Am Grünen Tisch | Bundesliga
Die Liga macht Kasse
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| Dienstag, 17. April 2012Der Bieterwettstreit um die Übertragungsrechte ist beendet und die Telekom steht im Abseits. Ruft die Beteiligung von BILD nun Günter Wallraff auf den Plan?
In einer differenzierten Analyse des Deals lenkt Christopher Keil (SZ) den Blick auf den Springer-Verlag als neuen Player: „Das Berliner Medienhaus kann künftig Web- und Mobil-Clips (Tore, Höhepunkte) eine Stunde nach Spielende verkaufen und von Mitternacht an frei empfänglich in seine Online-Angebote – hauptsächlich bild.de- einstellen. Die Rolle von Springer als Partner der Deutschen Fußball-Liga einerseits und als Verleger der auf exklusive Bundesliga-News ausgerichteten Bild andererseits könnte für alle Beteiligten heikle Momente schaffen.“
In einer von Springer verlegten Zeitung widmet sich Lars Wallrodt (Welt Online) hingegen mit einiger Häme dem Verlierer des Bieterwettstreits: „Noch nicht einmal über die Rechte für Bundesligaspiele via Internet, die jetzt noch bei der Telekom liegen, verfügt der Konzern von 2013 an. Es ist somit auch eine krachende Niederlage für Telekom-Chef René Obermann. Denn mithilfe der Bundesliga wollte Obermann seinem Konzern mehr Sexappeal verpassen.“
Auch Steffen Grimberg (taz) sieht die „Telekom im Abseits“ und fragt: „Ob’s wirklich am Kaiser lag? Jedenfalls hatte Sky Deutschland den Chefoberganzgroßexperten-Vertrag mit Franz Beckenbauer schon verlängert, als noch gar nicht klar war, ob die Fußball-Bundesliga ab 2013 weiter live und in Farbe auf den Sportkanälen der Pay-TV-Plattform läuft.“
Peter Ahrens (SpOn) meint in Richtung Abteilung Attacke: „Das Jammern auf sehr hohem Niveau wird künftig schwerer. Die Bundesliga wird in den kommenden Jahren einen deutlich höheren finanziellen Spielraum haben. Das heißt auch: Man wird bei Top-Transfers von Stars mitbieten können – vor allem dann, wenn die Neuregelungen der Europäischen Fußball-Union Uefa unter dem Motto ‚Financial Fairplay‘ umgesetzt werden.“
Diese Erwartung teilt Michael Ashelm (FAZ) unter Verweis auf einen prominenten Funktionär nicht ganz: „Bei so viel frischem Geld stellen sich natürlich auf allen Seiten Fragen. Nicht nur, ob der hoch verschuldete Bezahlfernsehsender sein Ziel am Ende durchhalten kann. Ein wenig Besorgnis schimmerte schließlich noch beim Ligapräsidenten Rauball durch, der an die Vereine appellierte, die zusätzlichen Millionen nicht gleich in Beine zu investieren.“
Oliver Fritsch* (Zeit Online) kommentiert: „Nun muss man bedenken, dass die Öffentlich-rechtlichen im Auftrag aller mit GEZ-Gebühren verhandeln, also mit Quasi-Steuern. Fußball mag ein beliebtes und wertvolles Produkt sein, doch die ARD muss auch Minderheiten bedienen. Von Programmvielfalt im Ersten kann aber im Sport schon lange keine Rede mehr sein.“
*Disclaimer: Oliver Fritsch ist Gründer von indirekter-freistoss.de