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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Am Grünen Tisch

Wer wusste in Hoffenheim alles Bescheid?

Kai Butterweck | Donnerstag, 18. August 2011 1 Kommentar

Die Presse nimmt sich Hoffenheim-Chef Dietmar Hopp zur Brust und sucht weiterhin nach vermeintlichen Mitwissern

Peter Heß (FAZ) kritisiert Dietmar Hopps erste Stellungnahmen: „Solange kein Beweis geführt werden kann, bleibt nichts anderes, als abzuwägen: Ist es wahrscheinlicher, dass die Hoffenheimer möglicherweise gesundheitsschädigende Maßnahmen gegen gegnerische Zuschauer tolerieren oder gar goutieren oder dass ein Mitarbeiter, mit Helfern, zur Selbstjustiz schreitet? Dietmar Hopp lieferte seinen Kritikern Munition, indem er in einer ersten Reaktion nicht nur seine Mitwisserschaft dementierte, sondern auch mitteilte, die Dortmunder sollten sich nicht so anstellen; wenn Hoffenheim verklagt würde, könnte auch er 200 Beleidigungsklagen anstrengen. Aber ist das wirklich vorstellbar: Dietmar Hopp oder andere aus der Hoffenheimer Führungsriege, die sich auf Knopfdruck zu Racheengeln aufschwingen? Wenn doch, dann dürfte niemand Nachsicht erwarten.“

Dietmar Hopp hat es versäumt seinem Verein eine Identität zu verleihen

Dirk Gieselmann (11Freunde.de) lässt kein gutes Haar am TSG-Mäzen: „Welcher Kult ist in Hoffenheim entstanden, seit Dietmar Hopp 2006 beschlossen hat, den Weltfußball aufs Dorf zu holen?  Es ist kein guter. Und auch wenn Hopp die umstrittene Kontra-Beschallung nicht selbst veranlasst haben will: Er trägt dafür die Verantwortung. Als Boss des Softwareriesen SAP war er es nicht gewohnt, seine Entscheidungen in der Öffentlichkeit rechtfertigen zu müssen. Er lenkte im Stillen. So gedachte er es offenbar auch in der Bundesliga zu tun. Und wenn er überhaupt ein Image haben wollte, dann das des buddhistisch lächelnden Turnvaters im Halbschatten der Ehrentribüne.   Erstaunlich, dass er nicht mit der Emotionalität der Bundesliga gerechnet hat. Dietmar Hopp mahnt die Sitten der Hochkultur an. Er jammert sich seit 2008 dauerbeleidigt durch die Interviews – und hat es dabei versäumt, seinem Verein eine Identität zu verleihen, die über die des ungebetenen und deshalb eingeschnappten Gastes hinausgeht.“

Rafael Buschmann (Spiegel Online) erzürnt sich über die Hoffenheimer Öffentlichkeitsabteilung: „Das Krisenmanagement der TSG war in diesem Fall desaströs. Während der Club zunächst leugnete, irgendetwas mit dem versteckten Lautsprecher zu tun gehabt zu haben, musste er am Dienstag unter dem Druck der Öffentlichkeit zugeben, dass die Apparatur bei insgesamt fünf Bundesliga-Spielen im Stadion war. Der Verein distanziert sich zwar von der Benutzung dieses Geräts, unklar ist aber nach wie vor, wie groß der Kreis der Mitwisser tatsächlich war. Während man bei Hoffenheim nach innen versucht, Klarheit zu erlangen, wird nach außen trotzdem fleißig kommuniziert. Und zwar nicht vom Pressesprecher oder einem sportlichen Verantwortlichen, sondern von Hopp, dem Vater des ‚Projekts Hoffenheim‘. Er gibt der regionalen Presse seine Einschätzungen. Dabei verurteilt er keinesfalls die Tat eines autonom handelnden Mitarbeiters, sondern beginnt, das Handeln der Person zu rechtfertigen.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Wer wusste in Hoffenheim alles Bescheid?”

  1. Ulfert
    Montag, 22. August 2011 um 23:45

    Ich weiß ja nicht wie einfach es in Stadien sein sollte, in den Innenraum zu kommen, aber an einem Spieltag mit einer selbst gebauten Apparatur, aus der noch die Kabel raushängen, mal eben in den Innenraum eines vollbesetzten Stadions laufen zu können wäre ein noch größerer Skandal als der bereits vorliegende. An anderer Stelle werden Flughäfen und Bahnhöfe gesperrt, wenn man seine Koffer mal eine Minute aus den Augen lässt.

    Irgendjemand muss das gewusst und unterstützt haben. Der Verein täte gut daran transparent aufzuklären und nicht nur abzuwiegeln und unschuldig zu tun. Das nährt nur das Misstrauen, mindestens bei mir.

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