Ascheplatz
Nicht mehr als eine einmonatige Fernsehshow
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| Freitag, 25. Juni 2010Momentan herrscht in Südafrika noch die totale Fußballbegeisterung, doch es gibt auch düstere Aussichten für die Zeit danach
Colleen Dardagan (Zeit Online) weist auf große wirtschaftliche Schäden nach der WM in ihrem Heimatland hin: „Die Fußballweltmeisterschaft betrachtete die Regierung, die verzweifelt nach internationaler Anerkennung strebt, als Eintrittskarte in den Führungszirkel der westlichen Welt. Endlich ernst genommen werden – das will Südafrika. Wenn unsere Regierung wenigstens den Mut zur Wahrheit hätte: nämlich, dass es ihnen alleine um das Prestige geht. Stattdessen täuschen sie ihre Wähler, indem sie fadenscheinig behaupten, die WM löse einen Wirtschaftsaufschwung aus. Die hohen und dauerhaften Kosten der WM verschweigen sie. Der Publizist Sam Stole schreibt: `Es ist eine Tragödie, wie viel Arbeitszeit, Geld, Fähigkeiten und Energie in ein Projekt versenkt werden, das kaum mehr als eine einmonatige Fernsehshow ist.` Eine Fußball-WM war das letzte, was Südafrika gebraucht hat, denn das Land hat enorme Lasten zu schultern: Kriminalität muss bekämpft werden, das Schulsystem reformiert, das Gesundheitssystem vor dem Kollaps gerettet. Zudem hat eine desaströse Bodenreform dazu geführt, dass große Gebiete brachliegen und ein Land, das vor fünfzehn Jahren noch Nahrungsmittel exportiert hat, inzwischen unter Essensmangel leidet. Mehr als 60 Prozent der Südafrikaner sind jünger als fünfundzwanzig Jahre alt, davon sind mindestens 27 Prozent arbeitslos, 67 Prozent ungebildet, zum Teil Analphabeten, und mehr als 30 Prozent mit dem HIV-Virus infiziert. Die Korruption in unseren Behörden fügt vor allem der stetig wachsenden Unterschicht großen Schaden zu. Die Aussichten Südafrikas auf wirtschaftlichen Gewinn sind düster. Noch mögen unsere Landsleute ihre Fußballtrikots anziehen, ihre Fahnen schwenken, tanzen und die Vuvuzelas blasen. Doch wenn sie später erwachen, werden sich die Menschen fragen, warum ihre Mägen noch leer sind und ihre Krankheiten ungeheilt. Und Blatter wird wiederholen, dass er ein Afrikaner ist. Er wird sagen, dass es das beste WM-Turnier aller Zeiten gewesen ist und er sich nie von Zweifeln den Schlaf rauben gelassen hatte. Und er wird durchscheinen lassen, dass er es gegen Widerstand durchgesetzt hat, diesem armen Kontinent das Vertrauen zu schenken. Doch in wenigen Wochen werden die Probleme dieses Entwicklungslands Blatter nicht mehr länger beschäftigen. Stattdessen wird er sich Brasilien zuwenden, dem nächsten Opfer des größten Betrugs auf Erden, der Fifa-Weltmeisterschaft 2014.“