Bundesliga
Wolfsburg im freien Fall
| Montag, 8. Oktober 2012Der VFL Wolfsburg geht in dieser Saison zum vierten Mal als Verlierer vom Platz und präsentiert sich dabei in erschreckendem Zustand. Außerdem: Gegner-Suche in München
In Wolfsburg ziehen nach der Niederlage gegen Schalke immer düstere Wolken auf. Philipp Selldorf (SZ) pickt sich einen Mitschuldigen heraus: „Einer der 14 Akteure in Grün war der Brasilianer Diego, der bekanntlich zu großen Heldentaten imstande ist. In Schalke spielte er mit dem Temperament eines Sachbearbeiters, der pünktlich zur Arbeit erscheint, pünktlich in die Pause geht und pünktlich Feierabend macht. Er hat sogar einmal aufs Tor geschossen, es war Wolfsburgs zweiter Torschuss im Spiel – nach 77 Minuten. Schalkes Torwart Unnerstall fing den Ball, als hätte ihm ein Kind eine Papierkugel zugeworfen. Nach dem Spiel beantwortete Diego in korrektem Englisch sämtliche Reporterfragen. Seine Botschaften blieben belanglos, aber warum sollte er gehaltvoller reden als spielen?“
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Seine Macht zu beschneiden, traut sich niemand
Frank Hellmann (FR) überbringt allen Magath-Gegnern schlechte Nachrichten: „Eine Trennung von Magath scheint schon von den Strukturen her eher schwierig zu sein. Die dreiköpfige Geschäftsführung ist auf dem Papier so ausgerichtet, dass Wolfgang Hotze (Finanzen) den Vorsitz führt, aber de facto gibt Magath (Sport) das Sprachrohr. Seine Macht zu beschneiden, traut sich niemand, zumal er sein Umfeld mit Gefolgsleuten besetzt hat. Insofern sehen die Bosse keine Alternative zu Magath, der keine Kompetenzbeschneidung zu befürchten hat.“
Marcus Bark (taz) vermisst eine klare Linie bei den Wolfsburgern: „Mit einem 4-3-2-1-System, dem sogenannten Tannenbaum, setzte er auf eine massive Defensive. Auch beim Personal tauschte er munter aus. Zu Beginn der Partie sah die Taktik noch nach einem zielführenden Plan aus. Nach dem 1:0 für die Schalker durch einen Kopfballtreffer von Jefferson Farfán, der zuvor in einem Interview gegen Magath nachgetreten hatte, präsentierte sich der Meister von 2009 aber wie eine Ansammlung von Fußballern, denen nach dem Zufallsprinzip grüne Trikots angezogen worden waren.“
An der Konstellation hat sich nichts geändert
Mit sieben Siegen hintereinander liegen die Bayern sportlich auf Kurs. Auch abseits des Rasens herrscht derzeit ein vermeintlich trautes Miteinander. Peter Hess (FAZ) weiß, wann die Stimmung kippen könnte: „Nach der ersten Verstimmung zwischen Sportvorstand Sammer und Trainer Heynckes fragt man sich, was passiert, wenn die Münchner mal Unentschieden in der Liga spielen oder gar verlieren? Fürs erste ist die Situation nach dem 2:0 gegen Hoffenheim bereinigt – sagen jedenfalls alle Beteiligten. Doch bis zum nächsten Disput wird es nur so lange dauern, wie der gute Wille zum friedlichen Miteinander reicht. Denn an der Konstellation hat sich nichts geändert. Sammer ist als unbequemer Mahner und Kritiker angestellt, Heynckes als Moderator eines Kaders voller vor Ego strotzender Fußballmillionäre.“
Maik Rosner (FR) lobt die Entwicklung von Franck Ribéry: „Was ein angeschwipster Ribéry auf dem Oktoberfest alles hätte aushecken könnte: Zuckerwatte auf den Sitzbänken platzieren zum Beispiel. Oder: Matthias Sammer und Jupp Heynckes mit Lebkuchenherzen behängen. Jeweils natürlich mit den besten Grüßen vom Matze und vom Jupp und mit den eigentlich schmerzensgeldpflichtigen Zuckerguss-Inschriften: Hab Dich lieb. Oder: Du bist der Größte. Doch Ribéry ist mittlerweile 29 Jahre alt, er wirkt schon lange nicht mehr so verspielt wie zu Beginn seiner Zeit bei den Bayern, vor allem nicht abseits des Platzes. Aber auch sein Spiel wirkt reifer, zielstrebiger, nicht mehr so verschnörkelt.“
Kein ernsthafter Konkurrent in Sicht
Tim Schulze (stern.de) sucht verzweifelt nach konkurrenzfähigen Gegnern: „National dominieren die Bayern nach Belieben. Im Moment ist kein ernsthafter Konkurrent in Sicht, auch die Dortmunder nicht, die in Hannover nicht über ein Unentschieden hinauskamen. Der Rückstand auf den Tabellenführer beträgt bereits neun Punkte. Dortmund hat bewiesen, dass es in der Champions League mithält, doch in der Liga fehlt dem Team von Jürgen Klopp noch die Konstanz. Der amtierende Meister ist dennoch das einzige Team, das in der Lage ist, den Bayern bis zum 34. Spieltag ernsthaft Konkurrenz zu machen, auch wenn sie das auf Schalke nicht gerne hören.“
Marcel Reif (Tagesspiegel) sieht das ähnlich: „Die Frage, wer denn den Bayern kurz-, mittel- und langfristig Konkurrenz machen kann, die beantwortet sich nach dem Spiel unter der Woche in der Champions League und den völlig überflüssig öffentlich herausposaunten Misstönen zwischen Jupp Heynckes und Matthias Sammer, die Frage lässt sich eindeutig beantworten: der FC Bayern München selber.“
Kommentare
2 Kommentare zu “Wolfsburg im freien Fall”
Dienstag, 9. Oktober 2012 um 04:27
[…] Kai Butterweck | Montag, 8. Oktober 2012 ohne Kommentar […]
Dienstag, 9. Oktober 2012 um 09:43
[…] Der Indirekte Freistoß fasst in ihrer Presseschau den freien Fall des VfL Wolfsburg zusammen. […]