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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Am Grünen Tisch

Politik der Farce? Ein Scheich als Dompteur für die hungrigen Chaos-Löwen von 1860 München

Martin Hauptmann | Freitag, 1. April 2011 1 Kommentar

Die Sechziger benötigen bis Anfang nächster Woche mindestens zehn Millionen Euro; ansonsten steigt der Traditionsverein aus dem laufenden Bundesligabetrieb direkt in die fünfte Liga ab. Lässt man sich auf die Hilfe eines mächtigen Scheichs ein?

Christian Eichler (FAZ) bewahrt sich den Humor und zieht ein gegenwärtiges Fazit: „Der Münchner Löwe ist in freier Wildbahn vom Aussterben bedroht – und bliebe das, bei vorläufiger Rettung, wohl auch im Käfig der Banken. […] Der CSU-Staatssekretär Erich Riedl trieb den Klub als Präsident in den 70er Jahren in die Verschuldung. […] Der von Politikern dominierte Aufsichtsrat, in dem SPD-Oberbürgermeister Christian Ude seit 13 Jahren sitzt, nickte alles ab. So wurde 1860 ein Sammelbecken der Unseriosität, mit ständig wechselnden Verantwortlichen […] Anders als in Köln oder Kaiserslautern, wo man auch in der Zweiten Liga ein Erstligapublikum behielt, ist der Zuschauerzuspruch unaufhörlich geschrumpft. Dazu steckt das Team seit 2004 im Zweitliga-Mittelmaß. Nur die Jugendabteilung gilt immer noch als exzellent. Sie ist jedoch ausgeplündert, weil immer wieder Finanzlöcher zu stopfen waren.“ Und nun? „Sechzig als Klub der Scheichs? Das wäre eine schrille Schlusspointe für die Tragikomödie eines Volksvereins, der zum Pflegefall geschrumpft ist.“

Wer hat Geld? Wer kann zahlen? Vielleicht ein Scheich!

Bei Andreas Burkert und Klaus Ott (Sueddeutsche) nährt sich die Hoffnung auf eine schnelle Rettung des Clubs: „Die bislang federführende Privatbank hat sich soeben zurückgezogen, eine andere könnte dafür hinzustoßen. Zusagen von Banken liegen aber nicht vor. Dafür gestalten sich die Verhandlungen mit dem möglichen Investor vom Persischen Golf […] recht aussichtsreich. […] Die Verbindung zu dem als seriös eingestuften Investor, der bei seinen Geschäften vom Öl-Reichtum am Persischen Golf profitiert und gute Kontakte zur Herrscherfamilie des Emirats Abu Dhabi unterhalten soll, war durch die Vermittlung eines renommierten Münchner Bankers zustande gekommen.“ Es handele sich um einen in Dubai anerkannten Interessenten, „der jene gut zehn Millionen Euro […] für 49 Prozent der Anteile an der Fußball-KGaA der Löwen bietet, […] Käme der spektakuläre Einstieg tatsächlich zustande, würde erstmals arabisches Geld in den deutschen Sport fließen.“

Es bleibt die Angst vor einer unkontrollierbaren Machtübernahme

Burkert und Ott (Sueddeutsche) erinnern an englische Verhältnisse und warnen daher ausdrücklich vor zu viel Machtverlust: „Die Scheichs wollen dann im Verein [..] wohl massiv Einfluss nehmen. […] Bei 1860 hat erst vor zwei Jahren schon einmal ein umstrittener Investor aus Berlin versucht, sehr viel Einfluss zu nehmen, sehr zum Ärger der DFL. Von Personal-Entscheidungen im Sinne des Geldgebers wurde gemunkelt, bis hin zum Spielerkader. Auch deshalb reagierten die Löwen um den neuen TSV-Präsidenten Dieter Schneider bisher eher zurückhaltend auf Offerten von Investoren. Jedoch wollen sich Schneider und Geschäftsführer Robert Schäfer nicht nachsagen lassen, sie hätten nicht alles versucht, um den Niedergang des Traditionsvereins zu verhindern.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Politik der Farce? Ein Scheich als Dompteur für die hungrigen Chaos-Löwen von 1860 München”

  1. Ulfert
    Freitag, 1. April 2011 um 11:28

    großartiger FdT. Bei mir vor rosa Hintergrund. *gg*

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