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Deutsche Elf

DFB-Elf – wenn sechs Tore nicht genügen

Kai Butterweck | Montag, 15. Oktober 2012 2 Kommentare

Trotz des ungefährdeten Sieges gegen Irland verfällt die Presse keineswegs in Euphorie

Das Team von Joachim Löw lässt gegen erschreckend schwache Iren nichts anbrennen. Dennoch findet Rafael Buschmann (Spiegel Online) einige Haare in der Suppe: „Bei den Deutschen lief nicht alles über 90 Minuten rund. Ohne die zwei überragenden Einzelaktionen des Dortmunder Angreifers Marco Reus, hätte das DFB-Team wohl noch weitere Tage mit bohrenden Fragen zur Mannschaftsstimmung und -geschlossenheit kämpfen müssen. Denn in der ersten halben Stunde des Spiels offenbarte die deutsche Nationalmannschaft erneut etliche der vor allem nach dem Halbfinals-Aus bei der EM gegen Italien kritisierten Schwächen. Das Team bekam kaum Zugriff aufs Spiel.“

Löw ist angreifbarer geworden

Philipp Selldorf (SZ) hört immer lauter werdende Stimmen hinter der Trainerbank der deutschen Nationalmannschaft: „Löw ist angreifbarer geworden, seit die Nation durch die Niederlage gegen Italien von barer Enttäuschung überwältigt wurde. Die amtlichen TV-Kritiker haben ihre Angriffsbereitschaft gesteigert; der Tonfall der Medien ist aggressiver geworden; Trendsetter wie Uli Hoeneß empfehlen Löw, was er gefälligst besser machen soll; opponierende Meinungsmacher wie die Dortmunder Watzke und Klopp verbergen kaum noch ihre Vorbehalte. Löw reagiert darauf nicht immer gekonnt, wie sein unbedachtes Reden über Marcel Schmelzer zu erkennen gab. Die meisten Anzeichen deuten darauf hin, dass sich Löw auf der letzten Etappe seiner Bundestrainerzeit befindet.“

Christian Kamp (FAZ) weiß, wo man zukünftig den Hebel ansetzen muss: „Team und Trainer sind dabei, sich unter veränderten Bedingungen neu zu justieren. Das ist nichts Ungewöhnliches nach einem großen Turnier, noch dazu, wenn es mit einer Enttäuschung geendet hat. Aber es erfordert Energie und Disziplin. Zu den wichtigsten Aufgaben mit Blick auf die WM 2014 wird es gehören, den Konkurrenzkampf insbesondere im Mittelfeld produktiv zu moderieren. In Dublin genügte ein Name, um das Steigerungspotential im Vergleich zur EM zu vermessen. Marco Reus präsentierte sich nicht nur wegen seiner beiden Tore als ein weiterer Spieler, der den Unterschied ausmachen kann.“

Die neue Nummer Eins auf der linke Seite

Klaus Bellstedt (stern.de) verneigt sich vor dem Matchwinner des Abends: „Marco Reus bestach in seinem erst zwölften Länderspiel mit enormer Schnelligkeit und Kälte vor dem Tor. Gegen Irland unterstrich er eindrucksvoll, dass er nach der EM zur festen Stammkraft im Team von Joachim Löw geworden ist. In Dublin rechtfertigte Reus, dass er klar vor dem nach einer guten Stunde eingewechselten Lukas Podolski zur Nummer Eins auf der linken Seite geworden ist. Und auch die Iren werden sich wohl noch lange an den Auftritt des 120-Sekunden-Buhmanns erinnern. Bei seiner Auswechslung gab es auf der Haupttribüne der Aviva-Arena respektvollen Applaus. Auf der Insel wissen sie eben doch, was sich gehört. Gerade dort.“

Auch Matti Lieske (FR) klatscht begeistert Beifall: „Das Beispiel Reus zeigt, wie schnell sich manche Diskussion im Nationalteam erledigt. Vor gar nicht langer Zeit lautete die Frage nur, ob der Leverkusener André Schürrle den Neu-Londoner Lukas Podolski von der Position im linken offensiven Mittelfeld verdrängen wird. Jetzt kommen beide nicht an Marco Reus vorbei. Es sei denn, Bundestrainer Joachim Löw entscheidet sich, den Dortmunder als das einzusetzen, was die Spanier eine falsche Neun nennen, eine Spitze also, die immer wieder aus dem Mittelfeld nach vorn stößt. Dann aber wäre die Position von Miroslav Klose futsch. In jedem Fall hat Marco Reus nach der WM für eine weitere Verknappung der offenen Plätze gesorgt, was nicht nur Schürrle und Podolski, sondern auch Toni Kroos und möglicherweise Thomas Müller trifft, der gegen Irland kaum zur Geltung kam.“

Die Iren hätten am Freitag auch gegen Rot-Weiß Erfurt verloren

Ralf Sotschek (taz.de) warnt nach dem Irland-Spaziergang vor aufkommendem Übermut: „Eine Standortbestimmung für die deutsche Mannschaft ist nach diesem Spiel nicht möglich. Die Iren hätten am Freitag auch gegen Rot-Weiß Erfurt verloren. Das deutsche Team musste sich nicht sonderlich anstrengen. Gegen Schweden, das sich am Freitag beim 2:1-Sieg auf den Färöer Inseln zwar sehr schwer tat, wird es am Dienstag im Berliner Olympiastadion nicht so einfach sein, Tore zu schießen.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “DFB-Elf – wenn sechs Tore nicht genügen”

  1. Hannes
    Mittwoch, 17. Oktober 2012 um 13:10

    War wohl doch ganz einfach, gegen Schweden Tore zu schießen. Nur mit dem verhindern, also das sollte unbedingt nochmal geübt werden :-O

  2. mustard
    Mittwoch, 17. Oktober 2012 um 15:32

    Der Titeldekorierte Jogi Löw hat seine Klasse ein weiteres mal bewiesen.

    Nach dem überzeugenden 6:1 gegen starke Iren konnte man jetzt auch gegen die Schweden einen Punkt entführen.

    Zu den Meisterleistungen des Trainers gehörten zum Beispiel die Stabilisierung der Abwehr durch die Herreinnahme von Podolski oder der Überraschungseffekt durch den Verzicht auf einen dritten Wechsel. Überhaupt, wie der Trainer seine Mannschaft in der heiklen Phase ab der 60. Minute geführt hat. Weltklasse.

    In den letzten rund 20 Spielen ist die Nationalmannschaft sogar schon zwei mal ohne Gegentor geblieben. Diese Leistung verdient auch Respekt.

    Es ist einfach alles so unglaublich toll und super!

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