Bundesliga
Vom Mäzen zum Problem
| Samstag, 11. Februar 2012In der Presse ist man sich einig: Das Problem in Hoffenheim war nicht Holger Stanislawski. Hoffenheims Problem heißt Dietmar Hopp
Michael Horeni (FAZ) blickt auf die TSG und den allmächtigen Dietmar: „Aber dann gibt es bei 1899 Hoffenheim eben auch ein Bundesliga-Team, und wenn es bei dem nicht so läuft, wie es sich Hopp vorstellt, ist es mit der Geduld des SAP- und Hoffenheim-Gründers mitunter rasend schnell vorbei. Am 30. Januar sagte der 71 Jahre alte Fußballfinanzier noch, er wünsche sich, dass der Trainer in seinem Klub auch in acht Jahren noch Stanislawski heiße. Dann demontierte er ihn. Es wurden elf Tage.“
Christian Spiller (ZEIT Online) analysiert: „Es schaut danach aus, als wäre das Problem Hoffenheim selbst. Der Einmischer Dietmar Hopp, der mit seinen Äußerungen in den vergangenen Tagen beständig an der Autorität des Trainers rüttelte, scheint nicht nur dazu geführt haben, dass Stanislawski durch seltsame Bemerkungen seinen Rauswurf ein wenig selbst provozierte. Hopp scheint auch zu verkennen, was mit dieser Mannschaft möglich ist. Und was eben nicht.Unter diesen Umständen könnte der Rausschmiss für Stanislawski einer Erlösung gleichkommen. Solch ein Hoffenheim ist untrainierbar.“
Christoph Ruf (Spiegel Online) liefert eine Anekdote zur Erklärung der Hoffenheimer Verhältnisse: „Wer die Ereignisse der vergangenen Wochen begreifen will, muss ein paar Jahre zurückblicken. 2003 spielte Hoffenheim in der dritten Liga gegen die damals von Hermann Gerland trainierte zweite Mannschaft des FC Bayern. Als einzelne VIP-Gäste Gerland auch noch wegen seines leichten Lispelns nachahmten, platzte dem Bayern-Coach der Kragen. Er brach sein Statement ab. Kurz darauf trat Hopp vor die Mikrofone und verkündete, er habe gerade mit seinem „Freund Franz Beckenbauer telefoniert. Das wird ein Nachspiel für Gerland haben.“ Auf das Nachspiel wartet Gerland noch heute. Doch die Menschen im Hoffenheimer VIP-Raum waren zufrieden. Bei der TSG Hoffenheim hat sich in den vergangenen acht Jahren viel geändert. Nur Dietmar Hopp ist gleich geblieben“
Kommentare
8 Kommentare zu “Vom Mäzen zum Problem”
Samstag, 11. Februar 2012 um 13:39
[…] Freistoß hat unter dem Titel Vom Mäzen zum Problem eine kleine Sammlung an interessanten Pressestimmen zusammengestellt und leitet sie mit den Worten […]
Samstag, 11. Februar 2012 um 15:28
Man sollte meiner Ansicht nach vorsichtig sein mit Denunziation gegen Hopp. Wer von uns kannte die genauen Umstände bei Assauer?
Mal im Ernst: Sicher ist Stanislawski ein Publikumsliebling, einer der in diesem Fußball-Haifischbecken noch menschlich und authentisch rüber kommt.
Und natürlich kann man nicht besser spielen, wenn man seine Leistungsträger verkauft und nicht adäquat ersetzt.
Sicher scheint mir aber auch, dass er offensichtlich nicht autoritär genug war, um eine Mannschaft voller Individualisten zu disziplinieren.
Auf St.Pauli konnte er seine Kumpelart besser verkaufen. In Hoffenheim biss er offenbar damit auf Granit.
Sonntag, 12. Februar 2012 um 00:44
@Pumukel: Verglichen mit Ihnen, ist Assauer ja noch ein heller Kopf. Mal im Ernst gesagt.
Sonntag, 12. Februar 2012 um 20:27
Verglichen mit Ihnen, Tim, hätte Assauer auch noch etwas zum Thema gesagt. Mal ganz im Ernst gesagt.
Zum Hopp’schen Anekdötchen auf SPON fiel mir ein: Handelt es sich da etwa um den gleichen Hopp, der Sohn einer ehrbaren Frau ist? Der gleiche Hopp, der prolliges Fußballsprech nicht verstanden hat, versteht und nie verstehen wird? Zu empfindlich, um anonymen Schmähgesängen etwas entsprechendes entgegenzusetzen? Dessen Verein – den er ja steuert – stattdessen auf versuchte Körperverletzung zurückgreift? Weil – ohne Fananhang geht ja auch nichts mit‘m Konter …
Dieser gleiche Hopp hat also bei ernsthaft unmittelbar persönlichen Beleidigungen in seinem Hause gegenüber einem Gast die Fresse gehalten und sich stattdessen über den berechtigten Abbruch des Gasten beschwert?
Wahrheitsgehalt vorausgesetzt: Habe ich das so richtig verstanden?
Ich fürchte, Hopp ist nicht das Problem – Hopp hat ein Problem. Und ich weiß wieder, warum ich allmählich zum Misanthropen werde.
Sonntag, 12. Februar 2012 um 22:10
Tim weiß nichts zum Thema.
Wenn du Größe und Hirn hättest und dich wirklich so an diesem Kommentar störst, den ich gar nicht böse gemeint habe, würdest du nicht auf diesem niedrigen Niveau antworten. Aber das schaffst du nicht, weil du feige bist.
Sonntag, 12. Februar 2012 um 23:49
Stanislawski? Mit dem St. Pauli sang und klanglos unterging? War ja ein erstklassiger Fang. Selten gab es so einen komischen Trainerwechsel. Dass der sich nicht wohl fühlt in Hoffenheim, war doch schon früh klar, weil er nachts an der Tanke kein Bier bekam. Was ein Einstand. Hätte sich ein Meistertrainer erlauben können, aber ein Absteiger?
Babbel? Da wird man bald sehen, was möglich ist in Hoffenheim. Schade, dass der in Stuttgart nicht ohne Trainerschein weiter machen durfte….
Montag, 13. Februar 2012 um 23:13
Stanislawski? Mit dem St. Pauli so grandios aufstieg? Der Klassenbeste seines Trainerlehrgangs?
Der Trainerwechsel mag komisch gewesen sein, dies aber unterschwellig an der Qualifikation Stanislawskis festmachen zu wollen halte ich aktuell für zu verfrüht. Ich halte den Typ Stanislawski in Hoffenheim für nicht gesellschaftsfähig – jedenfalls mit so einer Figur im Hintergrund, sein eigenes Wohlbefinden hin oder her.
Ich gehe aber auch davon aus, dass sogar Otto R. in seiner Hochzeit dort gescheitert wäre – vom realen Scheitern beim FCB zum „virtuellen“ Scheitern beim Nacheiferer ist es nur ein kleiner Schritt.
Dienstag, 14. Februar 2012 um 18:20
@MS
ok, Aufstieg hatte ich nicht mehr auf dem Plan. Aber Klassenbester, das bringt mich auf die Frage, gibt es denn eine Erhebung, die Klassenbester im Trainingslehrgang mit Erfolg auf dem Feld verglichen hat? Denke da an Horst Hrubesch und den tollsten Trainer der Welt, mit den Fluppen, mir ist der Name entfallen, ah ne, doch Neururer. Der war doch auch so ein Potzblitz auf dem Trainerlehrgang, zumindest laut Eigenwerbung.
Nochmal Stanislawski: Seine Pressekonferenz, wo er um seine Entlassung gebettelt hat, das war schon auch der Hammer und irgendwie hat es zu seinem Weggang von St. Pauli gepasst. Wenns nicht läuft, kriegt er die Kurve nicht, sondern macht es eigentlich mit seiner Kommunikation nur schlimmer.