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Ballack verdrängt die Frauen

Kai Butterweck | Dienstag, 21. Juni 2011 8 Kommentare

Die Schlammschlacht zwischen Michael Ballack und dem DFB kostet der Frauen-WM wertvolle Schlagzeilen. Außerdem: Imagefragen, Luxusprobleme, unfassbare Zustände in Nigeria, Wirrungen um Äquatorialguinea und nordkoreanische Versteckspiele

Kurz vor dem Start der WM beherrscht das Thema Michael Ballack die Schlagzeilen. Jörg Hahn (FAZ) schüttelt fassungslos mit dem Kopf: „Mediale Aufgeregtheiten scheinen fest zu Großereignissen dazuzugehören, ob Weltausstellung, Sport- oder Kultur-Event. Da muss man durch, und wenn die Veranstaltung erst einmal begonnen hat, sind solche Misshelligkeiten meist schnell vergessen. Richtig ärgerlich ist für die deutschen Fußball-Nationalspielerinnen aber, dass ihnen der eigene Verband schöne Schlagzeilen geklaut hat in diesen Tagen. Warum der erwartete Abschied von Michael Ballack, dem alten Capitano der Männer-Nationalmannschaft, ausgerechnet jetzt und ausgerechnet so verkündet werden musste – indem nämlich der unkittbare Bruch zwischen Ballack und Bundestrainer Joachim Löw ganz deutlich geworden ist –, das ist ein Rätsel. Es ist ein Desaster der Öffentlichkeitsarbeit.“

Frauen, die sich schminkten, machten Geräteturnen und Jazztanz

Heike Faller (Zeit Magazin) nimmt das neue Image vom Frauenfußball unter die Lupe und runzelt dabei die Stirn: „Die WM läuft unter dem Motto `2011 von seiner schönsten Seite` – genau das Image, das am wenigsten mit den Spielerinnen zu tun hat, nämlich das von elf Tussis, die sich in der Kabine um den besten Platz vor dem Spiegel streiten. Doris Fitschen, erzählt, sie hätten einmal mithilfe der Marktforschung versucht herauszufinden, wofür das Team steht. Heraus kam: für Erfolg, Teamgeist, Fairness. Ich habe in meinem Leben mit vielen Mädchen Fußball gespielt, aber eine Tussi war nie dabei. Nicht auf den Wiesen meiner Kindheit, in den siebziger Jahren, oder später, nach dem Handballtraining, zu dem wir eigentlich nur gingen, weil in der letzten halben Stunde Fußball gespielt wurde. Und schon gar nicht 1999, als ich in einer lesbisch-feministischen Mannschaft in Berlin anfing, wo ich mich nach vier Jahren als hetero outete. Frauen, die sich schminkten, machten Geräteturnen und Jazztanz. Wir waren Jungsmädchen, Vatertöchter, Mädchen, die sich in Röcken verkleidet vorkamen. Und nicht wenige von uns wurden später offenbar lesbisch. Und jetzt sollen wir plötzlich feminin sein?“

Christian Kamp (FAZ) lobt die gelungene Vorstellung gegen die starken Norwegerinnen und lehnt sich entspannt zurück: „Die Aggressivität und respektlose Zweikampfführung der Skandinavierinnen war in dieser Form eine neue Erfahrung, die das deutsche Team in den bisherigen Tests gegen Nordkorea, Italien und die Niederlande so noch nicht gemacht hatte. Dass am Ende ein Sieg in dieser Deutlichkeit stand, war wieder einmal Ausdruck der großzügigen Bankreserven, über die die Deutschen verfügen. Wenn es darum geht, ein offenes Spiel mit frischen Kräften zu entscheiden, ist die Breite im Kader von Silvia Neid unübersehbar – und kann ein wichtiges Pfund werden, wenn es darum geht, das Finale am 17. Juli zu erreichen – und zu gewinnen.“

Viele Stammplätze scheinen schon vergeben zu sein

Ulrich Hartmann (SZ) tüftelt an der Startelf für das Auftaktspiel gegen Kanada: „Die Bundestrainerin Silvia Neid hat auch im vierten und letzten WM-Vorbereitungsspiel auf den Stamm jener Stammelf vertraut, die sie eigentlich gar nicht haben will, weil sie von Spiel zu Spiel flexibel bleiben möchte. Sieben bis neun von elf Startplätzen im Team scheinen dann aber doch irgendwie vergeben zu sein, und es würde auch nicht wundern, wenn die deutsche Startmannschaft vom Donnerstag vielleicht doch jene ist, die am 26. Juni im Berliner Olympiastadion gegen Kanada das Auftaktspiel bestreitet.“

Peter Ahrens (Spiegel Online) befasst sich mit der Ausgeglichenheit des deutschen Kaders und vergleicht die Situation von Birgit Prinz mit der von Miroslav Klose: „Die Bundestrainerin hat ein echtes Luxusproblem – fast auf allen Positionen kann sie variieren. Stammplatzgarantien haben denn auch nur wenige: Nadine Angerer im Tor, Kerstin Garefrekes oder Simone Laudehr im Mittelfeld. Neid kann es sich erlauben, Druck auf ihre arrivierten Spielerinnen auszuüben. Prinz spürt den ebenso wie ihre Kollegin im Angriff: Inka Grings. Die Bundestrainerin vertraut gerne Spielerinnen, von denen sie weiß, dass sie sich auf sie verlassen kann. Insofern ist Prinz so etwas wie der weibliche Miroslav Klose – eine Stürmerin, die dann ihre Leistung abruft, wenn es drauf ankommt. Prinz wird, sofern es ihre Verletzung zulässt, die deutsche Mannschaft als Kapitänin beim Eröffnungsmatch gegen Kanada ins Berliner Olympiastadion führen, aber einen Freibrief fürs gesamte Turnier hat selbst sie nicht.“

Die Arbeit an der Fitness hat gefruchtet

Daniel Meuren (FAS) befürwortet die lange WM-Vorbereitung der deutschen Mannschaft und weist dabei auf das Spiel gegen die Niederlande hin: „Tatsächlich wirkt der Zeitraum von elf Wochen zwischen dem Vorbereitungs-Auftakt in der Sportschule Bitburg bis zum WM-Beginn am 26. Juni im Spiel gegen Kanada doch monströser, als es die Trainingswahrheit auf dem Platz ist. Von solchen Umfängen können Trainer von Männer-Nationalmannschaften nur träumen. Doch beim  5:0-Testspielsieg gegen die Niederlande konnten sich nicht nur die Gegenspielerinnen davon überzeugen, dass die Arbeit an der Fitness gefruchtet hat. Die deutsche Mannschaft ist selbst aus der fast ohne Rücksicht auf die Testspiele geleisteten intensiven Trainingsarbeit heraus in der Lage, 90 Minuten in einem Tempo zu agieren, das für ein Team wie die nicht für die WM qualifizierten, international aber aufstrebenden Niederländerinnen vom Anpfiff an deutlich zu hoch war.“

Frank Hellmann (FR) begleitet Ex-Bundestrainer Gero Bisanz zurück ins Rampenlicht: „Bei den vielen Foren, Podien und Diskussionsrunden, die im Vorfeld dieser Frauenfußball-Weltmeisterschaft stattgefunden haben, ist auch Gero Bisanz ein viel gefragter Mann gewesen. Die meisten Einladungen hat der im rheinischen Overath lebende 75-Jährige zwar abgesagt, doch als am 19. April das Organisationskomitee ihn zu einer Veranstaltung in Köln bat, an der auch die aktuelle Frauen-Nationalmannschaft teilnahm, hat sich Bisanz nicht mehr geziert. Es dauerte nicht lange, dann war der rüstige Westpreuße an einem der Stehtische von gut gelaunten Fußballerinnen umlagert. Birgit Prinz, die Torjägerin, etwa nahm ihren ehemaligen Nationaltrainer so herzlich in den Arm, dass manch einer um Bisanz’ Wohlbefinden bangte. Die 33-jährige Frankfurterin weiß halt noch genau, wer ihr dazu verhalf, im weiblichen Segment des Fußballs ein Weltstar zu werden.“

Gilt noch das, was in der Vergangenheit zum Selbstläufer geworden war?

Ronny Galczynski (Spiegel Online) blickt hinsichtlich der möglichen Auswirkungen der WM auf den Ligaalltag skeptisch in die Zukunft. Vieles sei seiner Ansicht nach mit dem Abschneiden der deutschen Mannschaft verbunden: „Die Frage, ob die WM-Euphorie über das Turnier hinaus aufs Liga- und Vereinsleben abfärben kann, wird in der Frauenfußballszene kontrovers diskutiert. Tatsächlich hat es in der Vergangenheit nach Europa- und Weltmeisterschaften nahezu immer einen markanten Anstieg beim Zuschaueraufkommen in der ersten Liga gegeben. Allerdings gewann Deutschland seit 2001 auch stets den Titel und stand somit bis zum Endspiel im Dauerfokus der Öffentlichkeit. Was aber, wenn der große Coup dieses Mal nicht gelingen sollte und Deutschland bereits im Halbfinale oder früher aus dem Turnier ausscheidet? Und gilt überhaupt noch das, was in der Vergangenheit zum Selbstgänger geworden war? Schließlich gab es schon nach dem EM-Gewinn 2009 in Finnland nicht etwa einen abermaligen Fan-Zuwachs, sondern einen Rückgang um sechs Prozent.“

Wer spielen will, muss mit dem Trainer schlafen

Katrin Gänsler (Zeit Online) berichtet über skandalöse Zustände in Nigeria: „Der Schweizer Hans Krämer lebt seit vielen Jahren in Nigeria, organisiert unter anderem das Frauenfußballturnier All Stars. Wenn Krämer das Thema Missbrauch anspricht, ängstigen sich die Mädchen. Jemand könnte ja herausfinden, wer geredet hat. Das würde das Ende jeder Karriere bedeuten. Der enorme Druck, Sex mit dem Trainer oder einem Club-Funktionär zu haben, ist kein Geheimnis. Trotzdem schweigen die Frauen. Was es heißt, als junge, talentierte Spielerin zum Sex aufgefordert zu werden, hat eine Spielerin häufig erlebt, die ihren richtigen Namen nicht nennen will. Die Forderung nach Sex scheint im männerdominierten Nigeria eine Selbstverständlichkeit. Der Frauenfußball ist nicht der einzige Bereich der Gesellschaft, in dem Sex als inoffizielle Währung gilt. An Schulen und Universitäten verlangen Dozenten gerne Gegenleistungen für bestandene Prüfungen. Im Berufsleben ist es nicht anders.“

Frauen oder Männer?

Boris Herrmann (SZ) beschäftigt sich mit Ungereimtheiten rund um das Team aus Äquatorialguinea. Gerüchten zufolge sollen nicht nur Frauen beim afrikanischen Team auflaufen: „Seit einigen Wochen kursiert das Gerücht, Genoveva  Añonma spiele vor allem deshalb so männlich, weil sie ein Mann sei. Neben Añonma werden auch die Schwestern Biliguisa und Salimata Simpore verdächtigt, für das falsche Nationalteam Äquatorialguineas im Einsatz zu sein. Auf der einen Seite steht das Gebot des fairen Wettkampfes. Auf der anderen Seite steht der zum Teil entwürdigende Umgang mit jungen Menschen, die möglicherweise selbst nicht genau wissen, in was für einem Körper sie stecken. Es ist nämlich gerade nicht so, dass sich die gesamte Menschheit ohne weiteres nach wissenschaftlichen Merkmalen in Männlein und Weiblein einteilen ließe. Der Sport jedoch ist auf solche objektiven Kriterien angewiesen, und weil das so ist, macht er sich an den Grenzen dieser Kriterien grundsätzlich auch für Betrug anfällig. Die Frage, ob sich Äquatorialguinea die WM-Teilnahme tatsächlich mit unlauteren Mitteln erschlichen hat, wird der afrikanische Verband hoffentlich mit dem nötigen Erkenntniseifer und dem gebotenen Einfühlungsvermögen untersuchen.“

Daniel Meuren (FAZ) nimmt die ins Kreuzfeuer geratene Spielführerin aus Äquatorialguinea in Schutz: „Beim Blick auf die Mannschaft, die sich auf dem Trainingsplatz in der Eifel aufwärmt, kommt ein solcher Verdacht jedenfalls nicht auf, schon gar nicht beim prominentesten Opfer der Anschuldigungen. Genoveva Anonma, Kapitänin und in der deutschen Bundesliga gerade vom USV Jena zum deutschen Meister Turbine Potsdam transferierte Torjägerin, wirkt eher zierlicher als alle ihre Mitspielerinnen. In der deutschen und auch in der nigerianischen Nationalmannschaft wäre sie mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar die körperlich unauffälligste Akteurin überhaupt.“

Wie so oft verschanzte sich die Delegation

Frank Hellmann (Spiegel Online) leidet mit den Spielerinnen aus Nordkorea: „Eine Woche weilte Nordkoreas junge Auswahl bereits im Mai in Deutschland, erst in der Sportschule Wedau dann in einem Hotel in Ingolstadt – doch wie so oft verschanzte sich die Delegation. Es gab weder eine Pressekonferenz noch eine Begrüßung. Außerhalb des Spielfelds wird man von den Asiatinnen so gut wie nichts zu sehen bekommen. Aber wie weit geht das Verständnis für Offenheit in einem Land der beinahe vollkommenen Abschottung? Doch selbst mit großer Mühe lässt sich in Europa nicht so viel geheim halten wie daheim im sozialistischen Regime, in dem die Strahlkraft des Fußballs seit längerem für Propagandazwecke missbraucht wird. Den Frauen fällt dabei eine Schlüsselrolle zu, weil sie – anders als die Männer – vor allem dank der intensiven Nachwuchsarbeit seit Jahren in der Weltspitze mitspielen.“

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Kommentare

8 Kommentare zu “Ballack verdrängt die Frauen”

  1. augelibero
    Dienstag, 21. Juni 2011 um 09:32

    Bei aller Liebe zum Frauenfußball muss doch eines klar gesehen werden: Die Begeisterung für eine Sportart, die durch Koppelgeschäfte ins Fernsehen gehievt wird und im Normalbetrieb nicht einmal mit Tausenden von Freikarten die Stadien gefüllt bekommt, ist ein induzierter Hype. Der DFB möchte seine gesellschaftliche Basis (Frauen als Fans, Mitglieder und Aktive) verbreitern und macht dies erfolgreich, die Ausrüster (Adidas & Co.) ihre Sportartikel an die Frau bringen und die Wirtschaft sich als Sponsoren besonders modern präsentieren.

    Dagegen spricht auch nichts. Und schon garnicht gegen die aktiven Frauen, die mit Begeisterung Fußball spielen.
    Nur sollte man in der Berichterstattung die Kirche im Dorf lassen. Trotz rasanter körperlicher, technischer und taktischer Entwicklungen sind dem Frauenfußball in seiner Entwicklung offenbar Grenzen gesetzt. Und so lange selbst auf eurpäischem Niveau oder bei Weltmeisterschaften reihenweise peinliche Tore fallen, die einen an die eigene C-Jugend erinnern, sollte man realistisch bleiben. Das sieht zwar jeder vor dem Fernseher, sagt aber keiner.

    Ergebnisse aus dem Männerfußball („die werden eh nur Zweiter oder Dritter“) und Frauenfußball („unsere Mädchen gewinnen immer“) miteinander zu vergleichen, ist eine beliebte Polemik für Anmoderation im Fernsehen oder in Podiumsdiskussionen. Ob es jemals – wie in zahlreichen Sportarten (von Leichtathletik über Schwimmen bis zu Tennis und Volleyball) – eine direkte Vergleichbarkeit gibt, hängt von vielen Faktoren ab. Das Niveau und die Leistungsdichte im Spitzenfußball der Männer ist heute jedenfalls nicht mit dem Frauenfußball zu vergleichen. Dort gibt es keine Messis, Robbens oder Neuers.

    Letztlich ist das aber kein Grund für abschließende Urteile. Der Frauenfußball als (Leistungs-)sport ist nicht viel älter als vier Jahrzehnte und in vielen Ländern noch am Anfang. Auf seiner emanzipatorischen Wirkung ruhen in vielen Ländern große Hoffnungen, darin liegt eine wichtige Dimension.

    Kurzum: Der Frauenfußball ist auf einem guten Weg. Fürs erste sollte man – bei aller Liebe zu Medienhypes und pc-Begeisterung – die Kirche im Dorf lassen. Frauenfußball wird Deutschland 2011 nicht flächendeckend rocken. Geht gar nicht. Im besten Fall gibt es ein nettes Fest mit vielen TV-Kameras und unterhaltsamen Spielen. Darauf kann man sich freuen.

  2. augelibero
    Dienstag, 21. Juni 2011 um 09:35

    Bei aller Liebe zum Frauenfußball muss doch eines klar gesehen werden: Die Begeisterung für eine Sportart, die durch Koppelgeschäfte ins Fernsehen gehievt wird und im Normalbetrieb nicht einmal mit Tausenden von Freikarten die Stadien gefüllt bekommt, ist ein induzierter Hype. Der DFB möchte seine gesellschaftliche Basis (Frauen als Fans, Mitglieder und Aktive) verbreitern und macht dies erfolgreich, die Ausrüster (Adidas & Co.) ihre Sportartikel an die Frau bringen und die Wirtschaft sich als Sponsoren besonders modern präsentieren.

    Dagegen spricht auch nichts. Und schon garnicht gegen die aktiven Frauen, die mit Begeisterung Fußball spielen.
    Nur sollte man in der Berichterstattung die Kirche im Dorf lassen. Trotz rasanter körperlicher, technischer und taktischer Entwicklungen sind dem Frauenfußball in seiner Entwicklung offenbar Grenzen gesetzt. Und so lange selbst auf eurpäischem Niveau oder bei Weltmeisterschaften reihenweise peinliche Tore fallen, die einen an die eigene C-Jugend erinnern, sollte man realistisch bleiben. Das sieht zwar jeder vor dem Fernseher, sagt aber keiner.

    Ergebnisse aus dem Männerfußball („die werden eh nur Zweiter oder Dritter“) und Frauenfußball („unsere Mädchen gewinnen immer“) miteinander zu vergleichen, ist eine beliebte Polemik für Anmoderation im Fernsehen oder in Podiumsdiskussionen. Ob es jemals – wie in zahlreichen Sportarten (von Leichtathletik über Schwimmen bis zu Tennis und Volleyball) – eine direkte Vergleichbarkeit gibt, hängt von vielen Faktoren ab. Das Niveau und die Leistungsdichte im Spitzenfußball der Männer ist heute jedenfalls nicht mit dem Frauenfußball zu vergleichen. Dort gibt es keine Messis, Robbens oder Neuers.

    Letztlich ist das aber kein Grund für abschließende Urteile. Der Frauenfußball als (Leistungs-)sport ist nicht viel älter als vier Jahrzehnte und in vielen Ländern noch am Anfang. Auf seiner emanzipatorischen Wirkung ruhen in vielen Ländern große Hoffnungen, darin liegt eine wichtige Dimension.

    Kurzum: Der Frauenfußball ist auf einem guten Weg. Fürs erste sollte man – bei aller Liebe zu Medienhypes und pc-Begeisterung – die Bälle flach halten. Frauenfußball wird Deutschland 2011 nicht flächendeckend rocken. Geht gar nicht. Im besten Fall gibt es ein nettes Fest mit vielen TV-Kameras und unterhaltsamen Spielen. Darauf kann man sich freuen.

  3. Oliver Fritsch
    Dienstag, 21. Juni 2011 um 10:42

    Gute Anmerkung, augelibero. Wir werden in den nächsten Wochen die Frauen-WM begleiten. Wohlwollend kritisch, wie immer. Ich hoffe, wir finden das Maß. Wir sind auf Euer Urteil gespannt und angewiesen.

  4. Kai Butterweck
    Dienstag, 21. Juni 2011 um 11:24

    @augelibero: Auf den Punkt. Wo soll ich unterschreiben?

  5. augelibero
    Dienstag, 21. Juni 2011 um 11:48

    @oliver: Feue mich immer, wenn es neben den Ausschnitten auch ein redaktionelles Geleitwort gibt – gerade weil die einzelnen Beiträge zu fußballkundigen und ehrlichen Debatten führen können. Die Fußballfeuilletons leisten dies nur gelegentlich. Da kann man sogar Luhmanns „Nachträglichkeit der Semantik“ in der Praxis bestauen – wie im Falle van Gaal: Da schrieben die Zeitungen im April, was man bereits in diesem Chat im Dezember/Januar diskutierte und progostizierte…

  6. Heffer
    Dienstag, 21. Juni 2011 um 13:21

    Wunderbarer Beitrag, augelibero!

    Eins fällt mir dazu noc ein: Aus Sicht der Mädels ist ja mit Sicherheit ein Punkt ganz oben auf der Liste: Ernst genommen zu werden.

    Und wenn man sich die Berichterstattung ansieht, vor allem die Live-Kommentatoren, dann kann man schon das Gefühl kriegen, als würde ein Jugendspiel gezeigt, bei dem es keine Gewinner und Verlierer gibt, weil Dabeisein schließlich alles ist.

    Bei CL-Finale zwischen Potsdam und Lyon stolperte eine Potsdamerin im 5Meterraum über den Ball anstatt ihn aufs/ins Tor zu dreschen und der Kommentator sagte nicht ein Wort dazu.

    Zudem bin ichs halt einfach satt, Geschichten erzählt zu bekommen, wenn grad ein zu kommentierendes Spiel läuft. Das ist bei den Männern ja auch so, aber bei den Frauen nimmt das unterträgliche Ausmaße an.

    Natürlich ist es ein Spagat zwischen der gewollten Aufmerksamkeit und der geforderten Objektivität und Professionalität der Medien, vor allem weil die Spielerinnen ja finanziell davon profitieren können. Man will ja schließlich die wohlwollenden Journalisten nich verprellen.

    Ich habe jedenfalls noch keine Klagen seitens der Mädels gehört, dass man sie nicht ernst genug nimmt. Wenn jemand nen Link dazu hat, nur her damit!

  7. augelibero
    Dienstag, 21. Juni 2011 um 13:58

    @heffer: Danke, das tifft genau ins Schwarze! Finde auch, dass aus political corectness der Frauenfußbbal als Sport oftmals nicht ernsthaft kommentiert wird. Drüber ist drüber, verstolpert ist verstolpert. Das gehört beim Fußball dazu (siehe Gomez). Kann mir gut vorstellen, dass die Frauen uns da zustimmen würden.

  8. Ulfert
    Sonntag, 26. Juni 2011 um 12:32

    @augelibero: Das mit den Grenzen, die dem Frauenfussball gesetzt sind, halte ich für chauvinistischen Unsinn. Dem Rest, insbesondere dem induzierten Hype, stimme ich aber zu. Ich werd mir trotzdem viele Spiele angucken, einfach weil ich Fußball mag. Das ganze Gedöns drumherum ging mir aber auch bei den letzten Männer-Wettbewerben schon auf den Keks.

    Wie sieht denn eigentlich das ModeratorInnen-Team der ÖR aus? Bei den Männern darf ja eine Quoten-Frau mitmachen, ist das bei den Frauen dann andersrum? Oder verstehen Frauen einfach nicht genug von Fußball, um ihn auch selber zu moderieren+kommentieren?

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