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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Bundesliga

Schalke ist ein Pflaumenkuchen ohne Pflaumen

Matthias Nedoklan | Montag, 23. August 2010 1 Kommentar

Während der FC Bayern schon in starker Frühform ist, sorgt sich die Presse nach dem Saisonauftakt um Schalke 04 und Werder Bremen

Andreas Burkert (SZ) jubelt dem siegreichen FC Bayern und seinem früheren Superstar zu: „Nach einer durchwachsenen Saison will gerade Franck Ribery sich besonders viel Mühe geben.“ Trainer Louis van Gaal honoriert den starken Auftritt des Franzosen im Saisonauftakt gegen Wolfsburg: „Nun vertraue er dem Mann, der den Unterschied ausmachen kann, sagt van Gaal, der an der Entscheidung des FC Bayern, die kostenintensive Vertragsverlängerung mit Ribery bis 2015 vorzunehmen, nicht ganz unbeteiligt gewesen sein dürfte. Gegen Wolfsburg gingen schon mal viele spektakuläre Szenen, sechs der achtzehn Münchner Torschüsse und ebenso viele Vorlagen auf sein Konto.“

Schalke als Mittelklasse-Team

Jörg Marwedel (SZ) fürchtet ein Schalker Abrutschen ins Mittelfeld der Liga: „Weil es derzeit keinen Spieler gibt, der den spanischen Altmeister Raul mit guten Pässen einsetzt, müsse man, wiederholte Magath, auf dem Spielermarkt noch etwas unternehmen.  Gelingen nicht noch weitere Transfer-Coups, könnte aus dem Bundesliga-Zweiten der vergangenen Saison ein Mittelklasse-Team werden, das trotz Raul bald auch in der Champions League die Segel streichen muss.“ Schalke wirkte: „unfertig wie ein Pflaumenkuchen ohne Pflaumen. Statt eines Rafinha versuchten sich nun Anfänger wie Joel Matip und der Japaner Atsuto Uchido auf dem rechten Verteidigerposten, was verheerende Folgen hatte.“ Während Heiko Westermann seinen neuen Kollegen Joris Mathijsen verbessert hat, fehlte der neue HSV-Kapitän bei Schalke, „weil sein berühmterer Nachfolger Christoph Metzelder nur ein wenig besser war als ein Rozehnal früher beim HSV. Auch mit diesem Tausch könnte der Fußballweise Magath diesmal daneben liegen.“

Peter Heß (FAZ) findet einen Makel am überzeugenden Saisonauftakt von Bayer 04 Leverkusen: „Michael Ballack konnte dazu kaum einen Beitrag leisten, er war vom Tempo des Geschehens meist überfordert. Er begnügte sich damit, den ihm zugewiesenen Raum vor der Abwehr zu verteidigen, nachdem ihm schon in den ersten zehn Minuten zweimal der Ball vom Fuß gespitzelt wurde. In der zweiten Halbzeit eröffnete Ballack mit einem Fehlpass den Borussen eine halbe Torchance, und Sahin nötigte Adler bei einem Freistoß eine Parade ab. Am Ende war Leverkusen dem dritten Tor näher als Dortmund seinem ersten.“

Nach Hoffenheim ist vor Genua

Jan Christian Müller (FR) findet keinen Trost für die mit 4:1 gedemütigten Bremer: „Als die ohnehin arg geknickte Entourage von Werder Bremen auf dem heimischen Flughafen landete, erfuhr sie vom Pokallos: auswärts bei Bayern München. Die Vorfreude auf den Pokalsieger hält sich erwartungsgemäß in engen Grenzen, die Stimmung war nach dem 1:4 in Hoffenheim ohnehin schon in der Nähe des Nullpunkts angelangt. Am Montag geht bereits wieder der Flug nach Genua, wo am Dienstag im ausverkauften Stadion schon ein 0:2 das Aus in der Qualifikation zur Champions League bedeuten würde.“

Stefan Hermanns (Tagesspiegel) probt den Aufstand der vermeintlich ‚Kleinen‘: „Nürnberg, Fastabsteiger der Vorsaison, ergatterte einen Punkt in Mönchengladbach, die Aufsteiger St. Pauli und Kaiserslautern siegten in Freiburg und Köln, Mainz bezwang Stuttgart; vor allem aber haben die Pokaldeppen aus Hannover die Frankfurter Eintracht und ihren ehrgeizigen Trainer Skibbe geschlagen. Man kann das für eine zufällige Häufung halten; man kann aber auch an die Mainzer erinnern, die als erster Absteiger in die vorige Saison gestartet sind und am Ende auf dem neunten Platz landeten. Es ist auf jeden Fall kein Nachteil, wenn die Konkurrenz einen nicht richtig ernst nimmt.“

Van Nistelrooy die Naturgewalt

Frank Heike (Tagesspiegel) bestaunt Ruud van Nistelrooy: „Die Art, wie der 34 Jahre alte van Nistelrooy zu seinen ersten beiden Saisontreffern kam, bewies die Klasse, die der HSV schon im Januar eingekauft zu haben glaubte: Van Nistelrooy reagiert im Fünfmeterraum einfach schneller als die Verteidiger und hat das Gespür, dorthin zu laufen, wo der Ball demnächst auftauchen wird. Traumtore sind das selten, in ihrer Selbstverständlichkeit aber großartige Treffer. Schicksal eben, einfach unvermeidlich, quasi eine Naturgewalt, dass der 34 Jahre alte Niederländer ins Tor trifft.“

Christoph Ruf (taz) wundert sich mit dem FC St. Pauli über die Leichtigkeit mit der man im Fußballoberhaus angekommen ist: „Sollte es tatsächlich möglich sein, dass man auch in der ersten Liga einfach so vor sich hin gewinnen kann, nur weil man zufällig das bessere Team ist? Wie vergangene Saison, als man 72 Tore schoss – mehr als zwei pro Spiel? Der Aufsteiger, der nach acht Jahren in der Dritt- und Zweitklassigkeit erstmals wieder um Bundesligapunkte spielte, trat erkennbar mit dem Vorsatz an, davon gleich drei mitzunehmen. Da auch fast alle dazu nötigen Parameter stimmten – St. Pauli spielte doppelt so schnell, hatte das Mittelfeld für sich und kombinierte zielsicher – konnte Freiburg von Glück reden, dass die Hamburger auch die besten Chancen vergaben.“ Aber Ruf warnt auch: „So leicht wie am Samstag wird es für den FC St. Pauli in dieser Saison wohl nicht mehr oft werden.“

Weniger Ärger, mehr Freude

Axel Kitzinger (Financial Times Deutschland) erklärt auch Laien die Tabelle nach dem ersten Spieltag: „Lautern und Pauli in der Tabelle weit oben, das ist, als verzichtete die FDP auf ihre Forderung nach Steuersenkung oder als werfe Pay-TV in Deutschland plötzlich Gewinn ab. Worüber sollte man sich sonst noch aufregen? Über die Schuldenkönige von Schalke, die sich Raúl jährlich 6 Mio. Euro kosten lassen? Weil die DFL denen nie die Lizenz entziehen wird, egal was passiert? Oder über den HSV-Investor Kühne, der wenig Geld mitbringt, aber viel Mitsprache verlangt? Da freuen wir uns doch lieber. Über Hoffenheim, Pauli und Lautern – und hoffen, dass dieser Traum noch lange dauern möge.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Schalke ist ein Pflaumenkuchen ohne Pflaumen”

  1. Heinz Gründel lebt
    Dienstag, 24. August 2010 um 06:43

    Hannover wie Mainz im letzten Jahr?!? Das ist, mit Verlaub, lächerlich, lieber Tagesspiegeler. 96 ist eine taktisch, spielerisch jämmerliche Mannschaft, die heute noch nicht weiß, wie sie gegen die SGE gewonnen hat. Ich war dort und weiß es leider auch immer noch nicht!

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