Ascheplatz
Der Fußball kennt die Tricks
| Freitag, 21. Januar 2011Sepp Blatter, Michael Ballack und Hertha BSC Berlin: Begriffe, die der begeisterte Fußballfan weltweit kennt. Doch so groß deren Höhenflug war, so schmerzhaft fiel auch die Landung in der Realität aus; nicht immer helfen Tricks
Wer ganz oben stehen will, muss das Spiel der Macht beherrschen. Und er darf seinen schärfsten Kontrahenten nicht aus den Augen verlieren. AFC-Präsident Bin Hammam und FIFA-Präsident Sepp Blatter duellieren sich im Kampf um den Thron im Weltfußball. Doch Blatter könnte sich unlängst in eine Zwickmühle verrannt haben, glaubt Roland Zorn (FAZ): „Tricksen, antäuschen und den Gegner ins Leere laufen lassen – Fußballer werden für diese Kunst bejubelt. […] Heute bekämpfen sich die Herrschaften mit einer Politik der Nadelstiche. Bin Hammam, weil er wiederholt davon gesprochen hat, bei der nächsten Fifa-Präsidentenwahl am 1. Juni in Zürich womöglich gegen Blatter und dessen intransparente Herrschaft anzutreten; Blatter, indem er Ideen von Michel Platini, dem Präsidenten der Europäischen Fußball-Union, kursieren ließ, die WM 2022 könne außer in Qatar in der gesamten Golfregion ausgetragen werden – und dazu eine Verlegung aus dem heißen Sommer in den warmen Wüstenwinter befürwortete. […] Den von der Fifa unter viel Eigenlob verabschiedeten Jahresspielkalender für ein Januar-Spektakel in Qatar umzustellen, dagegen wächst der Widerstand – […] wenn sich erst die Europäer, vor allem deren große Ligen, verbündeten und Blatters Winterspielgedanken entschlossen bekämpften, könnte es eng werden für den Trickser und Antäuscher.“
Berlin blickt in den wirtschaftlichen Abgrund
Kann man angesichts von aktuell 39 Millionen Euro Verbindlichkeiten bei einer Investitionszahlung von acht Millionen Euro tatsächlich von einem guten Geschäft reden? Michael Jahn (Berliner Zeitung) verteidigt die Finanzspritze des geheimen Investors für die Hertha: „Es handelt sich um keine Schenkung, es sind Bedingungen an das Investment geknüpft, welches […] die Sorgen um eine Lizenzerteilung ad acta legen würden. Die gesamte Summe soll laut […] für die Senkung der Schulden auf rund 31 Millionen Euro verwendet werden. […] Als Gegenleistung für den Millionensegen soll der Klub mögliche Transferanteile an einer Gruppe von wertvollen Spielern an den Investor abtreten. Es soll sich um vier bis maximal sieben Profis handeln, zu denen Raffael, Adrian Ramos und auch Roman Hubnik gehören sollen. Das Konstrukt ist nicht neu, […] diesmal sollen aber die Vorteile vor allem beim Klub liegen. Das Modell soll so konstruiert sein: Der Brasilianer Raffael etwa wird auf der Internetplattform Transfermarkt.de mit einem Marktwert von 4,5 Millionen Euro gehandelt. Erwirbt der Investor maximal 50 Prozent der Transferanteile (mehr ist nicht zulässig) kostet ihn das 2,25 Millionen Euro. Steigt Raffaels Marktwert zum Beispiel auf zehn Millionen Euro, und ein Klub würde das bezahlen, bekäme der Investor nicht 50 Prozent der Transfereinnahme (in dem Fall fünf Millionen Euro), sondern 50 Prozent seiner eingesetzten Summe, also 1,125 Millionen Euro. Für Hertha ein gutes Geschäft.“
Stefan Hermanns und Michael Rosentritt (Tagesspiegel) erklären den Trick mit der Bilanz-Fälschung: „Ähnlich wie andere Profi-Fußballklubs haben sich auch die Berliner auf ein Spiel eingelassen, das fast nicht mehr ohne Bilanztricks auskommt, die für Laien schwer zu durchschauen, aber rechtlich kaum zu beanstanden sind. Hertha war in dieser Hinsicht in der Vergangenheit sehr erfinderisch. So hat die KGaA Vermarktungs- und Verwertungsrechte im Wert von 38 Millionen Euro in zwei eigens gegründete Tochtergesellschaften ausgegliedert. […] Der Vorteil: Eigentlich stille Reserven konnten auf diese Weise auf der Habenseite in die Bilanz eingestellt werden. Reales Kapital ist nicht geflossen.“
Michael Ballack kämpft um seinen guten Ruf
Er hat beinahe zehn Jahre auf allerhöchstem Niveau gespielt. Mit seiner gegenwärtigen Reservistenrolle hadert Ballack und löst damit in der Bayer-Chefetage eine heftige Debatte zum Vorgehen mit dem Spieler aus. Philipp Selldorf (SZ) erinnert an das Interesse aus Wolfsburg vor Saisonbeginn und malt Ballacks Zukunft aus: „Michael Ballack will spielen, doch Trainer Jupp Heynckes lässt ihn nicht. Spekulationen, der Nationalspieler könnte sich in Richtung Wolfsburg verabschieden, werden jedoch heftig dementiert.“ Die Nationalmannschaft rückt in den Fokus: „Joachim Löw hat noch ein paar Tage Zeit, die erste Bewährungsprobe für seine Elf steht erst am 9. Februar an, wenn sich das DFB-Team in Dortmund mit Italien misst. Aber das Thema kommt unweigerlich auch auf ihn zu, spätestens wenn er den Kader fürs Testspiel nominiert. Zuerst muss sich aber Jupp Heynckes damit beschäftigen, und der Bundestrainer wird sich nicht zuletzt nach den Beschlüssen seines Leverkusener Kollegen richten.“ Interessant ist diese Aussage, erinnert man sich nur an das Reservistendasein von Podolski oder auch Klose bei den Bayern. Denn dann dürfte Ballack als verlässlicher Nationalkicker bei Löw auch ohne Bayer-Spielpraxis durchaus seine Chance bekommen.
Kommentare
1 Kommentar zu “Der Fußball kennt die Tricks”
Freitag, 21. Januar 2011 um 17:06
@Philipp Selldorf:
Es ist doch auf der anderen Seite normal, dass ein Spieler, der solange verletzt war, noch keine 90 Min. spielt. Das war bei Ribery,Robben, Rolfes usw genauso.
Zur N11: Wenn Klose nominiert wird, müsste Ballack auch dabei sein. Man kann nicht mit zweierlei Maß messen. Bei Ballack wird immer eine 100%ige Fitness und am bester noch seine alte Leistung von 2002 vorausgesetzt.
Bei Klose heißt es: In der N11 überzeugt er immer. Egal ob er nur ein oder zwei Spiele gemacht hat.