Am Grünen Tisch
Bayern contra Uefa
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| Freitag, 17. September 2010Die Presse sieht die Bestechungsvorwürfe gegen den Rekordmeister von Seiten der Uefa als zweifelhaft und abenteuerlich an
Die Vorwürfe gegen die Bayern sind nach Ansicht von Claudio Catuognu (SZ) mehr als fragwürdig: „Razzia bei Uli Hoeneß? Kokain in der Wohnung eines FC-Bayern-Spielers? Und eine achtstellige Überweisung auf ein Vereinskonto, als Gegenleistung russischer Krimineller für das verlorene Uefa-Cup-Halbfinale 2008? Die im Raum stehenden Vorwürfe sind derart abenteuerlich, dass man die schäumende Empörung schon verstehen kann, mit der Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des Klubs, sie dementiert. Warum in Spanien ein russischer Gangster einem anderen am Telefon erzählt, er habe das Spiel zwischen Bayern und St. Petersburg gekauft, wird dadurch ja noch nicht geklärt, dass die Uefa den Bayern Aufklärung im eigenen Hause zusagt. Hier müssten staatliche Stellen in München oder Madrid weiter ermitteln; dass dies geschieht, ist fraglich. Und Robin Boksic? Dass sich die Uefa kritisch mit der Rolle ihres Wettbetrug-Ermittlers befasst, hat Bedeutung weit über den aktuellen Streit hinaus. Boksic hat eine zwielichtige Vita, das war bekannt – gerade deshalb hatte man ihn angestellt: als Verbindungsmann ins Milieu. Dass er einigen Unfug in die Welt gesetzt hat, mag die Bayern empören. Doch wenn Limacher dieser dubiosen Figur tatsächlich Zugang zu hochsensiblen Wett-Daten verschafft hat – dann dürfte die Affäre zur Gefahr für die Uefa werden.“
Lars Gartenschläger und Julien Wolff (Welt Online) können den Ärger der Bayern verstehen: „Bei der Vielzahl der Konflikte der Bayern, könnte der Beobachter meinen, dass sie sich derzeit mit dem gesamten Weltfußball anlegen: Vom niederländischen Verband fordern sie eine Entschädigung für den Ausfall Arjen Robbens. Bei dem Mittelfeldstar war nach der Rückkehr von der WM ein Muskelfaserriss diagnostiziert worden. Die Bayern führen dies auf die falsche Behandlung bei der Nationalelf zurück. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge fordert in diesem Zusammenhang vom Weltverband Fifa höhere Entschädigungszahlungen für die Abstellung der Nationalspieler. Den französischen Verband attackierte der Klub, weil er es als unfair empfindet, dass Franck Ribery in seiner Heimat nach der peinlichen WM zum Sündenbock gemacht wird. Und jetzt ist die Uefa dran. In allen drei Fällen ist die Verärgerung der Bayern aber nachzuvollziehen.“