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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Am Grünen Tisch

Die Staatsführung greift ein, Bestechungsvorwurf gegen Australien

Kai Butterweck | Freitag, 2. Juli 2010 1 Kommentar

Während sich die Politik vermehrt um die Belange des  Fußballs kümmert, gibt es in Australien Unstimmigkeiten beim Bewerbungsverfahren für die WM 2022

Johannes Aumüller und Michael König (sueddeutsche.de) beobachten eine zunehmende Einmischung der Politik in den Fußball: „Der gescheiterte französische Nationaltrainer Raymond Domenech und der scheidende Vorsitzende des nationalen Fußballverbands, Jean-Pierre Escalettes, wurden zur Anhörung ins Parlament einbestellt. Das ist ungefähr so, als wären Joachim Löw und DFB-Präsident Theo Zwanziger in den Bundestag zitiert worden, um Rechenschaft über das Abschneiden bei der WM abzulegen. Joseph Blatter, Präsident des Fußball-Weltverbands Fifa geißelte die Anhörung als Einmischung der Politik in die Angelegenheiten des Verbands. Blatter droht: `Sollten alle weiteren Konsultationen scheitern, bleibt uns als einziges Mittel die Suspendierung des Verbandes.` Auch Nigeria hat den Unmut des Schweizers erregt, weil die politische Führung die fußballpolitische Todsünde begangen hat, sich in die Angelegenheit des Sports einzumischen. Nach dem enttäuschenden Abschneiden bei der WM  hatte Nigerias Präsident Goodluck Jonathan den Fußball-Verband (NFF) überraschend aufgelöst und die Nationalmannschaft für zwei Jahre von allen internationalen Wettbewerben zurückgezogen. Die Autonomie des Sports ist der Fifa heilig, und für die Missachtung dieses Grundsatzes hat sie bereits mehrfach nationale Verbände vorübergehend ausgeschlossen, inklusive allen sportlichen und finanziellen Folgen.“

Chaotisch und korrupt

Auch Dominic Johnson (taz) beschäftigt sich mit den Ereignissen in Nigeria: „Am Vortag der Auflösung des nigerianischen Verbandes hatte die Polizei die NFF-Zentrale in der Hauptstadt Abuja gestürmt und Akten beschlagnahmt. Die Büros wurden gestern von der Polizei geschlossen und versiegelt. Der NFF gilt als notorisch chaotisch und korrupt. Vergangenes Jahr waren 326.000 US-Dollar aus den NFF-Büros spurlos verschwunden. Ein Kommentator der Zeitung Vanguard führte die Krise des nigerianischen Fußballs gestern auf regionale und tribale Rivalitäten zurück. Im NFF-Vorstand hätten der Norden, die Mitte und der Südwesten Nigerias zusammen die Mehrheit und würden sich regelmäßig gegen den Süden und Südosten durchsetzen, wo aber die meisten guten Spieler und Trainer des Landes herkämen, so Jimmy Salvage.“

Für David Smith vom Guardian zeige die Reaktion der Politik Nigerias vor allem, dass „die Freude über die Euphorie der ersten WM-Austragung in Afrika und das Erreichen des Viertelfinales von Ghana nicht überall geteilt wird. Nigerias Mannschaft hat sich jämmerlich präsentiert. Aber auch alle anderen afrikanischen Nationen außer Ghana mussten sich nach der Vorrunde verabschieden. Kritik gab es dafür von Jay-Jay Okocha bei der BBC: `Mir hat bei allen Spielern die Leidenschaft gefehlt. Der unbedingte Wille, für den Kontinent zu spielen und zu sterben. Anders als bei ihren Clubs haben sie all das bei der WM vermissen lassen.`“

Scheitern mit Stil

Christian Kamp (FAZ.net) wundert sich hingegen über die stoische Ruhe, mit denen die bei diesem Turnier gescheiterten Verbände mit ihren Trainern umgehen: „Wie man mit Stil statt im ganz großen Stil scheitert, machten bei diesem Turnier andere vor. Griechenland zum Beispiel, das Otto Rehhagel in Würde gehen ließ, oder die Schweiz, die Ottmar Hitzfeld einfach weitermachen lässt, als wäre nichts gewesen. Südafrika schimpfte ein bisschen auf Trainer Parreira, ließ sich aber sonst die WM-Laune nicht verderben. Besonders rührend schließlich war, wie Japans Trainer Okada alle Verantwortung für das Scheitern auf sich nahm, obwohl Premierminister Naoto Kan wie viele seiner Landsleute lobte und gratulierte. Okadas Demut ist nichts hinzuzufügen. Wo der Blick schon in Fernost ist: Wie es den Spielern aus Nordkorea wohl zurück in der Heimat ergangen ist? Anzunehmen, dass die Politik darauf einen gewissen Einfluss hat.“

Halsketten für Ehefrauen

Carolin Küter (taz) blickt derweil ferner in die Zukunft und befasst sich mit Australiens Bewerbung um die Austragung der WM 2022: „Bei der Bewerbung greift das Land, wie die australische Tageszeitung The Age berichtet, zu zweifelhaften Methoden. Das Blatt deckte mehrere Unstimmigkeiten im Bewerbungsverfahren auf: So wurden Halsketten an Ehefrauen wichtiger Fifa-Funktionäre verschenkt. Zudem soll der Tochter des Fifa-Chefs Joseph Blatters ein Job versprochen worden sein. Schließlich wurden Fußball-Lobbyisten im Falle des Erfolgs hohe Prämien in Aussicht gestellt, die dann aus Steuermitteln zu zahlen wären. Die Medien vermuten Bestechung, Sportministerin Kate Ellis kündigte die Prüfung der Vorgänge an und auch die Fifa will dem Vorwurf nachgehen.“

Kommentare

1 Kommentar zu “Die Staatsführung greift ein, Bestechungsvorwurf gegen Australien”

  1. Peter
    Freitag, 2. Juli 2010 um 14:27

    Die Fifa will dem nachgehen?

    Das kann nur heißen, dass die Fifa nach noch mehr Geld sucht.
    😉

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