auffälligste Szene war eine böse Grätsche gegen den Ungarn Laszlo Bodnar. Nach einer Stunde machte der glücklose Kapitän Platz für Gomez, der sofort das schaffte, was bei Klose nie zu erwarten stand. Allein vor Kiraly spitzelte er den Ball vorbei zum 2:0. Als kurz darauf auch der eingewechselte Cacau ein Solo zum dritten deutschen Tor abschloss, war klar, dass Klose diesen Abend im Gegensatz zur Mannschaft nicht als Erfolg verbuchen durfte.“
Auch Michael Rosentritt (11 Freunde) sah in dem Münchner den großen Verlierer des Abends: „Der Klose 2010 ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Selbst gegen harmlose Ungarn hat der große, alte Mann des deutschen Sturms nicht eine passable Szene gehabt, die seiner Position gerecht werden würde. Dabei sollte es sein Spiel werden. Sein 95. für Deutschland! Als Kapitän! Er spürte mal wieder jenen Respekt und jenes Vertrauen, das er vom FC Bayern längst nicht mehr kennt. Genau darin liegt das Dilemma. Für Klose, für Löw, für Deutschland.“
Binde tragen und Foul spielen
Jan Christian Müller (BLZ) findet dahingehend noch deutlichere Worte: „Miroslav Kloses auffälligster Beitrag zum Spiel, ehe er nach einer guten Stunde durch Mario Gomez ersetzt wurde: Binde tragen und Foul spielen. Die fehlende Matchpraxis ist ihm nur allzu deutlich anzumerken.“ Neben Verlierern habe er aber auch einen Triumphator ausmachen können: „Toni Kroos ist der Gewinner der Vorbereitung. Löw hat mit seinem Schachzug, den jüngsten Spieler im Kader erfolgreich als Schweinsteiger-Vertreter ins defensive Mittelfeld zu stellen, neue Handlungsalternativen. Kroos bewies in Budapest, dass er das Anforderungsprofil erfüllen kann, er darf sich aber auch Hoffnungen machen, rechts im Mittelfeld eingesetzt zu werden.“
Nach Meinung von Lars Gartenschläger (Berliner MoPo) „hätte es Klose bitter nötig gehabt, sein ramponiertes Image gegen den wenig ambitionierten Gegner etwas aufzubessern.“ Zumindest könne man ihm den Willen nicht absprechen: „Klose enttäuschte gegen die Ungarn in Budapest zwar nicht vollends und machte auch keine großen Fehler. Doch es war wie zuletzt so oft, wenn er mitspielen durfte: Klose lief viel, versuchte viel – und erreichte wenig.“ Grundsätzlich wirke er derzeit „hilflos“. Ob Jogi Löws Vertrauen in die Stärken des Münchners durch dieses Spiel nachhaltig gesunken sei, müsse man abwarten: „Zumal die in Ungarn treffsicheren Rivalen und auch der Zweite der Bundesliga-Torschützenliste, Stefan Kießling, der nicht zum Einsatz kam, den Druck erhöhen.“