Bundesliga
Abschied auf Raten
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| Dienstag, 21. Dezember 2010Mark van Bommel, Bastian Reinhardt, Michael Rensing und der VfB Stuttgart haben nach Ansicht der Presse eines gemeinsam: eine ungewisse Zukunft
Andreas Burkert (SZ) skizziert das teils zynische Profigeschäft am sich abzeichnenden Abgang des Bayern-Kapitäns: „Als Mark van Bommel noch ein Junge war und keine reife Leitfigur inmitten von Millionären, hatte er daheim seinen Nachttisch mit Aufklebern verziert. Ein Aufkleber gefiel ihm besonders, er zeigte das runde Wappen seines Lieblingsklubs, des FCBayern. Das muss wissen, wer den Holländer nach einem 5:3-Auswärtssieg der Bayern zu seiner diskutierten Vertragssituation vernimmt und fragt, ob er denn gerne in München bleiben würde, wenigstens bis Saisonende. Van Bommel steht einem dann im roten Klubanzug gegenüber, etwa in der Höhe seines Herzens ist so ein FC-Bayern-Wappen aufgenäht. Er überlegt recht lange nach dieser eigentlich sehr einfachen Frage; schon da ist zu erahnen, wie irritiert und auch verletzt er gerade ist wegen des Themas. Sein Blick ist weiterhin auf die Augen des Gesprächspartners fixiert, und dann sagt er tatsächlich: ‚Ich weiß es nicht.‘ Mark van Bommel tendiere zum sofortigen Abschied, so ist am Montag erneut aus dem Verein zu hören. Nicht mal seinem Trainer, dem der eigene Kapitän heilig ist, kam in Stuttgart ein Wort des Zuspruchs über die Lippen. Auf die Frage, ob er mit van Bommel in die Rückrunde gehen wolle, entgegnete Louis van Gaal allen Ernstes, das habe doch nicht er zu entscheiden, sondern der Spieler und der Vorstand. ‚Ich bin nur ein Trainer.‘ Nur ein Trainer. Van Gaal. Köstlich.“
Lars Pegelow (Welt) sieht den HSV – mal wieder – vor einem Umbruch: „Zwar gab es allenthalben eine gewisse Empörung über die Äußerungen von Aufsichtsrat Peter Becker, der die Berufung Bastian Reinhardts in den Vorstand als einen Fehler bezeichnete. Ob Reinhardts Position stark genug ist, die anstehenden Aufgaben vorbehaltlos anzugehen und den Kader grundlegend zu verändern, wird die Zukunft zeigen. Mit den Vertragsverlängerungen der Youngster Muhamed Besic und Heung Min Son hat Reinhardt bislang zwei einfache Vorgänge abgewickelt. Der Aufsichtsrat ist sich dessen bewusst. Nach der Mitgliederversammlung am 9. Januar wird sich das Kontrollgremium nicht nur mit der Personalie von Vereinsboss Bernd Hoffmann auseinandersetzen. Die Kritik von Aufsichtsrat Peter Becker verlangt nach deutlichen Worten des Kontrollgremiums, die die sportliche Kompetenz im HSV klarstellen. Eine Variante ist, Reinhardts Stellung als einziger Sport-Verantwortlicher zu stärken. Eine andere, den Sportbereich auf mehrere Füße zu stellen mit einem neuen Manager. In Vereinskreisen ist wieder der Name von DFB-Sportdirektor Matthias Sammer zu hören. Oder Trainer Veh wechselt ins HSV-Management.“
Ein bisschen zu wählerisch
Andreas Werner (FAZ) sucht Michael Rensing: „Angebote gab es und gibt es. Aktuell wird der Flirt mit Hertha BSC, der im Sommer begann, wieder heißer. Markus Babbel wollte Rensing schon vor der Saison unter Vertrag nehmen, doch der Trainer konnte sich gegen seine Bosse nicht durchsetzen. Auch beim 1. FC Köln und bei Aston Villa hatte man über Rensing nachgedacht, sich aber in letzter Minute gegen ihn entschieden. Mit RCD Mallorca war sich der Torwart so gut wie einig, dann entzog die Uefa den klammen Spaniern das Startrecht in der Europa League. Damit hatte es sich mit dem Transfer. Er ist ein bisschen zu wählerisch gewesen, gibt der 26-Jährige zu, aber es ging ihm darum, bei einem guten Klub zu spielen. Alle zwei Wochen schaut er nun bei seiner Berater-Agentur vorbei. Vor zwei Monaten absolvierte er ein Probetraining bei Leicester City, doch irgendwie wurde er beim englischen Zweitligaklub nicht heimisch.“
Reinhard Sogl (FR) blickt auf den VfB Stuttgart: „Wer im interaktiven Adventskalender des VfB Stuttgart das Türchen mit der 20 öffnet, kann bei richtiger Beantwortung einer Frage 20 Euro gewinnen. Zwei Tage vor dem DFB-Pokalduell gegen Bayern München sind die Experten aufgerufen gewesen, die Torschützen beim 3:0-Pokalsieg gegen den FC Bayern am Tag des Mauerfalls zu nennen. So werden die guten alten Zeiten beschworen und Erwartungen geschürt, die der Verein für Bewegungsspiele 21 Jahre später nicht erfüllen kann. Vielleicht wäre es einen Tag nach der 3:5-Niederlage gegen eben diese Bayern zum Abschluss der Hinrunde besser gewesen, die Anhänger zu befragen, wann der VfB letztmals abgestiegen ist, um den Ernst der Lage zu verdeutlichen.“