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Bundesliga

Holger Stanislawski – Der Frontmann verlässt St. Pauli

Kai Butterweck | Donnerstag, 14. April 2011 3 Kommentare

Nach 18 Jahren verlässt Holger Stanislawski zum Saisonende den FC St. Pauli. Die Presse hofft, weint und sorgt sich

Frank Heike (Tagesspiegel)  hofft in Zukunft auf bessere Arbeitsbedingungen für Holger Stanislawski: „Die Arbeit am Millerntor grenzte zuletzt an Masochismus: der Anspruch, mit geringen Mitteln, einem Kader der Namenlosen und vielen Verletzten in der Bundesliga zu bleiben, mag tatsächlich ein Job gewesen sein, für den Stanislawski sieben Tage die Woche 24 Stunden hart hat arbeiten müssen. Wie sehr ihn St. Pauli geschafft hat, ist an seinem Körper abzulesen: die Falten sind tiefer geworden, acht Kilogramm Körpergewicht hat er seit dem Sommer verloren.“

Womöglich ist Stanislawski der Aufsteiger beim möglichen Absteiger

Jörg Marwedel (SZ) ringt gemeinsam mit dem St. Pauli-Coach um Fassung: „37 Minuten hat Stanislawski am Stück – mit kleinen Schluckpausen – gesprochen. Er hat davon berichtet, wie er manchmal eine Stunde im Auto gesessen, auf die neue Südtribüne geblickt und sinniert habe, was dort in den vergangenen Jahren alles entstanden sei. Und er hat über den Abschied geredet. Über den Tod seiner Mutter, die kürzlich starb. Über Verluste, aber auch darüber, dass man einmal loslassen muss – so, wie jetzt auch vom FC St. Pauli. Weil es Zeit sei. Womöglich ist Stanislawski der Aufsteiger beim möglichen Absteiger. Denn Schulte, der Ende der achtziger Jahre selbst eine Pauli-Trainer-Ikone war, hatte früh gemerkt, dass aus `Stani`, wie sie ihn alle nennen, einmal `ein absoluter Toptrainer` werden würde.“

Braucht es nicht manchmal einen Bruch?

Markus Lotter (Berliner Zeitung) freut sich auf frischen Wind: „Nicht einmal Trainermanager Alex Ferguson dürfte mit Manchester United in einem derart komplexen Abhängigkeitsverhältnis stehen wie Stanislawski mit dem FC St. Pauli. Ist so etwas nicht fatal? Braucht es nicht manchmal einen Bruch, um in seiner Entwicklung voranzukommen? Vielleicht ist der FC St. Pauli ohne Holger Stanislawski nicht nur ein anderer, sondern ein besserer FC St. Pauli. Vielleicht gereicht die Trennung nicht nur Stanislawski zum Vorteil, der bei weitaus besserer Bezahlung in Hoffenheim oder in Köln oder woanders seine Grenzen als Fußballlehrer austesten darf, sondern eben auch dem Klub, dem eine fremde, nicht aus dem eigenen Filz kommende Idee mit Sicherheit nicht schaden kann.“

St. Pauli zerstört sich selbst

J. Wolff und R. Stilz (Welt Online) sorgen sich um den Kiez-Klub: „St. Pauli zerstört sich selbst. Mit dem geringen Etat und den vielen jungen Spieler ist es ohnehin schon schwer, den Abstieg zu vermeiden. Doch entscheidend für die Krise sind neben Verletzungssorgen hausgemachte Probleme: Stürmer Gerald Asamoah musste nach einem Streit mit seiner Frau und zwei Bekannten bei der Polizei aussagen. Torwart Thomas Kessler soll mitten im Abstiegskampf eine Vertragsoption gezogen haben, damit er den Klub im Falle des Sturzes in die Zweite Liga verlassen kann. Am Donnerstagnachmittag wird der Deutsche Fußball-Bund wohl das Urteil in der Bierbecherwurf-Affäre sprechen. Und nun geht auch noch Stanislawski.“

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Kommentare

3 Kommentare zu “Holger Stanislawski – Der Frontmann verlässt St. Pauli”

  1. STP1910
    Donnerstag, 14. April 2011 um 12:22

    Geil, wie die Welt aus gemischter Käseplatte versucht eine Katastrophe herbei zu schreiben. Lasst das doch die Springer-Kollegen von der BILD machen, die können das besser.

  2. svw
    Donnerstag, 14. April 2011 um 19:32

    Ich gebe den Herren Wolff und Stilz vollkommen recht. Der Vorfall um Asamoah ist hundertprozentig ein Hauptgrund für die Krise bei Pauli. Endlich mal 2 Sportjournalisten, die etwas von ihrem Metier verstehen.

  3. Gatsby
    Dienstag, 19. April 2011 um 13:09

    Markus Lotter sieht zwischen Stanislawski und St. Pauli also ein „komplexes Abhängigkeitsverhältnis“, das er für „fatal“ hält und moniert Stanislawskis Stil als „aus dem eigenen Filz kommende Idee“?
    Nun, letztere hat den Verein immerhin binnen vier Jahren aus den Niederungen der 3. Liga zurück in die Bundesliga befördert, mit einem zumindest am Millerntor bis dahin ungekannten technisch versierten Offensive-Fußball. Und in ersterem lässt sich durchaus der Aufbau professioneller Strukturen erkennen, die es in dieser Form bis dato ebenfalls noch nicht gab auf St. Pauli.
    Entweder hat Lotter echtes Insiderwissen (das er dann aber nur fahrlässig andeutet) – oder es besteht ein schlechtes Binnenverhältnis zwischen dem ehemaligen St. Pauli-Profi und seinem ehemaligen Teamkollegen und Mannschaftskapitän. Ich tendiere zu der zweiten Möglichkeit…

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