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DFB-Pokal

Quo vadis, Schnapper?

Matthias Nedoklan | Montag, 23. Mai 2011 2 Kommentare

Geht er oder bleibt er? Schon während des Pokal-Finales nervten alle Journalisten Manuel Neuer mit dieser Frage. Die Hängepartie geht weiter. Außerdem: Schalke feiert den Pokalsieg

Philipp Selldorf (SZ) spekuliert, ob Neuer jetzt doch Schalker bleibt: „Sollten die Schalker die Münchner Offerte ausschlagen, die bis zu 25 Millionen Euro betragen kann und in der Branche als einzigartig betrachtet wird, würden sie ein Naturgesetz des Profifußballs auf den Kopf stellen.Es gebe gute Gründe, auf Vertragserfüllung zu bestehen, Neuer sei ein Punktegarant. Da es im nächsten Jahr drei statt nur zwei garantierte Startplätze zur Champions League zu gewinnen gibt, könnten ein paar Punkte viele Millionen wert sein. Zudem hätte man mehr Zeit, die Nachfolge zu regeln.“
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Michael Horeni (FAZ) wird melancholisch: „Nach jedem Treffer in der ersten Halbzeit sprintete Neuer in Richtung Ersatzbank und umarmte seine Kollegen, mit jedem Treffer blieb er ein bisschen länger. Man spürte, dass sich auch seine Kollegen für Neuer freuten, dass er in seinem wohl letzten Spiel für Schalke nach zwanzig Jahren einen sportlichen Abschied erhielt, wie ihn sich der Kapitän so sehr gewünscht hatte: mit seinem ersten Titel als Profi bei einem Klub, bei dem er im Alter von fünf Jahren von seinen Eltern angemeldet worden war.“

Entscheidung fällt diese Woche

Michael Jahn (Berliner Zeitung) bleibt skeptisch: „Fest steht nur, dass in dieser Woche der Schalker Aufsichtsrat in einer Sondersitzung endgültig über den Transfer entscheiden wird. Der FC Bayern muss sich noch ein wenig gedulden. Mehr aber sicherlich nicht.“

Oliver Müller (Welt) mutmaßt: „Sichtlich bewegt hatte er den Pokal entgegen genommen und im Berliner Olympiastadion in den Himmel gereckt. Anschließend hatte er sich, während die Kollegen die Ehrenrunde absolvierten, eher zurückgehalten. Er wirkte in sich gekehrt, nachdenklich. Ob er sich Gedanken darüber gemacht habe, was nach 20-jähriger Zugehörigkeit zu seinem Lieblingsverein die Zukunft für ihn bereit halten wird?“

MSV war kein Gegner

Roland Zorn (FAZ) zieht ein Fazit: „Farfans Rasanz, Raúls Schlitzohrigkeit, Huntelaars Abschlussqualität, Draxlers Frühreife und Jurados Verteilerkunst waren zu viel des Guten für den personell gehandikapten und auch sonst jederzeit an einen Zweitligaklub erinnernden MSV Duisburg.“

Matti Lieske (Berliner Zeitung) singt: „Es war das alte Lied, das diese merkwürdige, von Magath in wildem Kaufrausch zusammengestellte Mannschaft durch die Saison begleitet hatte. Gab man ihr Platz zum Spielen, so wie ein hoffnungslos überforderter MSV oder ein rettungslos überhebliches Inter Mailand, dann war sie mit ihren Edelfußballern Farfßn, Jurado oder Raúl zu feinsten Angriffsaktionen fähig. Setzte man sie jedoch unter Druck, zeigte sich, dass die Abwehr, eine Spielzeit vorher noch das Prunkstück des Teams, dann aber von Magath komplett neu formiert, ein äußerst brüchiges Konstrukt darstellte. Immerhin hatte Ralf Rangnick den Mut, der Magath oft fehlte.“

Der kürzeste Weg nach Europa

Boris Herrmann (SZ) ergründet die neue Liebe der Vereine zum Pokal: „Manager aller Bundesliga-Standorte schwärmen wieder von diesem Titel. Er ist – kühl kalkuliert – der kürzeste Weg nach Europa. Die Europa League ist im Vergleich zur Champions League zwar nicht ertragreich, aber bei nur sechs Qualifikationsspielen im DFB-Pokal lohnt sich der Aufwand allemal. Schalke hat am Samstag 22 Minuten gebraucht, um den letzten Schritt zu gehen. Das war nicht sehr unterhaltsam. Aber es war im modernen Sinne sehr weise.“

Sven Goldmann (Tagesspiegel) macht aus Berlin das deutsche Wembley: „Die Bayern sind im Urlaub, Borussia Dortmund feierte in den vergangenen Wochen überall, nur nicht in Berlin, und das Endergebnis sagt genug über die Qualität des Spiels. Ja, es war nur Schalke gegen Duisburg. Aber um wie viel ärmer wäre dieses Wochenende gewesen ohne die zehntausenden Sympathisanten aus dem Ruhrgebiet, ohne die allgegenwärtigen Fahnen, ohne die ständige Präsenz eines einzigen Themas. Als der DFB vor 27 Jahren so etwas wie ein deutsches Wembley schaffen wollte, war das ein hoher Anspruch. Berlin ist ihm gerecht geworden. Das wird immer dann besonders deutlich, wenn der sportliche Wert des Pokalfinales eher bescheiden ist.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Quo vadis, Schnapper?”

  1. Harald Schrem
    Montag, 23. Mai 2011 um 15:00

    zu Herrn Neuer…
    Ist denn irgendwann in den letzten Wochen und Monaten irgendwo nachzulesen gewesen, was der Schalker Torhüter selbst will? Gibt es gar eine Aussage aus seinem Munde, die über die beschämenden brachenüblichen Platituden à la „Ich möchte beständig um Titel spielen“, „Der Zeitpunkt für einen neuen Schritt ist gekommen“, „blablabla“ etc. hinausgeht?
    Gibt es von ihm eine entsprechend lautende Willensbekundung – wie zum Beispiel, ganz harmlos platt, „Ich möchte gerne dem FC Bayern helfen“?
    Dann bitte ich höflich um einen Hinweis.
    Oder wird auch hier schlichtweg dem – ungeschriebenen(?) – Gesetz der Mund geredet, wonach letztlich „der Markt“ bestimmt, wer wo spielt?
    Ist Kevin K. womöglich nicht freiwillig ausgezogen, die große Bühne des wegweisenden russischen Fußballs zu erobern? Und wer glaubt denn ernsthaft, Mesut Özil sehe in Real Madrid nur ein Sprungbrett zu seinem eigentlichen, von ihm selbst noch unmittelbar vor der WM 2010 als „Lieblingsverein“ bezeichneten FC Barcelona??
    Mit Verlaub: ich hab’s sowas von satt.

  2. FCB, 1860 und Haching im „BLOGlichtgewitter“ (21) « BLOGpunkt Sport
    Samstag, 28. Mai 2011 um 16:25

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