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DFB-Pokal

DFB-Pokal: Verlierer, Gewinner und erste Intrigen

Kai Butterweck | Dienstag, 17. August 2010 Kommentare deaktiviert für DFB-Pokal: Verlierer, Gewinner und erste Intrigen

St. Pauli offenbart seine Schwächen, in Hannover geht die Angst um, und auf Schalke rumort es hinter den Kulissen

Die Verlierer des Pokal-Wochenendes sind Hannover 96 und der FC St. Pauli. Marco Carini (taz) beschäftigt sich mit der Blamage des Aufsteigers: „Die Bundesliga hat noch nicht einmal begonnen, da hat die Aufstiegseuphorie am Millerntor bereits einen ersten Knacks bekommen. Gegen Chemnitz belegte das Team deutlich die Schwächen, die Stanislawski schon nach den letzten Testspielen harsch kritisiert hatte. Berauschte der Aufsteiger in der vergangenen Saison seine Fans durch gelungenes, pfeilschnelles Kurzpassspiel und kreative Offensivaktionen, die in das ein oder andere Torfestival mündeten, so zeigten sich die Hamburger in Chemnitz ideenlos und reihten Fehlpass an Fehlpass.“

Slomka schon jetzt mit dem Rücken zur Wand

Christian Otto (Zeit Online) versetzt sich in Mirko Slomka: „In der Rangliste jener Trainer, die gleich zu Beginn der Bundesligasaison um ihren Job fürchten müssen, nimmt Slomka eine Spitzenposition ein. Seine zur Verfügung stehenden Spieler haben im beschaulichen Elversberg wenig bis gar nichts getan, um daran etwas zu ändern.“

Auch Jürgen Schmieder (SZ) befasst sich mit Slomka und dessen gefährlichen Situation. Geld für Neuzugänge würden dem Trainer helfen, doch die Finanzlage ist dürftig und Sportdirektor Schmadtke stellt sich quer: „Die finanzielle Lage des Vereins gilt weiter als angespannt. Dennoch fordert Trainer Mirko Slomka lautstark Zugänge, Mängelverwalter Schmadtke lehnte bisher ab, weshalb sich die beiden Verantwortlichen seit Wochen Scharmützel liefern. Die kommende Saison wird ohnehin als prägend für Slomkas Trainerkarriere empfunden, auf Schalke hatte er einst mit einem bestehenden Kader Erfolge erzielt, mit Hannover in der vergangenen Spielzeit den Klassenerhalt erreicht. Nun muss er beweisen, dass er einen Kader komponieren und eine Mannschaft formen kann. Wie angesagt Mirko Slomka und Jörg Schmadtke nach diesem Scheitern in der Gunst des mächtigen Präsidenten Martin Kind noch sind, wird sich in den kommenden Tagen zeigen. Der Blick auf Frankfurt indes ist für die beiden arg getrübt.“

Magath contra Traditionalisten

Schalke 04 zieht ungefährdet in die nächste Runde ein, doch Richard Leipold (FAZ) beobachtet viel Unruhe an der Vereinsspitze: „Manch einer, der Clemens Tönnies näher kennt, kommt allmählich zu dem Schluss, dass sich im Verhältnis zwischen Aufsichtsrat und Felix Magath erste Risse gebildet haben, was Tönnies (natürlich) bestreitet. Dafür spricht jedoch neben allerlei Andeutungen eine Personalie, die bekannt wurde: Aufsichtsratsmitglied Rolf Rojek, langjähriger Vorsitzender des Schalker Fan-Klub-Dachverbandes, ist nicht mehr Fan-Beauftragter des Vereins, angeblich auf Betreiben Magaths.  Im Mai hatte die Mitgliederversammlung einen Antrag abgelehnt, der dem Vorstand, also letztlich Magath, bei Transfers mehr finanziellen Spielraum gibt, ohne dass die Zustimmung des Aufsichtsrates erforderlich wäre. Magath vermutet in Rojek den Drahtzieher einer Kampagne aus dem Lager der Traditionalisten.“

Bayern München gibt sich gegen tapfere Windecker keine Blöße. Philipp Selldorf (SZ) schildert den Minimalismus des Siegers: „Die Münchner taten das Nötigste, die Windecker arbeiteten hart.“ Ein Ehrentreffer blieb dem Fünftligisten aber verwehrt: „Es gab aber trotzdem noch Riesenjubel unter den Leuten vom Dorfklub: Als der Stadionsprecher kurz vor Schluss verkündete, dass 41.100 Zuschauer Eintrittsgeld bezahlt hatten, sprang der Vereinsmäzen Franz-Josef Wernze jubelnd von seinem Klappstuhl am Spielfeldrand auf, und auch Trainer Heiko Scholz ballte die Fäuste. So hatten beide Seiten erreicht, was sie brauchten: Die Bayern jagen dem nächsten Titel hinterher, die Windecker haben das Geld für ihre neue Tribüne beisammen.“

Christoph Biermann (Spiegel Online) vermisst Favoritenstürzen: „Grund für die wenigen Überraschungen sind die deutlich höheren finanziellen Anreize, die allein für den Einzug in die kommende Runde bei 275.000 Euro liegen und sich im weiteren Verlauf des Wettbewerbs kontinuierlich erhöhen. Der Pokalsieger nimmt insgesamt sechs Millionen Euro ein, und da sind die Eintrittsgelder noch gar nicht mit eingerechnet. Das hat bei der Entwicklung zum Sensations- statt Favoritensterben sicherlich eine Rolle gespielt. Gerade für nicht so finanzstarke Clubs ist der Pokal zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden, dementsprechend ernst genommen haben sie ihn zuletzt auch. Pokalpleiten, wie sie Hannover oder St. Pauli jetzt erlebten, sind deshalb als Indikatoren noch wichtiger für die sportliche Situation der Clubs geworden. Keine Mannschaft geht mehr achtlos in diesen Wettbewerb oder tritt, wie es in England inzwischen häufig bei den Spitzenteams zu sehen ist, mit B-Mannschaften im Pokal an. Daher deuten Niederlagen gegen Teams, die drei Klassen tiefer spielen, auf tiefsitzende, strukturelle Probleme hin.“

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