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Kein Scholl wie jeder andere

Jens Behler | Donnerstag, 17. Juni 2010 Kommentare deaktiviert für Kein Scholl wie jeder andere

Fußball vor dem Fernseher: Lobende Worte für ARD-Experte Mehmet Scholl und die Problematik des deutschen Spiels um die Mittagszeit

Kommentatorenbashing ist während der WM schon fast zum Volkssport geworden, nicht erst seit Katrin Müller-Hohensteins „innerem Reichsparteitag“. Jürgen Kaube (faz.net) schließt sich dem Trend nicht an und findet lobende Worte für ARD-Experte Mehmet Scholl: „Scholl sagt einfach etwas zur Sache, und er sagt Dinge, die nicht sowieso jeder sieht.“ Er geht sogar noch einen Schritt weiter: „Das ganze Analyse-Getue bringt nichts, wenn es, wie die Wahlforschung, sowieso nur das Offenkundige bestätigen soll. Denn das kann selbst Günter Netzer, der ohnehin eingekauft worden sein dürfte, um noch der letzten Bierkartoffelcombo auf dem Sofa das Gefühl zu geben, soooo schlau sei sie auch. So schlau wie Scholl sind wir aber nicht. Wie wäre es also, wenn ARD und ZDF sich einmal einen Ruck gäben, vom betreuten Kommentieren Abstand nähmen und nach dem Spiel einfach nur Mehmet Scholl und Jürgen Klopp sich eine Viertelstunde miteinander übers Spiel unterhalten ließen? Die Bildungseffekte wären ungeheuer.“

Die frühe Anstoßzeit für das zweite deutsche WM-Spiel bringt viele Arbeitnehmer in die Bredouille. Christian Teevs (Spiegel Online) sprach mit Psychologe und Managerberater Rüdiger Klepsch über die Problematik des Fernsehschauens am Arbeitsplatz: „Da muss man abwägen. Wie viele Kollegen wollen das Spiel sehen? Und wie viele fühlen sich eher genervt? Außerdem sollte man beachten, wie es um die Reputation des Chefs steht: Kann er es sich leisten, die Zügel auch mal schleifen zu lassen? Und dann ist da noch die Frage der Arbeitsbelastung: Wie stressig geht es im Büro zu und welche Ziele müssen erreicht werden? Wenn etwa Termine einzuhalten sind, wird es schwierig mit dem Spiel zur Mittagszeit. Wenn es aber relativ ruhig zugeht, kann man vereinbaren, die zwei Stunden später nachzuarbeiten. Von einem generellen, bürokratischen Verbot kann ich nur abraten, denn so ein Gemeinschaftserlebnis kann die Stimmung im Team enorm verbessern.“

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