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Bundesliga

Für Bremen, Stuttgart und Wolfsburg wird es immer enger

Kai Butterweck | Dienstag, 22. Februar 2011 1 Kommentar

Während drei ehemals erfolgsverwöhnte Vereine immer tiefer in den Liga-Niederungen versinken, blüht in München die Offensivabteilung wieder auf

Klaus Hoeltzenbein (SZ) beschäftigt sich mit der Talfahrt ehemaliger Jäger des FC Bayern: „Trotz aller notwendigen Differenzierungen im Krisenprofil haben Bremen, Stuttgart und Wolfsburg eine Erfahrung, die sie eint: Mehr oder minder sind sie das Opfer ihrer erfolgreichen, doch verzehrenden Jagd auf den FC Bayern. Für eine Meistersaison, die für die Ewigkeit bleibt, müssen sie heute bitter büßen. Bremens findigem Gestalter-Duo Allofs/Schaaf ging bei Transfers nach einem Jahrzehnt dann doch die Phantasie verloren, Stuttgart wurde überrollt von den Begehrlichkeiten, die so ein Titel weckt, und in Wolfsburg zog Trainer Magath samt komplettem Stab sogleich zum nächsten Projekt weiter.“

Falk Schneider (Welt Online) skizziert das Horror-Szenario für drei vermeintliche Eckpfeiler der Liga: „Für die Spannung in der Liga sind die Mannschaften verantwortlich, denen es neben Borussia Dortmund im vergangenen Jahrzehnt gelang, die Titeldominanz des FC Bayern zu durchbrechen. Werder Bremen (Meister 2004), der VfB Stuttgart (2007) und der VfL Wolfsburg (2009) streben mit aller Macht Richtung Zweite Liga. In der momentan Verfassung muss man es den früheren Top-Klubs zutrauen, dass sie das Kunststück fertig bringen, zusammen ins Unterhaus zu marschieren.“

Bremen befindet sich in bester Gesellschaft

Oliver Fritsch (Zeit Online) entscheidet sich für Bremen als derzeitigen Krisen-Krösus im Liga-Keller: „Heute ist am aschfahlen, nicht mal fünfzigjährigen, Gesicht Thomas Schaafs der Bremer Zustand abzulesen. Der Stoiker genießt in seinem zwölften Amtsjahr großen Kredit, das ist in dieser ungeduldigen Branche löblich. Aber kluges Verteidigen hat er seiner Elf in dieser Zeit nicht beibringen können. Aber muss man daran nicht einen Trainer messen, ist das nicht sein Einmaleins? Bremen befindet sich in bester Gesellschaft: Wolfsburg, Stuttgart, Frankfurt, selbst Schalke stecken unten drin. Doch den besorgniserregendsten Eindruck hinterlässt derzeit Werder.“

Klaus Bellstedt (Stern.de) sorgt sich um die Zukunft von Thomas Schaaf: „Thomas Schaaf befindet sich in seiner zwölften Saison als Trainer bei den Grün-Weißen – und noch nie hat Werder unter ihm schlechter Fußball gespielt als heute. In den letzten sieben Auswärtsspielen hat Bremen ganze zwei Punkte geholt, bei einem Torverhältnis von 1:20. An der Weser geht die Angst vor dem Abstieg um. Mit der peinlichen Niederlage ausgerechnet beim gerne großen Erzrivalen HSV wurde die nächste Stufe auf der Eskalationsleiter erklommen. Wie oft darf eine Mannschaft wie Werder Bremen in einer Saison so auftreten wie in Hamburg, ohne dass die sportliche Führung dafür in Verantwortung genommen wird? Diese Frage geistert durch Bremen.“

Fehlende Unterstützung für Per Mertesacker

Friedhelm Körner (RP Online) hofft, für Per Mertesacker, auf eine baldige Rückkehr von Naldo: „Mertesacker ist Chef der zweitschlechtesten Defensive. Nur Borussia Mönchengladbach ließ noch mehr Tore zu. Der Brasilianer Naldo, schon seit Monaten verletzt, hat in dieser Saison noch kein Ligaspiel bestritten. Das Fehlen des noch zwei Zentimeter größeren Verteidigerpartners ist ebenfalls eine Ursache dafür, dass Mertesacker der Bremer Hintermannschaft allzu oft keine Stabilität verleihen kann.“

In Stuttgart werden sie Spieler immer dünnhäutiger

Daniel Theweleit (Spiegel Online) begibt sich in Stuttgart auf Ursachenforschung: „Im Sommer wurde nicht erkannt, was für große Löcher die Abgänge von Sami Khedira und Jens Lehmann im Gefüge hinterlassen würden, die Transferpolitik blieb wirr und deutet auf einen mangelhaften Einblick in die soziale Struktur des Kaders hin. Es folgten zwei wirkungslose Trainerwechsel, die Spieler waren körperlich bis zum Beginn der Rückrunde in einem erbärmlichen Zustand. Zudem hielt die sportliche Leitung verbissen an Torhüter Sven Ulreich fest, obwohl Christian Gross, der erste Trainer der Saison, und Labbadia im Winter einen neuen Mann für diese Position gefordert haben sollen. Und die Spieler werden immer dünnhäutiger.“

Ulrich Hartmann (SZ) sucht vergeblich nach Anhaltspunkten für einen möglichen Stimmungswechsel bei den Schwaben: „Labbadia obliegt seit zwei Monaten und sieben Bundesligaspielen die Aufgabe, den VfB Stuttgart, vor dem Abstieg zu bewahren. Vorangekommen ist er seitdem nicht. Mitte Dezember hatte Stuttgart zwei Punkte mehr als der Tabellenletzte Mönchengladbach. Jetzt sind beide punktgleich. Die Niederlage am Sonntag verlief typisch für diese Mannschaft, die von den Namen her kein Abstiegskandidat sein dürfte, dies aber mehr denn je ist.“

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Marko Schumacher (Stuttgarter Zeitung) fordert mehr Stabilität auf der rechten Abwehrseite der Schwaben: „Grundsätzlich bleibt es jedoch ein weiteres Stuttgarter Problem, dass nicht nur die linke Flanke anfällig ist, sondern der rechte Defensivflügel bestenfalls bieder besetzt ist. Zwar bemühte sich auch Khalid Boulahrouz nach dem Wechsel, etwas mehr nach vorne zu bewegen, doch seine große Stärke wird das nicht mehr. Vielmehr fällt der niederländische Vizeweltmeister dadurch auf, dass er möglichst gar nicht auffallen will. Nur keinen Fehler machen, so lautet Boulahrouz‘ Devise, nachdem er nun in der Anfangself steht. Doch auch der Holländer ist auf der rechten Abwehrseite alles andere als eine Optimallösung. Was schon allein die Tatsache belegt, dass die drei Stuttgarter Trainer in dieser Saison bereits insgesamt sechs Rechtsverteidiger ausprobiert haben. außer Boulahrouz noch Christian Träsch, Patrick Funk, Stefano Celozzi, Philipp Degen und Ermin Bicakcic.Restlos überzeugend hat sich noch keiner von ihnen für diese Aufgabe aufgedrängt.“

Überraschende Stammplatzgarantien von Louis van Gaal

Jörg Hanau (FR) wundert sich über die personelle Beförderungspolitik von Louis van Gaal: „ Der eigenwillige Trainer des FC Bayern München, ist nicht gerade dafür bekannt, großzügig Stammplatzgarantien auszusprechen. Und wenn doch, erwartet man Namen wie Arjen Robben, Franck Ribéry oder Bastian Schweinsteiger. Führungskräfte eben, die in jeder europäischen Spitzenmannschaft ganz oben in der Hierarchie zu finden wären. Umso erstaunlicher, dass der streitbare Niederländer am Samstagabend  nicht etwa seiner niederländisch-französisch-deutschen Kreativkombo einen Persilschein verpasste. Vielmehr seien bei ihm Spieler wie Innenverteidiger Holger Badstuber oder Torwart-Novize Thomas Kraft gesetzt − vor allem aber einer wie Toni Kroos.“

Andreas Burkert (SZ) warnt Inter Mailand vor Mario Gomez: „Man kann sich ja noch gut daran erinnern, wie der Nationalstürmer bei den Partys für den Double-Gewinner und Europacup-Finalisten irgendwo in der hintersten Reihe stand und seinen melancholischen Schmollblick hinter langen Fransen versteckte. Denn Gomez hatte, als sich die Bayern im vorigen Frühjahr berauschten am Erfolg, keine Rolle mehr gespielt in den Planungen von Trainer Louis van Gaal. Doch jetzt ist alles anders. Inzwischen bekommt es sogar der furchtlose van Gaal mit der Angst zu tun, wenn sein bester Schütze über eine leichte Prellung klagt. Vor diesem in sich ruhenden Schwaben darf sich Inter jetzt ruhig ein wenig fürchten, im Finale von Madrid haben sie ihn ja nicht kennengelernt.“

Thomas Müller hat ein fabelhaftes Raumgefühl

Stefan Osterhaus (NZZ Online) adelt Thomas Müller: „Neben Robben und Ribéry verfügen die Bayern im zentralen Offensivspieler Thomas Müller über einen Fussballer, der in seiner Spielanlage der Gegenentwurf zu den beiden Flügelspielern ist, aber nicht minder mysteriös auftritt. Müller hat ein fabelhaftes Raumgefühl, weswegen er zum Ärger der gegnerischen Trainer unerklärlich oft anspielbar ist. Die kühle Effizienz, die das Spiel des jungen Bayern auszeichnet, sucht an dessen besseren Tagen ihresgleichen im Weltfussball.“

Thomas Gaber (spox.com) vergleicht den momentanen Leistungsstand der beiden Kreativkräfte Bayerns miteinander: „Ribery stellte Robben in den Schatten, selbst wenn der Niederländer mit neun Torschussvorlagen einen persönlichen Saisonrekord aufstellte. Doch Mainz war nur ein Anfang. Der Verein hat viel Geduld mit Ribery bewiesen, jetzt muss er Leistung bringen und zwar konstant. Die Bayern sind schon in Mailand auf seine Genialität angewiesen. Die körperlichen Voraussetzungen hat Ribery, er fühlt sich so fit wie lange nicht.“

Die Spannung beginnt hinter Dortmund

Daniel Theweleit (Berliner Zeitung) freut sich auf ein spannendes Gerangel um die Champions-League-Plätze: „Vier der vergangenen fünf Partien haben die Leverkusener nun gewonnen, darunter auch solche, in denen das Team deutlich unter Bestform spielte. Diese Tatsache dürfte in München mit Sorge zur Kenntnis genommen werden, zumal die Bayern ja früher oft allein durch vorgelegte Siege Angst und Schrecken in Leverkusen verbreiten konnten. Diesmal nicht. Wenn es schon kein spannendes Meisterschaftsrennen gibt, dann könnte wenigstens das Duell um die direkte Champions-League-Qualifikation zwischen Leverkusen und Bayern zum Thriller werden.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Für Bremen, Stuttgart und Wolfsburg wird es immer enger”

  1. Die Geier kreisen über dem VfB | STUTTGARTER TAGBLATT
    Dienstag, 8. März 2011 um 07:41

    […] Diese fast demonstrative mediale Nichtbeachtung schlägt sich in vielen Bereichen nieder. So hat der VfB beispielsweise meist das Nachsehen, wenn es bei gleichzeitig im Europapokal antretenden deutschen Mannschaften darum geht, wer in den Vorteil einer lukrativen Fernsehübertragung kommt. Bei Bundesligaspielen liegt der Fokus der Berichterstattung im Fernsehen und in den einschlägigen Print- und Onlinepublikationen meist auf der gegnerischen Mannschaft, ungeachtet der Prominenz oder Tabellensituation der Kontrahenten. Erst wenn, wie zuletzt, durch eine Krise Brisanz und Schadenfreude ins Spiel kommen, kreisen die Geier. Doch selbst dann muss sich der VfB die Aufmerksamkeit noch mit den anderen kriselnden ehemaligen Spitzenklubs teilen. […]

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