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Am Grünen Tisch | Champions League

Ultra-Woodstock in Berlin

Erik Meyer | Mittwoch, 28. März 2012 Kommentare deaktiviert für Ultra-Woodstock in Berlin

Vor dem Champions League-Viertelfinale ist die Presse noch mit der Bundesliga beschäftigt: Hat die Partie vom Montag das Kräfteverhältnis zwischen DFB, Fans und Vereinen verändert?

Nach dem Zweitligaspiel am Montag soll es keinen Ausschluss von Gästefans mehr als Strafe geben. Dort beobachtete Sebastian Stier (Tagesspiegel), dass „verbal geschlossen gegen den DFB vorgegangen“ wurde: „Als die Frankfurter Fans nach einer Viertelstunde begannen, über die Absperrungen zwischen den Blöcken zu klettern, hallte ihnen lautstark Unterstützung entgegen. „Lasst sie durch“ und „die Mauer muss weg“ skandierten die Fans des 1. FC Union.“

„Stadionverbot – na und?“ fragt auch Michael Horeni (FAZ) angesichts der Ultra-Solidarität in der Alten Försterei: „Die Atmosphäre war dann so, wie sie sich der Fußball nur wünschen kann: friedlich und fröhlich, ein Hauch von Happening lag in der Berliner Luft, ein stimmungsvoller Abend ganz ohne Pyrotechnik. Alltag ist das in deutschen Stadion (sic!) längst nicht. Es war ein Abend den die Ultras und der DFB so schnell nicht vergessen werden – vielleicht war es auch ein Anfang.“

Ähnlich hat Alex Raack (11freunde) den Abend empfunden und schließt seinen Erlebnisbericht euphorisiert: „Die Strafe des DFB hat für einen der schönsten Fußballabende in dieser Saison gesorgt. So friedlich muss es zuletzt in Woodstock gewesen sein. Vielleicht, so denkt man kurz, hat der DFB ja genau das mit seinem Verbot bezwecken wollen. Ein schöner Gedanke. Aber leider absolut utopisch.“

Andreas Hunzinger (FR) warnt unter der Überschrift „Späte Einsicht“: „Dass der DFB nun darauf kommt, dass derlei Strafen keinen Sinn haben, ist kein Grund, in Jubel auszubrechen. Es bleibt viel mehr zu hoffen, dass der Verband endlich begriffen hat, dass Sanktionen allgemein das Problem der Fan-Randale nicht lösen. Strafen sind undifferenziert, da sie das Kollektiv treffen und damit auch die Anhänger, die lediglich ihren Klub unterstützen wollen.“

OM gestern und heute

Birgit Schönau (SZ) charakterisiert Olympique Marseille mit einem Lieblingssatz des Trainers Didier Deschamps: „‚On a gagné à l‘ancienne.‘ Wir haben auf altbewährte Weise gewonnen. Auf Französisch hört sich das immer noch fast elegant an, auf dem Platz ist es zum Wegschauen. Mit ‚à l“ancienne‘ ist eine Art Juventus-Effizienzfußball der frühen 90er Jahre gemeint, französisch abgeschmeckt kommt das allerdings so schwerfällig daher wie fette Sahnesauce im Vergleich zu würziger Piemonteser Öltunke.“

„Als französische Steuerfahnder den Kaiser ärgerten“ ist keine aktuelle Meldung, sondern Udo Muras (Welt) macht einen launigen Ausflug in die Geschichte: „Karlheinz Förster, Klaus Allofs, Franz Beckenbauer, Rudi Völler und Andreas Köpke. Deutschen Spielern und dem ‚Kaiser‘ verdankt Bayerns Champions-League-Gegner Olympique Marseille seine beste Zeit.“

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