EM 2020
Euro 2020 – Freudenfest oder Stimmungskiller?
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| Freitag, 7. Dezember 2012Die Euro 2020 wird auf dem gesamten Kontinent ausgetragen. Die Presse beschäftigt sich intensiv mit dem revolutionären Beschluss der Uefa
Jens Weinreich (Spiegel Online) klatscht begeistert in die Hände: „Nach etlichen fehlgeschlagenen sportpolitischen Manövern gelang Platini also seine Rettungsaktion. Fußball in ganz Europa. Ohne neue Schuldenberge – ein unvergleichlich nachhaltiges Mega-Event. Eine völlig neue Sache. Damit kann Platini Geschichte schreiben. Das Beispiel Portugal 2004 sollte allen Romantikern eine Warnung sein. Niemand braucht leerstehende Arenen, die noch Jahrzehnte nach einem wenige Tage währenden Sportfest täglich horrende Betriebskosten verschlingen. Andere Argumente, wonach der Euro 2020 Flair abhanden käme, sind ebenfalls zu vernachlässigen. Die Frage ist doch: ein bisschen Flair oder Milliardenschulden?“
Die Idee hat Charme
Auch Michael Dörfler (Badische Zeitung) klopft Michel Platini anerkennend auf die Schultern: „Eine EM zwischen Moskau und Lissabon, zwischen Stockholm und Athen würde das diffizile Geflecht Europa zumindest für die vier Wochen des Kick-Gipfels eng zusammenrücken lassen. Wichtiger noch: Es wären wohl nur bescheidene Investitionen notwendig, um taugliche Spielstätten zu schaffen. Diese gibt es nämlich dank zurückliegender Sport-Events in den Großstädten bereits. Der sonst üblichen irrsinnigen Geldverschwendung wäre also Einhalt geboten. Und dass die Planer bei der Erstellung des Spieltableaus die Teams samt Fans nicht quer durch den Kontinent treiben werden, darf wohl vorausgesetzt werden. In diesem Sinne: Die Idee hat Charme.“
Rainer Jourdan (FNP Online) grübelt: „Der erste Gedanke gilt den Fans. Hardcore-Begleitern dürfte das Geld wie nie zuvor aus den Taschen gezogen werden. Außerdem dürfte es mit der Identitätsdichte, die eigentlich nur in einem Land gewährleistet sein kann, nicht weit her sein. Andererseits: Wer weiß, wohin die europäische Finanzkrise uns noch führt? Und da klingt es plausibel, einem Land nicht alle möglichen Kosten aufzuhalsen. Ein Versuch wäre es allemal wert. Aber ob’s ein Platini-Traumpass wird?“
Auf Kosten der Stimmung
Martin Beils (RP Online) legt die Stirn in Sorgenfalten: „Eine dichte Turnierstimmung, wie sie 2006 bei der Sommermärchen-WM in Deutschland herrschte, wird bei weit auseinanderliegenden Spielorten aber nicht aufkommen. Diese Art der EM sollte deshalb eine Ausnahme bleiben.“