Bundesliga
Geschenke zur Weihnachtszeit
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| Freitag, 24. Dezember 2010Das spektakuläre Pokalspiel zwischen Stuttgart und Bayern beschäftigt die Presse weiter. Die Abwehrfehler der Bayern dürften Konsequenzen haben. Außerdem: In Wolfsburg fehlen die Alternativen zu McClaren
Thomas Hummel (sueddeutsche.de) blickt gespannt auf die Transfergerüchte der Winterpause: „Seit Tagen spekuliert Fußball-Bayern, ob der 33-jährige Kapitän des FC Bayern tatsächlich in der Winterpause, also innerhalb der kommenden zwei Wochen, zum VfL Wolfsburg übersiedelt. Und wer darüber entscheidet. Es ist die vielleicht öffentlichste Personalie seit Jahren in dem sonst so verschwiegenen Betrieb der FC Bayern AG. Inzwischen äußert sich vom Präsidenten über den Vorstandsboss über den Sportdirektor, Trainer und Spieler jeder in der Form, dass er nichts mehr dazu sagen will. Um dann doch etwas dazu zu sagen. Weil es jetzt ohnehin zu spät ist. Nachdem der FC Bayern im Herbst die Erkenntnis zugab, seine Mannschaft bald mit ein paar Ergänzungen auffrischen zu wollen, jagt in München ein Gerücht das nächste, eine Wasserstandsmeldung löst die vorherige ab. Die beiden wilden Partien in Stuttgart dürften die Debatten über den defensiven Mannschaftsteil nicht verstummen lassen. Im Gegenteil. Gustavo wäre ein Übergangskandidat für links hinten, seine eigentliche Planstelle liegt allerdings im Hoheitsgebiet des Mark van Bommel. Als sicher gilt deshalb, dass der Niederländer im Sommer keinen neuen Vertrag bekommt. Doch war der Auftritt in Stuttgart vielleicht gar sein letzter für den FC Bayern München? Das Ende nach vier Jahren in München? Es wäre jedenfalls ein kurioses Ende mit fast trauriger Note. Kurz nach der Halbzeit deutete der 33-Jährige einen leichten Schmerz im Oberschenkel an. An der Ersatzbank angekommen, schimpfte van Bommel lauthals in Richtung Trainer und Ärzte. Van Gaal kam das Zeichen der Ärzte tatsächlich gelegen. Denn unübersehbar war wieder, dass van Bommel weit von seiner Form entfernt ist, dass diesem grimmigen Mittelfeld-Kämpfer die Diskussionen um seine Person zusetzen.“
Michael Ashelm (FAZ) sucht bereits einen neuen Verein für den Bayern-Kapitän: „Sein Vertrag endet zum Saisonschluss, doch hätten die Bayern wohl nichts dagegen, den zuletzt zwei Monate am Knie verletzten Holländer nun gleich in der Januar-Transferperiode abzugeben, wenn es einen seriösen Interessenten gibt. Fest steht im Moment, so verriet van Bommel, dass nach zwei Gesprächsterminen mit den Bayern dort keine Bereitschaft vorhanden ist, den Vertrag mit ihm über das Jahr 2011 hinaus zu verlängern. So muss sich der Spieler etwas überlegen, will er geschmeidig in seinen vielleicht letzten gutdotierten Kontrakt als Fußballprofi gleiten. Immer wieder wird der angeschlagene VW-Werksklub VfL Wolfsburg als sofortiger Abnehmer genannt, wo so eine reife Leitfigur zwischen den vielen Künstlern und Mitläufern dringend benötigt wird. ‚Vielleicht brauchen die noch einen‘, sagte van Bommel mit Pokerface. Gemeldet habe sich aber noch niemand bei ihm oder seinem Berater.
Keine Nörgelei zu den Feiertagen
Andreas Burkert (SZ) spürt in München versöhnliche Weihnachtsstimmung: „So etwas ist wohl nur vor Weihnachten möglich: dass sich die Stuttgarter nach einem 3:6 versöhnen mit ihrer Kundschaft, die beim Bundesliga-3:5 drei Tage zuvor noch in übelster Art und Weise gepöbelt und rebelliert hatte. Und auch mit den Bayern waren sie irgendwie im Reinen, trotz des 6:11 aus zwei Partien: Der neue Trainer Bruno Labbadia schwärmte vom bayerischen Gutmenschen Schweinsteiger, der Boulahrouz‘ Platzverweis verhindern wollte. Die Münchner wiederum waren partout nicht gewillt, so kurz vor dem Fest über die allmählich pathologische Schwäche ihrer Abwehrkräfte zu nörgeln.“
Maik Rosner (Berliner Zeitung) sucht nach Gründen zum Lachen: „Das wissen natürlich auch die lustigen Herren aus der Führungsetage, weshalb sie sich ja intensiv um Verstärkungen bemühen. Linksverteidiger Leighton Baines vom FC Everton hat gestern allerdings einen Wechsel zur Winterpause kategorisch ausgeschlossen und auch sonst kein großes Interesse an der Bundesliga („Die kenne ich eigentlich nicht“). Und ob Luiz Gustavo von 1899 Hoffenheim in Kürze oder mittelfristig kommt, wird die Münchner auch über die Feiertage beschäftigen. ‚Wir gehen jetzt in den Urlaub, beziehungsweise die Mannschaft‘, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger. Das war ein kleiner Hinweis, der ihm herausgerutscht war, ansonsten stand seine Defensive und die der anderen Entscheidungsträger ganz untypisch bayerisch stabil.“
Reinhard Sogl (FR) mahnt: „Freilich haben Bobic und Labbadia ihre Zweifel, ob die Qualität auch für den Kampf um den Klassenverbleib ausreicht. Zwar bewies der schon als Fehleinkauf abgeschriebene Stürmer Pawel Pogrebnjak mit zwei Treffern am zweiten Tag der offenen Tore mal wieder Torjägerinstinkt, doch die Verpflichtung des Japaners Shinji Okazaki fürs Angriffszentrum scheint so gut wie sicher.“
Wolfsburg fehlt der Plan B
Boris Herrmann (SZ) singt, trotz vorläufigen Vertrauensbeweis, bereits das Abschiedslied für Steve McClaren: „Dem Vernehmen nach hatten sich Hoeneß und die VW-Bosse vor dem Spiel auf einen Plan A geeinigt, der darin bestand mit McClaren in die Rückrunde zu gehen – falls gegen Cottbus keine Katastrophe passiert. Es ist dann zu einer totalen Katastrophe gekommen. Und die große Weihnachtsüberraschung ist, dass Plan A trotzdem Bestand haben soll. Auch wenn der möglicherweise etwas voreilig kam, bleibt von diesem Pokalspiel der Eindruck zurück, dass der erste englische Trainer in der Bundesliga endgültig gescheitert ist. Er mag ein charmanter und humorvoller Mensch sein, aber er hat es nie geschafft, seinem Team auch nur den ersten Kringel einer Handschrift zu verleihen. Wie zu hören ist, hat McClaren im Aufsichtsrat des Werksklubs alle Sympathien längst verspielt. Sollte der Brite nach der kurzen Winterpause indes nicht mit einem völlig verwandelten Team auftreten, dann wird ihn Hoeneß über kurz oder lang wohl auch deshalb opfern müssen, damit die Krise nicht gar zu sehr mit ihm selbst in Verbindung gebracht wird. Es ist noch nicht einmal ein Jahr her, als Hoeneß sein Büro in der VW-Arena bezog. 40 Millionen Euro hat er seitdem in neues Personal investiert. Ein Volltreffer war bislang noch nicht auszumachen – den Trainer eingeschlossen“
Christian Otto (FAZ) rätselt, warum der VfL Wolfsburg zur Zeit unter ferner Liefen spielt: „In Sicht zu den Abstiegsrängen überwintern zu müssen, passt nicht zu den ehrgeizigen Plänen von Hoeneß und des Volkswagen-Konzerns. Der Hauptsponsor des VfL hat den 57 Jahre alten Manager mit viel Macht ausgestattet hat. Neben möglichen Verstärkungen hatte Hoeneß als neuen Trainer McClaren auswählen dürfen, damit der es besser als Armin Veh oder Übergangscoach Lorenz-Günther Köstner mache. Direkt nach dem Pokal-Aus wirkte der ehrgeizige VfL-Boss angeschlagen und fast schon ratlos. Das Verrückte an der zerfahrenen Lage beim VfL: Bis auf Spielmacher Zvjezdan Misimovic, der seinen Wechsel provoziert hatte, ist die Mehrheit der Spieler aus der Meistermannschaft von 2009 geblieben. Die millionenschweren Investitionen in Profis wie die Brasilianer Diego und Cicero, den Dänen Simon Kjaer, den Kroaten Mario Mandzukic und Nationalspieler Arne Friedrich haben sich bislang nicht bezahlt gemacht.“