Ball und Buchstabe
Ein Quickie der Leidenschaft
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| Mittwoch, 3. Oktober 2012Heute Abend spielt Dortmund gegen Manchester City – ein Vorurteil hört man dabei immer wieder. Das viele Geld der Scheichs macht die Premier League langweilig. Dabei erholen sich die Briten gerade erst vom spannendsten Saisonfinale aller Zeiten. Und so lohnt sich ein Blick auf „Pray“ dem E-Book von Nick Hornby
Eine Rezension von Nick Hornby ohne die Mutter aller Fußballbücher zu erwähnen, ist große Kunst. Deshalb gar nicht erst versuchen und schamlos vergleichen: Wenn Fever Pitch wie Sex oder ein überragendes Fußballspiel ist, dann ist Pray wie das Aufwärmen. Ein Vorgeschmack, aber nicht so richtig befriedigend.
Hornby fasst die Premier League Saison 2011/12 auf 64 Seitenzusammen. Das muss oberflächlich bleiben und so streift er nur die großen Themen: Meisterfinale, Rassismus, Fabrice Muamba. Und es lohnt sich einfach das ganze noch einmal zu erleben: Die letzte Sekunde von Sergio Agüero vor dem entscheidenden Treffer, der ganz Manchester zum Weinen brachte. Die eine Hälfte vor Freude, die andere vor Enttäuschung.
Das ist, in Zeiten wo Premier League und La Liga auf den hinteren Seiten des Kicker, in pixeligen Livestreams und zuschauerlos im Pay-TV stattfinden, ein köstlicher Appetithappen. Die große Mahlzeit bleibt aus.
Hornby bleibt Hornby
Klar, Hornby bleibt Hornby, auch wenn seine Szenen aus Platzgründen nicht die Tiefe von Fever Pitch erreichen. Sein schwarzer, typisch britischer Humor blitzt aber auch hier durch. Und für Fans des britischen Fußballs ist Pray sowieso ein Pflichtkauf. Auch wenn es sich nicht mit Hornbys Erstlingswerk messen kann.
Fever Pitch ist und bleibt das beste Buch, das über Fans je geschrieben wurde. Als Versuchsballon ist Pray als E-Book, mit 64 Seiten und nicht mal so teuer wie ein Stadionbier, dennoch klasse. Ein bisschen wie das Supercup-Finale im August: nicht ganz der echte Fußball, aber in der Sommerpause nimmt man alles.
Nick Hornby: Pray. Kiepenheuer & Witsch, E-Book, 64 Seiten.