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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Ball und Buchstabe

Wie der Fußballer, so das Volk

Jens Behler | Montag, 21. Juni 2010 Kommentare deaktiviert für Wie der Fußballer, so das Volk

Wie eine Nation tickt, kann man in vielem wieder erkennen: In der Literatur, der Politik und der Geschichte eines Landes. Oder eben im Sport

Der Blog Bagehot vom englischen The Economist schaute bereits vor dem Start der WM auf den englischen Fußball und zog Parallelen zum Befinden des ganzen Landes: „ Zur Zeit der letzten WM ging es England gut. Die Menschen profitierten vom ökonomischen Aufschwung. Viele dachten, es würde ewig so weiter gehen. Sie liehen sich zu viel Geld für ihre Häuser, dann liehen sie sich noch mehr für neue Autos und Urlaube. Die Regierung war ebenso verschwenderisch. Das ganze Land lebte in einer Seifenblase aus Überheblichkeit und unverdienten Ruhm. Das englische Fußballteam stand exemplarisch für diesen zügellosen Materialismus. Die WM in Deutschland war die Blütezeit der WAGs (footballers’ wives and girlfriends) und Konsorten, die berühmt waren aufgrund ihrer Popularität, ihren Shoppingtouren und ihren Tabledance-Performancen. Sie waren die personalisierte Alles-für-Nichts-Kultur. Ebenso die Fußballer, die als die ‚goldene Generation’ galten, für den Titel bestimmt. Doch was sie ablieferten, war wieder einmal typisch Englisch: Sie begannen das Turnier mit dem überheblichen Gefühl von Größe – einer Größe, die auf einer verschwommen Vergangenheit beruht und die sie beauftragt waren wiederherzustellen – doch sie spielten unter diesem Druck ängstlich und zögerlich und verloren im Elfmeterschießen.“ Und heute sieht es ähnlich aus: “Das Team steht für eine Gesellschaft, die weniger zuversichtlich ist als noch vor Jahren und dennoch nach maximalen Erfolg strebt, obwohl sie nicht weiß, ob sie ihn verdient hätte.“

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