Bundesliga
Aufatmen im Keller
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| Montag, 24. September 2012Der HSV fährt gegen Borussia Dortmund den ersten Dreier ein. Außerdem: Rheinische Defensive Deluxe und ein Münchener mit zwei Gesichtern
In Hamburg schöpft man nach dem Sieg gegen Dortmund wieder Hoffnung. Jörg Marwedel (SZ) hebt zwei Protagonisten besonders hervor: „Ohne Adler und van der Vaart, den teuersten Profis im überteuerten HSV-Kader, hätte es diese Überraschung niemals gegeben. Denn während Klopp den ersten Punktspiel-Sieg des HSV nach fünf Monaten darauf zurückführte, dass die Hanseaten ihren Vorsprung ‚mit Adler, Glück und Geschick verteidigten‘, trug auch van der Vaart erheblich dazu bei mit seiner Raffinesse, mit der er zwei Tore vorbereitete.“
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Heldenfußball ist nur noch bedingt erfolgreich
Marcel Reif (Tagesspiegel) erweist sich als Störenfried im momentanen Hamburger Glücks-Universum: „Wenn das (Rafael Van der Vaart) funktioniert, nicht nur im Moment einer Vorlage und einer Grätsche, sondern nachhaltig, dann müssen wohl alle Erfahrungen der vergangenen Jahre in den Müll gekippt werden. Denn eigentlich haben wir doch gelernt, dass Heldenfußball nur noch bedingt erfolgreich ist. Der FC Bayern München hat es in den vergangenen beiden Spielzeiten schmerzhaft erfahren, wohin die Abhängigkeit von ein, zwei Superstars führt. Zu nichts. Und umgekehrt hat der gestrige Hamburger Gegner, Borussia Dortmund, in diesen beiden Jahren demonstriert, dass eine Idee vom Fußball, eine Anlage, ein Konzept, mehr Punkte einfährt, als es ein einzelner überragender Spieler vermag.“
Seit der Verpflichtung von Rafael Van der Vaart beobachtet Jan Kahlcke (taz) einen regelrechten „Druckabfall“ beim Rest der Mannschaft: „Allmählich bekommt man eine Ahnung davon, dass die Transferpolitik des HSV funktionieren könnte – auch dank der Panikkäufe in den letzten Tagen der Transferfrist, die der frühere HSV- und heutige Frankfurt-Manager Heribert Bruchagen in der vergangenen Woche heftig kritisiert hatte, weil sie auf Pump geschehen sind. In Hamburg ist eine regelrechte „Rafamania“ ausgebrochen. Im Windschatten des Star-Spielers ist von allen anderen im Team offenbar eine Menge Druck abgefallen.“
Stotterndes Hochleistungssystem
Tim Schulze (stern.de) beschäftigt sich mit schwächelnden Westfalen: „Die Spielweise der Dortmunder, die auf aggressives Pressing, Balleroberung und (turbo-)schnelles Umschalten setzt, ist ganz besonders anfällig, wenn im Aufbau Fehler gemacht werden – es ist wie ein Hochleistungssystem, das mächtig ins Stottern gerät, wenn ein entscheidendes Teil nicht hundertprozentig funktioniert. Die Gegner wissen das, und wehren sich mit den gleichen Mitteln. Die Dortmunder Fehler kommen nicht wie aus heiterem Himmel, sie ziehen sich schon durch die ganze Vorbereitung.“
Es gibt angenehmere Aufgaben
Benjamin Knaack (Spiegel Online) warnt die euphorisierten Kellerkinder der Liga vor zu viel Übermut: „Doch bei aller Freude: Es sind gerade einmal vier Spieltage absolviert. Wo nun gejubelt wird – in Hamburg, Mainz und Hoffenheim – kann es in wenigen Tagen schon wieder düster aussehen: In der englischen Woche tritt der HSV bei Borussia Mönchengladbach an, Mainz muss auf Schalke ran. Es gibt angenehmere Aufgaben.“
Die Null steht
Fortuna Düsseldorf ist das einzige Bundesliga-Team, welches in dieser Saison noch keinen Gegentreffer zugelassen hat. Alex Westhoff (FAZ) adelt Schlussmann Fabian Giefer: „Giefers Furchtlosigkeit, seine 1,96 Meter große Torwartgestalt und seine starken Reflexe sind einige Gründe dafür, dass die Düsseldorfer in dieser Saison als einziges Team noch ohne Gegentor sind. 2:0, 0:0, 0:0, 0:0, dazu ein 1:0 im Pokal – die bisherige Saisonbilanz der Fortunen lässt den 22 Jahre alten Schlussmann gut aussehen. Nun könnte man einwenden, dass Giefer nur die letzte Instanz eines vor allem auf defensive Stabilität bedachten Fortuna-Kollektivs ist. Doch über ausbleibende Arbeit kann sich der Keeper nicht beschweren. In jedem Spiel hat er bislang den Luftraum über dem Strafraum sicher kontrolliert, er hielt die leichten Bälle fest und wehrte die schweren ab.“
50 Minuten auf dem Niveau des TSV Pähl
Marcus Bark (taz) zeigt sich beeindruckt von den Verwandlungskünsten eines Thomas Müller: „Der gleiche Thomas Müller, der sich 50 Minuten auf dem Niveau des TSV Pähl wähnte, war dann in den entscheidenden sieben Minuten der Partie die prägende Figur. Erst scheiterte er mit einem Kopfball ganz knapp, dann legte er nach einem energischen Dribbling für Toni Kroos zum 1:0 auf, bevor er nach einem weiteren energischen Lauf seinen vierten Saisontreffer erzielte. Wer Bastian Schweinsteiger an guten Tagen den Ball gibt, hat ihn quasi in einem Tresor verschlossen. Wer Thomas Müller anspielt, setzt auf ein Risiko, das im Lauf eines Spiels schon irgendwann belohnt werden wird.“