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Täuscht der DFB die Öffentlichkeit?
| Freitag, 16. Dezember 2011Die Presse über mögliche Geheimhaltungstaktiken des DFB, mitleiderregendes Defensivverhalten des SC Freiburg und Sepp Blatters Spiel auf Zeit
Der DFB hat vermutlich Dokumente unter Verschluss gehalten, aus denen Erstaunliches hervorgeht: Unter bestimmten Voraussetzungen ist eine Legalisierung von Pyrotechnik im Stadion denkbar, heißt es in dem Gutachten, das vom DFB in Auftrage gegeben wurde. Bislang hatte man den Fanvertretern die Einsicht in diese Akten verwehrt, über Umwege sind sie nun doch in die Hände der „Initiative Pyrotechnik legalisieren“ geraten. Johannes Kopp (taz.de) schreibt dazu: „Sollte der DFB wirklich die Tatsachen ins Gegenteil verkehrt haben, um die Pyrotechnikdebatte nach seinem Gusto zu beenden, wäre das eine dreiste Täuschung.“ Man könne davon ausgehen, dass die von der Faninitiative an die Öffentlichkeit lancierten Zitate aus dem DFB-Gutachten nicht frei erfunden sind, schreibt Kopp. „Ansonsten bräuchte man beim DFB gewiss nicht mehrere Wochen, um adäquat auf den schweren Vorwurf der öffentlichen Täuschung zu reagieren. Vermutlich werkelt man gerade an einer Argumentationskette, die erklärbar macht, warum der DFB das Gutachten als Grundlage für ein Verbot von Pyrotechnik sehen konnte.“
Reus hat die Wahl
Andreas Burkert schreibt in der Süddeutschen Zeitung über die Zukunft von Marco Reus: „Zuletzt hatte er erklärt, er wolle noch ein wenig die Gladbacher Entwicklung abwarten, dort fühlt er sich ’schon sehr wohl‘. Ob er doch noch ein Jahr in Gladbach bleibt? Das würde Dortmunds Chancen nicht verschlechtern, denn 2013 wäre dort vielleicht tatsächlich ein Abschied von Mario Götze ein Thema – Geld für Reus gäbe es dann reichlich. Gladbacher wird er nicht mehr lange bleiben, das dürfte auch Eberl wissen. Den Wechsel ins Ausland hat Reus ausgeschlossen, ihn locken die zwei größten Bühnen der Bundesliga. Er hat jetzt die Wahl.“
Der SC Freiburg ziert derzeit das Tabellenende der Bundesliga. Die Gründe dafür sind vielschichtig, erkennt Christoph Ruf in der Süddeutschen Zeitung: „Mit satten 35 Gegentoren und 13 Punkten aus 16 Spielen belegt der SC derzeit den letzten Tabellenplatz […] An schlechten Tagen wirkt das Defensivverhalten im Kollektiv hingegen mitleiderregend – angefangen von einem nahezu körperlosen Zweikampfverhalten bis hin zu den Fehlerketten, die die Abwehr mit gehöriger Liebe zum Detail in der Nähe des eigenen Strafraums fabriziert.“ An den wenigen guten Tagen dieser Hinrunde habe das Team hingegen gezeigt, dass es spielerisch reifer ist als einige Ligakonkurrenten, fit und austrainiert sei es sowieso. „Wenn es läuft, dann kann der SC jenen Zug zum Tor entwickeln, der den Ball von der eigenen Gefahrenzone fernhält.“ Das größte Versäumnis in der Saisonvorbereitung sei es jedoch gewesen, auf eine Abwehr zu bauen, die in der bisherigen Stammbesetzung in der Zentrale (Barth/Krmas) zwei Spielertypen mit identischen Defiziten führen. „Beide machen – auf gut badisch – ‚ihr Sach‘, was heißt, dass sie versuchen, möglichst wenig riskant zu spielen.“
Berliner Wortdeuterei
Die Personalie Markus Babbel kann Hertha BSC teuer zu stehen kommen, bemerkt Michael Jahn in der Berliner Zeitung: „In Berlin ist die Zeit der Wortdeuterei angebrochen, denn aus dem Verein ist immer wieder zu hören, dass niemand mehr daran glaubt, dass Babbel Trainer bleibt. Sollte sich der Klub schon im Winter vom Trainer trennen, was sämtliche Insider vermuten, wirft das finanzielle Probleme auf. Babbel müsste bis Juni weiter bezahlt, einer neuer Trainer vielleicht aus seinem Vertrag herausgekauft werden. Auf der Agenda sollen Mike Büskens (Fürth) und Franco Foda (Sturm Graz) stehen.“
Blatters Hängepartie
Der Kampf der Fifa gegen Korruptionsvorwürfe wird wahrscheinlich zur „Hängepartie“, befürchtet Michael Ashelm (faz.net): „Wie eine Sprecherin der zuständigen Strafverfolgungsbehörden des Schweizer Kantons Zug dieser Zeitung nun bestätigte, hätten sich inzwischen alle Betroffenen mit Rechtsmitteln gegen die Offenlegung der Akten gewehrt. Auch wenn das Obergericht des Kantons womöglich noch vor Weihnachten entscheiden sollte, dass aus öffentlichem Interesse heraus Einsicht gewährt werden muss, dürfte sich das Prozedere hinziehen.“ Währenddessen gebe sich Blatter weiterhin „als großer Aufklärer und Saubermann. Anlässlich der Klub-WM in Japan wird das Fifa-Exekutivkomitee an diesem Freitag sowie Samstag in Tokio zusammenkommen und die Situation beraten. Dass die Schmiergeld-Akte vorerst geschlossen bleibt, könnte Blatter sogar gefallen, gewinnt er doch dadurch Zeit in dieser auch für ihn selbst gefährlichen Angelegenheit.“ Es sei nämlich nicht vorstellbar, dass Blatter von den Vorgängen im eigenen Haus nichts gewusst hat, schreibt der Autor.
Kommentare
5 Kommentare zu “Täuscht der DFB die Öffentlichkeit?”
Freitag, 16. Dezember 2011 um 15:26
Herr Asche, ich finde, dass Sie ein sprachlich begabter Schreiber sind, von dem immer etwas Besonderes zu erwarten ist.
2 kleine Kritikpunkte habe ich.
Zum Schreibstil: Die indirekte Rede liest sich leider immer etwas geschwollen, verworren, so dass der wichtige Inhalt schon mal in den Hintergrund rückt.
Wären die Textstücke etwas durch Gedankenpausen entzerrt, würde man als Leser vermutlich nicht zu viel dran zu kauen haben.
Freitag, 16. Dezember 2011 um 15:32
Ich bin hier noch neu, aber ist das Absicht das regelmäßig Links zu den ursprünglichen Artikeln fehlen?
Beispiel Süddeutsche Zeitung: Wie komme ich jetzt zu dem Artikel über Marco Reuss oder den SC Freiburg?
Freitag, 16. Dezember 2011 um 15:36
@uli: bei den sz-artikeln handelt es sich um print-artikel, die online nicht, oder erst zu einem späteren zeitpunkt erscheinen. in diesen fällen empfiehlt sich die e-paper-funktion bei der sz.
Freitag, 16. Dezember 2011 um 15:40
Achso ok.
Der Artikel zu Marco Reuss ist übrigens online verfügbar:
http://www.sueddeutsche.de/sport/moenchengladbachs-talent-entscheidende-feiertage-fuer-marco-reus-1.1236094
Dienstag, 20. Dezember 2011 um 12:54
Geht es hier um Formsachen oder Inhalte?