Am Grünen Tisch
Somalias Fußballverbot und Südafrikas altes Problem
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| Mittwoch, 16. Juni 2010In Somalia drohen Fußball-Fans harte Strafen, wenn sie die Spiele der WM sehen wollen und in Südafrika bestehen im Fußball immer noch Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß
Welche Probleme somalische Fußball-Fans bekommen, wenn sie die WM verfolgen wollen, beschreibt Marc Engelhardt (taz). Da das Gucken der Spiele streng verboten sei, gehe die islamistische Miliz Hizbul Islam rigoros gegen jene vor, die versuchen, einen Blick auf die WM zu erhaschen: „Kurz nachdem Lukas Podolski das erste Tor geschossen hatte, stürmten die schwerbewaffneten Männer in die Hütten und nahmen die dreißig WM-Fans fest. Ihnen drohen harte Strafen wegen ‚unmoralischen Verhaltens’.“ Ähnliche Vorkommnisse habe es schon bei der vergangenen Weltmeisterschaft gegeben: „Es ist nicht das erste Mal, dass die an sich fußballbegeisterte somalische Nation eine Weltmeisterschaft verpasst. Vor vier Jahren zur WM in Deutschland hatten bereits die damals regierenden Islamischen Gerichtshöfe die öffentliche Ausstrahlung von Fußballspielen verboten. Mogadischus Kinos, in Wirklichkeit kleine Bretterverschläge mit einem Fernseher darin, wurden gestürmt und dem Erdboden gleichgemacht.“ Manche Somalis ließen sich jedoch auch nicht von den Verboten abhalten und würden sich daher aus Altmetall improvisierte Satellitenschüsseln basteln. Doch nicht nur Fußballgucken stehe unter Strafe, „auch Spielen haben die Islamisten verboten. Die Stadien, in denen früher Tausende ihren Teams zujubelten, sind längst zu Militärbaracken und Notlazaretten umfunktioniert.“
Fußball oder Rugby
Die Apartheid ist in Südafrika offiziell seit 16 Jahren abgeschafft, doch die Rassentrennung ist innerhalb der Bevölkerung immer noch ein Thema. So berichtet Ronny Blaschke (FR) über den Unterschied zwischen Fußball und Rugby. Während Fußball der Sport der schwarzen Bevölkerung sei, wäre Rugby weiterhin größtenteils den Weißen vorbehalten. „Weiße stellen heute mehr als neunzig Prozent der Rugbyspieler, aber nur neun Prozent der Bevölkerung.“ Ob ein Fußballturnier an der mehrere Jahrhunderte dauernden Polarisierung nachhaltig etwas ändern könne, bezweifle Scara Matiwane, Trainer von kickenden Jugendlichen in einem Township im Süden Kapstadts. Für Keith Broad, den ersten Weißen, der bei den Orlando Pirates spielte, liegen die Gründe für die anhaltende Abgrenzung innerhalb der Sportarten in der Vergangenheit: „Die offizielle Trennung der Bevölkerung in Weiße, Schwarze, Farbige und Asiaten wurde in den fünfziger Jahren auch den Sportarten übergestülpt. Weiße Fußballmannschaften durften nur gegen weiße Mannschaften spielen, schwarze nur gegen schwarze – organisiert in unterschiedlichen Verbänden und Ligen.“ Ihre Hoffnungen setzen sowohl Broad als auch Matiwane in die Jugend. „‚Sie sind im richtigen Alter, sie haben den Hass von früher nicht erlebt. Wenn wir ihnen Orientierung bieten, haben sie gute Chancen. Aber mit einer WM ist nicht alles getan.’“