Deutsche Elf
Der perfekte Gegner
| Dienstag, 7. September 2010Die Presse befasst sich vor dem Spiel gegen Aserbaidschan mit dem formschwachen Lukas Podolski und sieht in Berti Vogts Mannschaft den idealen Aufbaugegner für den Kölner
Nach Auffassung von Daniel Theweleit (Stuttgarter Zeitung) kommt die Partie gegen Aserbaidschan für Lukas Podolski gerade recht: „Gut möglich, dass er seine Form heute – zumindest für einen Abend – findet, denn die Partie gegen Aserbaidschan könnte ihm liegen. Podolski ist ein Typ, der besonders viele Tore gegen die kleinen Fußballnationen schießt, gegen Thailand, Luxemburg, San Marino oder Zypern zum Beispiel, auch gegen Aserbaidschan hat er schon getroffen. Außerdem handle es sich um das erste Spiel nach der WM vor eigenem Publikum, und dann auch noch in Köln. Insofern liegt Löw wahrscheinlich nicht ganz falsch, wenn er dem Rheinländer trotz der Leistung gegen Belgien eine neue Chance gewährt. Deutschland kann nur verlieren in diesen Partien, Podolski jedoch kann in Köln mit zwei, drei Toren sehr viel gewinnen. Er hat diese Erfahrung immer wieder gemacht. Und dennoch wird es höchste Zeit für mehr Konstanz in seinem Spiel.“
Claudio Catuognu (SZ) beschäftigt sich mit Podolskis Formsuche: „Lukas Podolski hatte eine gute und eine schlechte Nachricht für Köln, und weil die Stadt ihm am Herzen liegt wie eine unergründliche Geliebte, überbrachte er beide Nachrichten persönlich. Aus dem Dunkeln des Treppenhauses kletterte er auf die erleuchtete DFB-Bühne im Gürzenich und berichtete sinngemäß, dass er offenbar seine Form verloren habe. Wobei er nicht genau wisse, wo das Malheur passiert sei. Letzten Freitag, beim Auftakt in die EM-Qualifikation in Brüssel, war sie jedenfalls schon weg, die Form, aber eine Woche vorher in Bremen hatte er sie noch, da ist er ganz sicher. Jetzt ist sie erst mal verschwunden, soweit die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist, dass sich der Instinktstürmer Lukas Podolski, 25, schon auf die Suche gemacht hat, und dass er fest daran glaubt, `meine normale Form wiederzufinden`. Sobald es soweit ist, `wird es sehr schwer, an mir vorbeizukommen`, kündigt er schon mal an, wobei kein Geheimnis ist, wen er nicht an sich vorbei lassen will: Toni Kroos von Bayern München und Marko Marin von Werder Bremen. Aber Lukas Podolski wäre nicht Lukas Podolski, wenn ihn diese Kritik jetzt über das Normalmaß hinaus ins Grübeln brächte. Er scheint die kommenden Aufgaben vielmehr so anzugehen wie jemand, dem sein Portemonnaie irgendwo in der Wohnung aus der Gesäßtasche gefallen ist, und der jetzt ohne große Panik durch seine Sachen kramt. Irgendwo muss es ja sein!“
Kommentare
5 Kommentare zu “Der perfekte Gegner”
Dienstag, 7. September 2010 um 16:23
Es ist sicherlich nicht falsch zu sagen, dass Lukas Podolski schon seit einiger Zeit im Nationalteam seine wahre Form nicht mehr zu 100% abrufen kann. Auch bei der Weltmeisterschaft war er meistens mehr Mitläufer denn tragende Kraft.
Auf seiner Position im Nationalteam warten Kroos uns Marin. Beide sind erstklassige Fußballer. Aber auch bei Ihnen muss man ehrlich sagen, ist der echte Durchbruch noch nicht gelungen. Beide haben in einigen Spielen hervorragende Leistungen, ja mehr noch sensationelle Leistungen (bspw. Marin gegen Bosnien) gezeigt und in den folgenden Spielen dann völlig unverständlich, die Euphorie nicht mitgenommen, unauffällig und ängstlich gespielt – wie ausgewechselt.
Beide also wirklich keine Alternative zu Podolski. Zumal Podolski mit seinem linken Fuß immer für einen Hammer aus dem Halbfeld sorgen kann. Da würde ich an Löws Stelle auch lieber erst mal Podolski bringen.
Dienstag, 7. September 2010 um 16:32
Sehe ich auch so. Gegen ein schwachen Gegner wie Aserbaidschan kann man Marin mal bringen. Für mehr taugt der aber nicht in der Startelf. Nicht umsonst sitzt er selbst bei Werder in den wichtigen Spielen auf der Bank (z.B. Pokalfinale), weil er einfach ein Sicherheitsrisiko darstellt und Kroos muss auch erst einmal zeigen, dass er nicht nur auf einer Leverkusener Erfolgswelle mitschwimmen kann.
Podolski nur gute Spiele gegen schwache Gegner nachzusagen ist Quatsch. Er hat defensiv ungeheuer zugelegt und hat auch eine starke WM gespielt. Er war nicht der herausragende Akteur, aber er war Leistungsträger in einem der stärksten Teams der WM, wenn nicht dem stärksten und er ist auch gegen die großen Gegner aus England, Spanien und Argentinien nicht so abgefallen im Vergleich zu seinen Kollegen, wie das mancher gerne sehen möchte.
Dienstag, 7. September 2010 um 17:21
Poldi ist in dieser Nationalelf spielerisch und technisch überfordert. Schnelles Kurzpaßspiel beherrscht er technisch nicht sicher, hier ist seine Fehlerquote zu hoch. Und auch am Spielverständnis hapert es zu oft. Er ist aus der Distanz immer für ein Tor gut. Aber das ist imho zu wenig. Er ist in dieser Form keine Verstärkung für die Mannschaft. Meine Alternative wäre Kroos.
Dienstag, 7. September 2010 um 17:55
Für Podolski geht das Spiel meist erst dann los, wenn er den Ball hat. Allerdings hat er sich im Spiel ohne Ball leicht gebessert.
Schießen und passen konnte er schon immer.
Dienstag, 7. September 2010 um 21:03
Das Podolskis Leistung in der Nationalelf seit einiger Zeit eher vom Durchschnitt abfällt als darüber ragt, liegt nicht so sehr in einer Formschwäche begründet.
Leider wird es immer mehr zur Gewissheit, dass Podolskis Spiel zu eindimensional für den offensiven Kombinations- und Positionswirbel Löwscher Prägung ist.
Sein Platz in der Dreierkette wird mittelfristig nicht nur von Kroos und Marin beansprucht werden. Auch Hunt, Großkreutz und vor allem Reus können diese Position sehr variabel interpretieren, und Podolski eher früher als später in der Stammelf ablösen.
Oder könnte Podolski gar auf die zur Zeit vakante Position des Linksverteidigers rücken?
Einige Voraussetzungen bringt er mit: Podolski ist schnell, robust und wendig – er könnte für einen dribbelstarken Flügelspieler eine höhere Hürde darstellen als z.B. Jansen.
Im Spiel nach vorne wären sein fantastischer linker Fuß und seine Dynamik sehr hilfreich.
Ob er allerdings das notwendige taktische Einmal eins noch lernt, oder überhaupt zu lernen bereit ist, muss leider bezweifelt werden.
Ein gestandener Nationalstürmer mit gefühlten achtzig Einsätzen und vierzig Toren schult um zum Linksverteidiger von internationalem Format – es bleibt wohl ein Fußballmärchen. Aber ein Schönes.