Am Grünen Tisch
Die Champions League der Wettbetrüger
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| Dienstag, 22. März 2011Die Presse beschäftigt sich mit der Verlesung der Anklageschrift im Prozess um den bislang größten Wettbetrug im europäischen Fußball
Marcus Bark (Berliner Zeitung) sucht verzweifelt das Licht am Ende des Tunnels: „Der Rummel ist groß. Die `Champions League` der vermeintlichen Wettbetrüger steht vor Gericht. Mehr als zwei Stunden liest Staatsanwalt Matthias Rohde etwa 50 Seiten der insgesamt 287 Seiten starken Anklage vor. Es geht um 47 manipulierte Fußballspiele, von der WM-Qualifikation bis zur Oberliga, von Kanada bis Neustrelitz. Das gewaltige Verfahren läuft seit etwa zwei Jahren, und es wird auch nach diesem Prozess nicht abgeschlossen sein.“
Wann ist eine Manipulation eine Manipulation?
Rafael Buschmann (Spiegel Online) fordert Klarheit: „Rein rechtlich ist nämlich – und das zeigt auch der erste und sich seit Oktober vergangenen Jahres unermüdlich in die Länge ziehende Prozess gegen die vermeintlichen Wettmanipulateure Nürettin G., Tuna A., Stevan R. und Kristian S. – völlig unklar, wann eine Manipulation tatsächlich eine Manipulation ist. Erfolgt sie bereits dann, wenn einem Spieler etwas für eine bestimmte Spielhandlung versprochen wurde? Oder erst, sobald der Spieler das Geld angenommen hat? Aber wie wird dann die Situation bewertet, wenn der Spieler sich seine Absicht auf dem Spielfeld anders überlegt? Und wer ist eigentlich bei einer Spielmanipulation der Geschädigte?“
Ulrich Hartmann (SZ) beschäftigt sich mit dem vermeintlichen Drahtzieher: „Am Montag schüttelte Ante Sapina immer wieder verächtlich den Kopf. Seine Mitschuld am neuen Wettskandal hatte er in polizeilichen Vernehmungen zwar eingeräumt, aber mit Details der Anklageschrift tat sich der Berliner trotzdem schwer. Das die insgesamt sechs Angeklagten sich nach Ansicht des Staatsanwaltes des `Betrugs als Mitglied einer Bande` schuldig gemacht hätten, werden diese – auch mit Blick auf eine moderate Strafe – wohl bestreiten.“
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