Ballschrank | Internationaler Fußball
Temperamentvolle, iberische Spielweise verzückt und erobert Europa
| Freitag, 15. April 2011Barcelona und Real Madrid stehen im CL-Halbfinale; mit Porto, Benfica, Villareal und Braga kommen nun auch alle vier verbleibenden Vertreter der Europa-League von der iberischen Halbinsel; der Fußball in Europas Westen brilliert und auch der im Ruhrgebiet sorgt wieder für Furore
Thomas Klemm (FAZ) lobt den portugiesischen Fußball: „Dass es um die Staatsfinanzen in Portugal sehr schlecht bestellt ist und um den Fußball sehr gut, ist ein gefundenes Fressen für Satiriker. So ließ es sich der Karikaturist der meistgelesenen Sporttageszeitung des Landes, ‚A Bola’, vor wenigen Tagen nicht nehmen, die internationalen Erfolge der lusitanischen Klubs im Schatten der Wirtschaftskrise auf die Spitze zu treiben. Sollten Benfica Lissabon oder Sporting Braga, die im Halbfinale der Europa League aufeinandertreffen könnten, es im darauffolgenden Endspiel womöglich mit dem FC Porto zu tun bekommen, dann würde nur noch ein griechischer Schiedsrichter fehlen, um den Krisengipfel perfekt zu machen. Weil nämlich das Finale in Dublin stattfindet, würden sich dort am 18. Mai die größten Sorgenkinder der Europäischen Union versammeln.“
Barça gegen Real: Erzrivalen-Duell wühlt Erinnerungen an diktatorische Missstände auf
Tanja Kokoska (FR) klopft das kämpferische Herz, wenn sie an die bevorstehenden vier „El classico“ denkt: „Beim FC Barcelona gab und gibt es Ambitionen, den Klub auch politisch einzusetzen − als Vorzeige-Klub Kataloniens, als Instrument des spanischen Separatismus, als Mahnmal gegen den Faschismus. ‚Für den Klub zu sein, hieß gegen das Regime zu sein. Deshalb wird Barça immer mehr sein als nur ein Verein.‘ Diesem Satz des katalanischen Schriftstellers Sergi Pàmies schließen sich heute sicher nicht mehr alle an, aber viele Funktionäre und Fans des FC Barcelona. In Spanien gibt es noch immer keine weitreichende Aufarbeitung der Franco-Zeit, im Gegenteil. Die Justiz in Madrid geht massiv gegen Aufklärer wie den Juristen Baltasar Garzón vor. Sein Vorhaben, Verbrechen gegen die Menschlichkeit unter der Diktatur zu untersuchen, wurde als Verstoß gegen die Amnestie-Gesetze gewertet, Garzón wurde suspendiert. Vor diesem Hintergrund wirkt die offene Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit, für die Barça steht, wie Salz in einer Wunde, und ein Triumph Madrids erscheint wie ein Triumph der Totschweiger.“
Auch in Deutschlands Westen feiert der Fußball Erfolge
Moritz Kielbassa (Sueddeutsche) verneigt sich vor dem fußballerischen Aufschwung im Westen Deutschlands: „Der Deutsche Meister soll Mitte Mai von gelbschwarz Kostümierten am Dortmunder Friedensplatz bejubelt werden. Der Umzug für den Pokalsieger folgt eine Woche später auf den Straßen von Gelsenkirchen. Oder, falls das Endspiel in der Fußballkleinstadt Berlin unerwartet verläuft, in Duisburg. Dort, in der Heimat von Kommissar Schimanski, sind die Menschen froh, dass ihr Meidericher Spielverein (MSV) ein Jahr nach der Love-Parade-Katastrophe die Stadt wieder positiv darstellt. Fast schon eine Fußnote: Einige Kilometer weiter steht der VfL Bochum vor dem x-ten Erstliga-Aufstieg. Für Millionen Fußball-Verrückte dort, deren sozialer Kitt die Liebe zu ihrem Klub ist, ist er ein Segen: der Wiederaufschwung West im deutschen Fußball, den an den Ausläufern der Metropolregion Rhein/Ruhr Leverkusen als Liga-Zweiter abrundet.“
Kommentare
6 Kommentare zu “Temperamentvolle, iberische Spielweise verzückt und erobert Europa”
Freitag, 15. April 2011 um 14:26
Schon wieder so eine irreführende Überschrift, Herr Hauptmann. Wo ist denn in den Texten die Rede von der Spielweise oder gar vom Temperament der Iberer? Wurden da ein paar Stellen wegredigiert oder bedienen Sie einfach nur ein paar Klischees?
Freitag, 15. April 2011 um 16:39
Ich finde die Überschrift gut, weil sie angesichts der aktuellen Erfolge in Champions League und Europa-League die Überlegenheit des technisch guten, offensiv-starken, temperamentvollen Fußball der Spanier und Portugiesen betonen soll. Das ist meine wichtigste Aussage und darum habe ich sie hier, bei der kleinen Auswahl an zur Verfügung stehenden, interessanten, spannenden und themenbezogenen Texten auch gewählt. Ich verstehe, dass man sich als Leser hier vielleicht mehr erhofft. Aber das tue auch ich. Manchmal muss man basteln und Kompromisse eingehen, und das tue ich so gut es mir gelingt.
Samstag, 16. April 2011 um 21:15
ich freu mich auch auf Real – Barca. Özil – Messi. Vermute leichte Vorteile bei Barca… leider. 🙂
Montag, 18. April 2011 um 11:32
Die Überschrift ist irreführend. Dieser nach zu urteilen spielen Mannschaften von der iberischen Halbinsel temperamentvollen Fußball. Welche Art von Fußball spielen dann die Italiener? Und die Engländer? Diese Überschrift bedient Klischees, wonach Deutsche Panzerfußball spielen und alles platt machen und die Engländer spielen simplen kick-and-rush-Fußball. Das ist vereinfachend und oberflächlich. Dass diese Mannschaften da sind wo sie jetzt sind, hat sicher eher mit ihrer Cleverness und Abgebrühtheit zu tun als mit Temperament. Jeder Fußballer sollte Temperament mitbringen, sonst braucht er kein Fußball zu spielen.
Der Westen Deutschlands ist das Herz des Fußballs in diesem Land. So muss man es wohl sagen. Was passiert, wenn Dortmunds Meisterfeier noch überboten wird von Schalke, wenn sie noch einen viel größeren Pokal mit nach Hause bringen, als nur den DFB-Pokal?
Montag, 18. April 2011 um 21:06
Eine Diskussionskultur über ein Wort in der Überschrift…im Ernst? Wie schade um alle kreativen Ideen!
@Lateral: Ich verfolge den Freistoss nun schon knapp 2 Jahre aufmerksam. Und ich muss sagen: Von ihnen liest man leider in erster Linie Negatives. Wo bleiben der Respekt, das ermutigende Element und wertvolle, durchdachte Lösungsansatze? Sie versuchen, Dinge oft in einer selbstgefälligen, arroganten und beschmutzenden Art und Weise schlechter zu reden, als sie tatsächlich sind. Meistens schaffen Sie das auch. Sie sind ja nicht dumm. Leute wie Sie nehmen dabei alles in Kauf. Ihnen ist das ganz einfach egal. Ich finde so ein Verhalten äußerst bedenklich und komisch! Egal, wie gut Sie auch eingelesen sind. Kritik muss immer löungsorientiert und konstruktiv sein!
Dienstag, 19. April 2011 um 13:39
@Helmut
Lateral hat recht. Die Überschrift bedient Klischees. Der Artikel dagegen spricht überhaupt nicht davon.