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Bundesliga

Dreimal Rot, sechs Punkte und eine Trennung auf höchster Ebene

Kai Butterweck | Montag, 12. März 2012 Kommentare deaktiviert für Dreimal Rot, sechs Punkte und eine Trennung auf höchster Ebene

Beim Abstiegskrimi zwischen dem 1. FC Köln und Hertha BSC geht es nicht nur auf dem Rasen hoch her. Auch hinter den Kölner Kulissen brodelt es gewaltig. Das Ergebnis: das Ende der Beziehung zwischen dem Klub und Sportdirektor Volker Finke. Außerdem: Im Keller wird es immer enger

Der 1. FC Köln und Volker Finke gehen fortan getrennte Wege. Michael Krämer, Christiane Mitatselis und Karlheinz Wagner (ksta.de) erinnern an die Zeit, als Frank Schaefer noch auf der Kölner Bank saß: „Finke hatte kein rechtes Vertrauen in die schöne, neue FC-Welt. Schaefer erschien ihm zu unerfahren, zu unsicher und überfordert mit der Frage, mit welchen Spielern man in die Zukunft geht und mit welchen nicht. Anstatt das so zu sagen – was nicht leicht gewesen wäre angesichts der Popularität des Trainers – ging Finke den Weg der schleichenden Demontage. Als sich dieser Mechanismus jetzt mit Solbakken wiederholte – die Vorgänge waren nicht identisch, glichen einander aber wie ein Rübenstrunk dem anderen – musste die offenbar alarmierte oberste Klubführung von einem Verhaltensmuster ausgehen, mit dem der gelernte Alleinherrscher Finke seine Aufgabe als Sportdirektor definierte.“

Richard Leipold (FAZ) schmunzelt über die Begleitumstände: „Es passt zu diesem Klub, der das ganze Jahr über karnevalistisch angehaucht ist, dass die Trennung nach einem 1:0-Sieg gegen Hertha BSC Berlin vollzogen wurde, und dass ein Mann gehen musste, der vor wenigen Monaten erst zum Geschäftsführer aufgestiegen war. Es fügte sich auch, dass diese Personalentscheidung gegen elf Uhr elf öffentlich verhandelt wurde, an einem Elften, wenn auch nicht im Elften; kleine Schönheitsfehler sind erlaubt, zumal außerhalb der offiziellen Session.“

Wäre ja auch langweilig, wenn alles harmonisch wäre beim FC

René Hamann (taz) freut sich für den Kölner Coach: „Wäre ja auch langweilig, wenn alles harmonisch wäre beim FC. Dass sich hier einmal der Trainer durchsetzt – in Sachen Personalplanung, auch rund um den anstehenden Poldi-Transfer nach London hatte es wohl ’ne Menge Knies gegeben –, ist allerdings tatsächlich erwähnenswert. ‚Motorpsycho‘ Solbakken hat jedenfalls nicht umsonst vor der Kurve gefeiert.“

Markus Lotter (FR) berichtet augenzwinkernd von einem langfristigen Kölner Plan: „ Dieses Mal ist alles anders: Es läuft nach Plan. Nach einem − wie die Recherchen dieser Zeitung ergeben haben − genialen Zehnjahresplan, der von einer im Hintergrund agierenden Task Force im Dreischichtensystem erdacht und erarbeitet worden ist.  Allesamt engagierte Töchter und Söhne der Stadt, die sich die Ordnung der mal wieder ins Chaos geratenen Dinge zur Aufgabe gemacht haben. Die nicht Ruhe geben werden, bis der 1. FC Köln ein ganz normaler Fußballverein an einem ganz normalen Standort ist.“

Mehr Krach als beim Urknall vor 14 Milliarden Jahren

Nach dem dramatischen Spiel in Köln muss Philipp Selldorf (SZ) erst einmal wieder zur Ruhe kommen: „Der FC hatte eben eine Partie gewonnen, die  allerhöchste Infarkt-Gefahr hervorgerufen hatte. Der unglückliche Schiedsrichter Winkmann hatte drei rote Karten verteilt, die aus einem guten und spannenden Bundesliga-Spiel ein gewaltiges Drama machten. Es gab einen Pfostenschuss für Hertha in drittletzter und eine Riesenchance für den Berliner Ben-Hatira in vorletzter Minute. Und auf den Rängen tobte ein Publikum, das mehr Krach machte als der Urknall vor 14 Milliarden Jahren. Beim Kölner Trainer Stale Solbakken löste der Schlusspfiff einen selbstvergessenen Impuls aus, der ihn brüllend auf den Rasen laufen und Fäuste schwingend vor das Volk treten ließ.“

Keine Angst vor großen Namen

Im Keller rücken die Teams immer enger zusammen. Michael Horeni  (FAZ) klopft Freiburg und Augsburg auf die gebeutelten Schultern: „An diesem Wochenende etwa machte der Aufsteiger FC Augsburg der Dortmunder Siegesserie mit einem respektablem 0:0 ein Ende, der SC Freiburg bremste Borussia Mönchengladbach ebenfalls mit einem 0:0 auf dem Weg in die Champions League, nachdem der Abstiegskandidat zuletzt auch den FC Bayern München mit demselben Ergebnis frustriert hatte. Es gibt offenbar selbst in den Niederungen von Freiburg und Augsburg mit Christian Streich und Jos Luhukay Trainer, die es taktisch verstehen, weit überlegenen Teams, die ihnen so mächtig vorkommen müssen wie Barcelona den Leverkusenern, ihre Kraft zu nehmen.“

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