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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

WM 2010

Mutlose Nati

Matthias Nedoklan | Samstag, 26. Juni 2010 1 Kommentar

Am Ende fehlte der Schweiz zum Weiterkommen nach der Sensation gegen Spanien die Qualität in der Offensive, an Ottmar Hitzfeld bleibt der Makel jedoch nicht haften

Gewohnt nüchtern betrachtet Perikles Monioudis (NZZ) das Ausscheiden der Eidgenossen nach einem 0:0 gegen Honduras. „Sie scheiterten letztlich in der WM-Gruppenphase. Vor der WM hatte die Fußballschweiz nichts anderes erwartet. Nach dem Aus an der WM nun überwiegt das Unbehagen darüber, dass das Schweizer Team zwar gegen große Gegner aus der Defensive agieren, gegen Gegner in Reichweite aber nicht auftrumpfen kann.“ Doch anstatt Konsequenzen zu fordern, bleibt man in Zürich eher ruhig und gelassen: „Gegen den in seinen Mitteln bescheidenen Gegner aus Zentralamerika war dem Schweizer Team nach dem allzu tastenden Beginn zwar anzumerken, dass es den Erfolg wollte. Doch seine Möglichkeiten in der Offensive erwiesen sich als nicht ausreichend.“ Zwei starke defensive Leistungen gegen Spanien und Chile hätten eben diese Angriffsschwäche der Nati übertüncht, die im Spiel gegen Honduras zum Vorschein gekommen sei.

Tränen der Eidgenossen

Vom Boulevard weht ein anderer Wind. Andreas Böni und Max Kern (Blick) trauern der verpassten Chance hinterher: „Es ist traurig. Es ist zum Heulen. Geschlagen liegen die Helden nach dem Spiel auf dem Feld. Steve von Bergen schlägt sich die Hände vors Gesicht, einige sind den Tränen nahe. Das große Ziel, es ist verpasst. Wir müssen nach Hause fliegen.“ Nach dem Sieg gegen Spanien und der Niederlage gegen Chile bleibt nur ein Weltrekord: 558 Minuten war die Schweiz bei der WM ohne Gegentor, das letzte Tor kassierten die Eidgenossen 1994 in den USA. „Trotz des Frusts dürfen wir nicht alles schwarz sehen. Die Nati hat uns bei dieser WM auch viel Freude bereitet.“

Roland Zorn (FAZ) attestiert der Schweiz fehlenden Mut: „Die Verkrampfung war zu groß, alle Spieler aus Hitzfelds Team wirkten mit der Tagespflicht, Tore schießen zu müssen, überfordert. Die Chance war da, aber die Mittel reichten nicht aus. Als die Schweiz ins Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft hätte stürmen sollen, kam sie nie richtig in Fahrt.“ Das 1:0 gegen Europameister Spanien, die Überraschung des Turniers, sei lediglich ein Trostpreis. Es fehle der Schweiz vor allem an Qualität.

Ein gehemmter Europameister

Trotz des Weiterkommens sorgt sich Matti Lieske (FR) um Europameister Spanien. Die Favoritenrolle scheine die Mannschaft zu lähmen. Nur Villa und Fabregas seien „Lichtblicke im Spiel der Spanier, das nach wie vor gehemmt und unstrukturiert wirkte. Immerhin: das Schicksal von Weltmeister Italien blieb dem Europameister erspart. Um die Ambitionen erfüllen zu können, mit denen Spanien nach Südafrika gereist war, muss sich die Mannschaft jedoch gewaltig steigern.“ Am Ende gab es dennoch die nötigen drei Punkte und das Achtelfinale gegen Nachbar Portugal. Jetzt müsse vor allem Fernando Torres seine Klasse zeigen: „Der Stürmer wirkt wie eine groteske Karrikatur des Angreifers, der das EM-Finale gegen Deutschland entschieden hatte.“

Kommentare

1 Kommentar zu “Mutlose Nati”

  1. Rundes Leder Browserdienst 27/10 | «Zum Runden Leder»
    Montag, 28. Juni 2010 um 13:02

    […] Zum Schluss wie immer eine unabhängige Presseschau. Heute zum letzten Spiel von Othmar Hitzfeld als Trainer der Schweizer Nati. […]

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