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Bundesliga

Männer unter Druck

Kai Butterweck | Dienstag, 14. September 2010 Kommentare deaktiviert für Männer unter Druck

Die Presse beschäftigt sich mit derzeit nicht gerade vom Erfolg verwöhnten Hauptdarstellern der Bundesliga: Felix Magath, Christian Gross und Michael Ballack

Stefan Osterhaus (NZZ) sieht Felix Magath in einer mehr als schwierigen Situation: „Schalkes durch und durch prekäre Situation mit Verbindlichkeiten in dreistelliger Millionenhöhe gestattet keine Fehler. Doch der Reiz der Situation ist für Magath, der nur die Loyalität zu sich selber kennt, gross genug. Er weiss, dass er die Anzahl der nach ihm zu benennenden Plätze und Strassen in Gelsenkirchen und näherer Umgebung nach einem Titelgewinn selber bestimmen dürfte. Und auch für den Klubchef Clemens Tönnies würde mehr als eine Fussnote in den Klub-Annalen bleiben: Er wäre der Initiator eines Erfolgs, dessen Architekt Magath heisst. Der Titel als Obsession birgt jedoch immense Gefahren: Trägt Schalke den wirtschaftlichen Zwängen nicht mehr Rechnung, würde die Liga eher früher als später zum ruinösen Wettbewerb werden.“

Frank Lamers (derwesten.de) beschäftigt sich mit der Frage, ob es sich der Club bei anhaltender Erfolgslosigkeit überhaupt erlauben könnte, Felix Magath zu entlassen: „Was wird eigentlich passieren, wenn der Klub nach den drei Liga-Niederlagen eine vierte Niederlage in der Champions League gegen Lyon und eine fünfte gegen Borussia Dortmund im Derby kassieren sollte? Lautet die Antwort: Dann bleibt uns hier auf Schalke wohl nichts anderes übrig, als weiterhin Tee zu trinken, muss sich irgendwo im System ein Fehler eingeschlichen haben. Im gewöhnlichen Fußballgeschäft werden Trainer nämlich nicht ganz ohne Grund als temporäre Erscheinungen betrachtet. Bleibt der Erfolg aus, müssen die Automatismen brutal greifen können. Dumm ist nur, wenn der Trainer zwischenzeitlich im Verein strukturell und personell alles auf einen Mann zuschneiden durfte. Auf sich.“

Instabil und leidenschaftslos

Thomas Haid (Stuttgarter Zeitung) vermisst beim VfB Stuttgart Stabilität und Leidenschaft: „Was ist das Verbindende, was die Strategie, was das Ziel? Gefordert ist Christian Gross. Er muss dem Team ein Gesicht geben. Bei ihm gilt jetzt der Satz, wonach sich ein guter Trainer erst dann zeigt, wenn mal drei Spiele nacheinander verloren wurden. Mit im Boot sitzt Fredi Bobic. Der neue Manager wird gleich zum Krisenmanager. Bis jetzt macht er einen besonnenen Eindruck. Deshalb besteht die Hoffnung, dass die VfB-Probleme wie bei den vergangenen Herbstdepressionen rein sportliche sind, die gelöst werden können. Das ist zwar auch nicht erfreulich, aber immer noch besser als die Befürchtung, dass zu der zweijährigen Bundesligaabwesenheit seit 1963 demnächst ein drittes Jahr hinzukommen könnte.“

Ballack auf dem Abstellgleis

Nach Auffassung von Sebastian Stier (Tagesspiegel) könnte Michael Ballack im Verein nun dasselbe Schicksal wie in der Nationalmannschaft drohen: „Natürlich würde der Bundestrainer nie zugeben, dass ihm die erneute Verletzung von Michael Ballack gelegen kommt. Mindestens sechs Wochen wird Ballack ausfallen, Löw muss sich nun nicht mehr entscheiden, ob er den bald 34-Jährigen für die kommenden EM-Qualifikationsspiele gegen die Türkei und Kasachstan beruft und damit das harmonische Gefüge der Nationalmannschaft durcheinander bringt. Die Mannschaft um ihren neuen Anführer Philipp Lahm hatte sich während der WM von ihrem langjährigen Kapitän Ballack emanzipiert. Nicht nur sportlich ist Ballack inzwischen längst verzichtbar geworden. So weit ist man bei Bayer Leverkusen (noch) nicht. Es ist jedoch möglich, dass Ballack innerhalb kürzester Zeit im Verein das Gleiche widerfährt wie in der Nationalmannschaft.“

Daniel Barthold (stern.de) sieht die Zeit als größten Gegner Ballacks: „Ballacks Karriere kann sich sehen lassen – und doch scheint sie unvollendet zu bleiben. Kein Titel in der Nationalmannschaft, kein internationaler Erfolg mit einem Klub. Das nagt an an dem gebürtigen Görlitzer und ist ein Grund dafür, dass Ballack seine Fußballschuhe noch nicht an den Nagel gehängt hat. Was kann man vom Mittelfeldmann also noch erwarten? Vorerst wenig: Einen Einsatz in der Nationalmannschaft wird es vor 2011 nicht geben. Zudem wird er die erste Hälfte der Hinrunde in der Bundesliga verpassen. Dass er danach mit Bayer einen Titel holt, ist höchst fraglich. Dem „Unvollendeten“ läuft die Zeit davon.“

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