indirekter freistoss

Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Deutsche Elf

Der doppelte Podolski

Matthias Nedoklan | Mittwoch, 8. September 2010 3 Kommentare

Das Länderspielpublikum wird von Lukas Podolski verwöhnt; ein Gefühl, das man in Köln schon fast vergessen hatte

Michael Horeni (FAZ.net) findet ein Haar in der Suppe des 6:1-Erfolgs gegen Aserbaidschan: „Lässigkeiten im Spielaufbau, unpräzise Zuspiele und glatte Fehlpässe, das Vermeiden von Zweikämpfe. Doch die Freiheiten, die das DFB-Team seinen Gegnern ließen, konnte die Auswahl des ehemaligen Bundestrainers nicht nutzen. Und so warteten der großen Favorit einfach nur darauf, bis sich seine riesige individuelle und kollektive Überlegenheit irgendwann in Treffer ausdrücken würde.“

Claudio Catuogno (SZ) sieht die deutsche Elf mit Potenzial in einer anderen Sportart: „Joachim Löw hatte ‚Handball‘ erwartet, und er bekam Handball. Oder besser: Fußball, der wie Handball aussah. Allerdings hatte der Bundestrainer mit seiner Prophezeiung nicht diese dynamische, kraftbetonte und daher äußerst beliebte Sportart gemeint, die in den Arenen von Kiel, Flensburg oder Hamburg gespielt wird. Sondern eher eine hilflose Form der Fußballverweigerung.“

Aserbaidschan völlig unterlegen

Michael Rosentritt (Tagesspiegel) widmet sich dem hoffnungslos unterlegenen Gegner: „Dass für die Deutschen eine Blamage ausblieb, dafür war nicht die große Kulisse verantwortlich, die Aserbaidschans Trainer Berti Vogts im Vorfeld als großen Gegner seiner Mannschaft ausgemacht hatte, da sie in der Heimat für gewöhnlich vor nur 200 Zuschauern spielt. Das ist vermutlich ein wenig untertrieben, aber es verdeutlicht die unterschiedliche Ausgangsbedingungen. Aserbaidschan war Deutschland schlicht in allen Belangen unterlegen.“

Jan Christian Müller (FR) bestaunt die Begeisterungsfähigkeit des Kölner Publikums: „Bei den im Alltag leidgeprüften Kölner Fußballfans handelt es sich um ein dankbares und somit leicht begeisterungsfähiges Publikum. Kollektive Freude kam somit am Dienstagabend beim Einbahnstraßen-Fußballspiel schon deshalb auf, weil Lokalheld Podolski mitspielte. Nahezu karnevalistischer Ausnahmezustand wurde zur Nachspielzeit der ersten Hälfte erreicht, als Podolski erst nach feinem Doppelass mit Mesut Özil das 2:0 erzielte, um eine Minute später dann nach Vorarbeit von Holger Badstuber uneigennützig auf Miroslav Klose vorzulegen, der mühelos zum 3:0 einschob.“

Podolski wie ausgewechselt

Jens Witte (Spiegel Online) freut sich über die Reaktion von Lukas Podolski auf die Kritik nach dem Belgien-Spiel: „In Köln erlebten 43.751 Zuschauer beim souveränen 6:1 (3:0)-Erfolg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Aserbaidschan einen Lukas Podolski, der wie ausgewechselt wirkte: lauffreudig, agil, voller Spielwitz. Für die gewaltige Leistungssteigerung bei seinem Heimspiel belohnte sich der Angreifer des 1. FC Köln kurz vor der Halbzeitpause selbst. Nach einem doppelten Doppelpass mit Spielmacher Mesut Özil tauchte Podolski im gegnerischen Strafraum frei vor Aserbaidschans Torhüter Kamran Agayev auf – und ließ ihm mit einem platzierten Flachschuss ins rechte Eck keine Abwehrchance (45. Minute).“

freistoss des tages

Kommentare

3 Kommentare zu “Der doppelte Podolski”

  1. JohannesXXIII
    Mittwoch, 8. September 2010 um 21:29

    In meinen Augen war es hauptsächlich ein sagenhaft schwacher Gegner, der diesen Sieg ermöglichte. Einzig der Torwart genügte halbwegs Ansprüchen die an einen Profifußballspieler zu stellen sind.
    Die Lobeshymnen der nationalen Presse ( und des Trainers) kann ich nur dann nachvollziehen, wenn ich mir vor Augen halte, dass die deutschen praktisch nur zu neunt auf dem Feld waren. Müller und Ösil waren so wenig in das Spiel eingebunden, dass sie genauso gut auf der Bank hätten bleiben können.

  2. Herberger
    Donnerstag, 9. September 2010 um 22:48

    Dass der Gegner schwach war, das kann man der deutschen Mannschaft ja nicht vorwerfen. Vorwerfen könnte man ihr, wenn sie nichts draus gemacht hätte. Hat sie aber! Auch Poldi. Insofern doch alles in Ordnung. Ich kann mich an Zeiten erinnern wo solche Spiele als Rumpelfussball mit einem Tor Unterschied gewonnen wurden.

  3. Peter
    Freitag, 10. September 2010 um 13:43

    Ich habe mir vor kurzem die Großmacht Russland Andorra im Fernsehen angesehen. Russland hat 2:0 gewonnen.
    Das Gegurke war unerträglich!
    Dabei standen die Andorraner nicht einmal sehr eng oder so was. Russland war einfach furchtbar schwach und ohne System. Die Angriffsvariante war ganz häufig: Ball nach vorne, da steht der Baum, äh Pogrebnyak, hoffentlich prallt der irgendwie richtig Richtung Tor.

    Wie fiel dann das 1:0. Schneller Ball auf Arshavin (?), der spielt einen aus und passt den Ball flach durch die Gegner auf Pogrebnyak: 1:0. (2:0 war ein Elfmeter)

    Aber solche Aktionen war kaum zu sehen.

    Das grausamste war dann, dass die Andorraner noch zu Chancen kamen. Das hätte mit 2:2 ausgehen können.

    Es liegt also nicht am Gegner sondern am System.

  • Quellen

  • Blogroll

  • Kategorien

  • Ballschrank

103 queries. 0,680 seconds.