Am Grünen Tisch
Rummenigge allein auf weiter Flur
| Mittwoch, 10. August 2011Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge vermisst Rückendeckung im Kampf gegen die FIFA. Außerdem: Runde Tische mit den üblichen Verdächtigen und müdes Lächeln aus Brasilien
Michael Ashelm (FAZ) beschäftigt sich mit einem einsamen Karl-Heinz Rummenigge: „Gerade noch hat der Bayern-Vorstand zur „Revolution“ gegen den Internationalen Fußball-Verband aufgerufen, doch nun hört man nichts mehr aus München. Tatsächlich findet sich kein Mitstreiter unter den europäischen Top-Vereinsbossen, der seinen Vorstoß öffentlich unterstützen würde. In erster Linie dürfte es den Vereinen nicht um ethisch-moralische Fragen, sondern um mehr finanzielle Zuwendungen von Seiten der Fifa gehen, die bei der Weltmeisterschaft von den Spielern und den Stars der Klubs profitiert. Gegen mehr Geld aus den Fußballtöpfen wird kein Verein etwas einzuwenden haben. Doch wie weit der Solidargedanke der Klubs auch in anderen Fragen reicht, ist unsicher. Der FC Barcelona etwa kann eigentlich nicht wollen, dass die WM-Vergabe an Qatar in der Fifa neu aufgerollt und wegen einiger Korruptionsvorwürfe überprüft wird. Der Super-Klub aus Katalonien erhält 30 Millionen Euro pro Jahr von seinem neuen Trikotsponsor, der Qatar Foundation.“
Gefragt sind vielmehr erfahrene Kriminalisten mit Ermittlungsbefugnis
Jens Weinreich (dradio.de) fordert neue Männer an die Ermittlungstische: „Anfang Juni hatte DFB-Boss Theo Zwanziger großspurig einen handverlesenen so genannten Runden Tisch – besetzt mit den üblichen Verdächtigen – zum Thema Korruption in der FIFA angekündigt. Der Fußball-Weltverband FIFA versucht derzeit krampfhaft, die Beweise und Indizien für flächendeckende Korruption herunterzuspielen. Der Termin wurde dann auf die Zeit nach der Frauen-WM verschoben, um die FIFA nicht zu verärgern und die Jubel-WM nicht mit ernsthaften Themen zu belasten. Gesprächsbedarf ist gegeben – wobei man immer wieder sagen muss, dass die Vorgänge rund um die FIFA eigentlich nicht im trauten Kreise von Fußballfunktionären aufgeklärt gehören, ob nun in der abstrusen so genannten FIFA-Ethikkkommission oder in irgendeinem Sitzungsraum in der Frankfurter Otto-Fleck-Schneise. Gefragt sind vielmehr erfahrene Kriminalisten mit Ermittlungsbefugnis.“
Regierung und Presse sind wie gelähmt
Brasiliens Fußballpate Ricardo Teixeira wird seit Jahren mit dubiosen Geschäften in Verbindung gebracht. Thomas Kistner (SZ) richtet seinen Blick gen Süden: „die Situation zu Hause ist höchst komfortabel für Teixeira, der den brasilianischen Verband CBF beherrscht, die WM 2014 organisiert und im Fifa-Vorstand sitzt. Im Land herrscht eine Pattsituation: Einige Abgeordnete fordern zwar wieder Ermittlungen gegen Teixeira, doch Regierung und Presse sind wie gelähmt. Teixeira, ein verkrachter Finanzjongleur, hat in den Fußball eingeheiratet, Ex-Gattin Lucia ist das einzige Kind von João Havelange. Der regierte die Fifa von 1974 bis 1998 und übergab sie dann seinem Zögling Blatter, dem, so war es avisiert, wiederum Teixeira nachfolgen sollte – was angesichts der Skandaldichte um Blatters Fifa nun schwierig werden dürfte. Doch Teixeira hat auch so ausgesorgt. Ihm eignen eine 600-Quadratmeter-Villa am Strand von Buzios, luxuriöse Fincas, Ländereien, Gastronomie und was sonst anfällt, wenn man sich in hohen Verbandsämtern festbeißt.“
Kommentare
6 Kommentare zu “Rummenigge allein auf weiter Flur”
Mittwoch, 10. August 2011 um 10:35
Wer auf Zwanziger oder Rumenigge setzt um am Korruptionsverein FIFA etwas zum Besseren zu wenden, dem ist nicht mehr zu helfen. Beiden geht es doch mehr um persoenliche Interessen, seien es Selbstdarstellung oder der eigene Verein.
Und sollte mir die Mehrheit der Kommentatoren nicht zustimmen sehe ich mich gezwungen, ueber einen Ruecktritt nachzudenken. So.
Mittwoch, 10. August 2011 um 10:42
@mustard: Welches Amt haben sie denn inne?;-)
Mittwoch, 10. August 2011 um 11:29
Ein interessanter Freistoß heute!
Mittwoch, 10. August 2011 um 11:33
Karl-Heinz Rumgeplärre als Vorreiter einer Revolution gegen die FIFA ist nicht allzu weit davon entfernt, den Menschenfreund Kim Jong-il für den Erhalt des Friedensnobelpreises zu nominieren.
Mittwoch, 10. August 2011 um 13:34
@Kai Butterweck
das amt muesste natuerlich schon etwas gesamtgesellschaftlich relevantes sein. Vielleicht ernenne ich mich zum moralischen Waechter der Nation oder so.^^
Um das Ursprungsthema nochmal aufzugreifen: rummenigge ist bekanntermasen Interessenvertreter des FCB und auch noch der G-Irgendwas-Vereinigung. In diese Richtung duerfte seine Initiative auch gelagert sein.
Die FIFA ist ja schon zutiefst korrumpiert seit ich angefangen habe mich fuer fussball zu interessieren. das ist unter anderem mit Beteiligung des DFB passiert, dessen Funktionaere ja innerhalb Deutschlands auch nicht besonders angesehen sind. Solange die 6 Millionen DFB-Mitglieder hinnehmen, das ihre Vertretung so handelt wird sich daran auch nichts aendern. Jedes Volk hat die Regierung, die es Verdient. Das gilt so auch fuer Vereine und Verbaende.
Mittwoch, 10. August 2011 um 17:20
G14 gibts nicht mehr, mustard. Rummenigge sitzt jetzt der ECA vor, das ist die Nachfolge-Organisation.