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11 Freundinnen

USA scheitern aus 11 Metern – Japan holt den Titel

Matthias Nedoklan | Montag, 18. Juli 2011 8 Kommentare

Werbung für den Frauenfußball war das Finale zwischen Japan und den USA. Mit Japan setzt sich die Überraschungsmannschaft des Turniers die Krone auf.

Carsten Eberts (SZ) gratuliert dem neuen Weltmeister: „Nur wenige Monate nach dem Atomunfall von Fukushima-1 und der schlimmsten Katastrophe des Landes in seiner jüngeren Geschichte sind Japans Fußballerinnen tatsächlich Weltmeister. Sie holten sich jenen Titel, der vor dem Turnier eigentlich den gastgebenden Deutschen versprochen war; und wenn nicht denen, dann bestimmt den USA oder Brasilien.“

Claudio Catuogno (SZ) freut sich über eine faustdicke Überraschung: „25 Mal haben Fußballerinnen aus den USA und Japan seit 1986 bislang gegeneinander gespielt, 22 Partien gewannen die USA, drei endeten remis, und man muss kein Mathematiker sein, um auszurechnen, wie oft Japan gewann. Nie. Die Weltmacht USA hatte es also mit einem aufstrebenden Schwellenland zu tun. Diese Herausforderung hatten die Japanerinnen allerdings lustvoll angenommen. Und am Ende gestalteten sie dieses Finale so offen, dass alleine das schon die Sensation war. Ehe die tatsächliche Sensation Wirklichkeit wurde.“

Ein verdienter Erfolg

Christian Kamp (FAZ) fasst zusammen: „Am Ende hatten sogar die Japanerinnen, das Überraschungsteam dieses Turniers, das bessere Ende für sich. Saki Kumagai verwandelte den entscheidenden Elfmeter, der den Asiatinnen den ersten Weltmeistertitel überhaupt bescherte. Es war ein Sieg der spielstärksten, an diesem Abend aber auch zähesten Mannschaft des Turniers – etwas glücklich gegen die anfangs hochüberlegenen Amerikanerinnen, aber gewiss auch nicht unverdient.“

Daniel Meuren (FAZ) freut sich über einen Negativrekord – nur 2,69 Tore fielen bei der WM 2011 pro Spiel: „Allzu krasse Leistungsunterschiede zwischen den Teilnehmern oder lächerliche Torwartfehler, wie sie in der Vergangenheit nahezu in jedem Spiel zu bestaunen waren, sind ausgeblieben. Das Kurzpassspiel der Japanerinnen hat zudem spielerisch neue Maßstäbe gesetzt, die gewiss ähnlich wie das spanische Tiki-Taka bei den Männern Vorbildfunktion haben dürften für die Konkurrenz in aller Welt.“

Hopes Hoffnung platzt

Matti Lieske (Berliner Zeitung) resümiert: „Von den zwei großen sozialen Projekten bei dieser WM hatte sich am Ende die äußerst zähe Kampagne ‚Schöner Fußball für die nationale Moral‘ von der Firma Hawa & Sasaki gegen das Unternehmen ‚Go for Gold‘ von Wambach & Solo gegen durchgesetzt. Japan gewann ein gutes und spannendes Finale gegen die USA vor 48871 Zuschauern in einem Elfmeterschießen, bei dem gleich die ersten drei Amerikanerinnen patzten.“

Jürgen Ahäuser (FR) zieht den unsäglichen Vergleich: „Es war für die Akteurinnen Fluch und Segen zugleich, dass ihre Sportart diesen Sommer dermaßen unter dem Brennglas stand. Werbung, Zeitungssonderseiten und unglaubliche Fernsehquoten selbst bei Spielen ohne deutsche Beteiligung machten eine erkleckliche Anzahl von Spielerinnen zu Stars. Gleichzeitig gilt aber trotz aller Begeisterung für die Frauen-WM als Naturgesetz, dass auf diesem Globus nichts so groß, bedeutend, spannend und unterhaltsam ist wie Fußball, der von Männern zelebriert wird.“

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Kommentare

8 Kommentare zu “USA scheitern aus 11 Metern – Japan holt den Titel”

  1. mustard
    Montag, 18. Juli 2011 um 13:37

    Die Spielerinnen aus Japan hatten nach der Katastrophe von Fukushima eine problematische Vorbereitung auf die WM. Die heimische Liga setzte aus, man traf sich nur wenige Tage vor dem Turnier. Trotzdem schafften sie es, mit tollem Kurzpassspiel, guter taktischer und mentaler Einstellung und sinnvollen Einwechslungen bis zum Titel.

    Wenn ich daran denke, wie die Japaner auch unter Druck ihr Spiel aufgebaut haben, und ich das vergleiche mit dem Lang-und-weit-Angerer-Aufbau der deutschen nach drei Monaten Vorbereitungszeit, dann wird das Versagen der deutschen Mannschaft (inklusive Trainerstab und DFB-Funktionären) ein weiteres mal offensichtlich.

    Aber stattdessen wird man als weitere Ausrede präsentieren, man sei ja gegen den späteren Weltmeister raus geflogen. Und Neid ist ja Welttrainerin 2010 – was für ein Titel.

    Aber zumindest war das Finale ein schönes, spannendes Spiel und den Japanerinnen gönne ich den Titel von Herzen.

  2. Dirk
    Montag, 18. Juli 2011 um 15:15

    Siehe auch:
    http://www.zeit.de/sport/2011-07/fazit-taktik-wm-japan/komplettansicht

    Sehr gelungene Zusammenfassung!
    Und endlich wird mal Rapinoe erwähnt, tolle Spielerin.

  3. Lena
    Montag, 18. Juli 2011 um 15:31

    Ausgerechnet Japan, nach Erdbeben, Tsunami und Atomunfall… Wann hat schon mal eine asiatische Manschaft überhaupt mal was gewonnen? Und dann ausgerechnet nach der schlimmsten Zeit seit dem 2. WK… dabei waren die Japanerinnen eigentlich immer einen Fuß zu kurz, immer leicht unterlegen und haben trotzdem nie aufgegeben, immer ihre Chancen gesucht, immer weiter gemacht und so oft spät zurück gekommen. Wirklich erstaunlich und letztlich für mich dann auch verdient Weltmeisterin geworden. Prima Japan.

    Auf der anderen Seite hat selbst das Finale mal wieder eindrücklich gezeigt, wie weit so ein Ball vom Fuß springen kann. Das kennste ja sonst nicht mehr so.

  4. Christoph
    Montag, 18. Juli 2011 um 17:27

    Es bleibt abzuwarten, wohin der Frauenfußball, trotz aller guten Ansätze und Entwicklungen bei dieser WM, sich entwickelt nach diesem Turnier; nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.

  5. Ulfert
    Montag, 18. Juli 2011 um 21:15

    Ich habe ein Turnier gesehen, das mit dem der Männer zu vergleichen ist. Langweilige Vorrunde mit zum Teil grottig schlechten Schiedsrichter(inne)n, und je weiter das Turnier kam, desto besser und spannender wurden die Spiele. Am Ende wurden schließlich die Weltmeister, die den schönsten Fussi gespielt haben 😉

  6. Christoph
    Montag, 18. Juli 2011 um 21:44

    @Ulfert, dem ist wenig hinzuzufügen.

  7. anderl
    Montag, 18. Juli 2011 um 22:53

    „Jürgen Ahäuser zieht den unsäglichen Vergleich“…
    und sagt genau, was Sache ist. Ob der Männerfussball „als Naturgesetz“ der Sport mit der größeren Anziehungskraft bleiben wird, werden wir ja sehen.
    Wie groß der Frauenfussball heute ist, sehen wir vielleicht an anderen Ländern:
    Spanien: elpais.com: Auf der Hauptseite ist nichts zu finden.Nichts – Themen:Matetee und Fussball bei der Copa America, Synchronschwimmen, Spielerwechsel der Primera Division…. Auf der Sportseite ganz unten vor dem Impressum vor der Leichtathletik.
    NYtimes.com (USA-Finalteilnehmer): Hauptseite: NICHTS. Themen: Tour de France, FIFA-Gier, Jaos Rückzug aus der NBA)
    Auf der Sportseite relativ weit oben nach Themen wie TdF, Fifa, Jaos Rückzug.
    rian.ru (Russland): weder auf Hauptseite noch auf Sportseite.
    gazzetta.it(gazzetto dello sport – Italien):
    ganz unten als letztes…

    Nun kann jeder das für sich bewerten.

  8. Zur Abschaltung der Atomkraftwerke nach der Katastrophe in Japan | Baratas Welt
    Dienstag, 19. Juli 2011 um 12:41

    […] den Tagen, an denen die Welt nach Japan schaut, wird auch die deutsche Atomdebatte wieder entfacht. Das finde ich persönlich notwendig! […]

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