Bundesliga
Wie gut passt Pep Guardiola zum FC Bayern?
| Freitag, 18. Januar 2013Pep Guardiola sitzt ab der kommenden Saison auf der Trainerbank des FC Bayern München. Die Presse beschäftigt sich intensiv mit dem Super-Coup
Christof Kneer (SZ) blickt gespannt in die Zukunft: „Guardiola ist ein sehr konsequenter Mann, aber seine Lehre ist freundlicher. Er wird wohl versuchen, seine Lehre mit der von Matthias Sammer und Uli Hoeneß zu kombinieren, und wenn die Bayern bereit sind, sich wenigstens ein bisschen belehren zu lassen, dann könnte Josep Guardiola einmal einen sehr prominenten Platz in der Münchner Trainer-Galerie bekommen.“
Geht Tiki Taka mit Gomez?
Oliver Fritsch (Zeit Online) runzelt etwas die Stirn: „Die größte Frage ist, ob die Bayern-Führung ihrem Trainer freie Hand lässt. Die Revolution wurde ja schon mehrmals ausgerufen, mit Jürgen Klinsmann, mit Louis van Gaal. Guardiolas Spielidee vom Ballbesitz ist der des FC Bayern, also der van Gaals, zwar ähnlich. Guardiola ist aber noch radikaler. Hält er daran fest, passt er sie an? Wie reagiert Hoeneß, wenn es in der Arena München keine Flanken mehr gibt, der Ball ins Tor getragen wird oder im Mittelfeld und Sturm nur noch die Kleinen spielen? Geht Tiki Taka mit Gomez?“
Stefan Osterhaus (NZZ Online) bremst die Euphorie: „Superlative schüren Erwartungen. Positiv überraschen wird Guardiola kaum. Selbst der Gewinn der Champions League wäre bei ihm fast Norm. Arrigo Sacchi, der mit der AC Milan vor mehr als 20 Jahren fast so stilprägend war wie Guardiola mit Barca, kam ausserhalb des Mailänder Biotops nirgends zurecht, er kann von der Last grosser Erwartungen berichten. Daran kann auch der Trainer scheitern, der Barcelona zum Mass der Dinge machte.“
Eine stille Tragik
Christian Eichler (FAZ) legt tröstend die Arme um Noch-Trainer Jupp Heyckes: „Guardiola ist ein Trainer der neuen Schule. Heynckes ist ein Trainer der alten, die sich erneuert hat. Es ist die große Leistung dieses früheren Klassestürmers und späteren Klassetrainers, dass er in fast fünfzig Jahren im Profifußball modern geblieben ist. Und es ist seine stille Tragik, dass er gerade in Momenten auf dem spielerischen Gipfel die traurigsten Abgänge erlebte.“
Lukas Rilke (Spiegel Online) bedankt sich bei Uli Hoeneß: „Weltweit gibt es vielleicht eine Handvoll Vereine, die so eng mit einer Person verknüpft sind wie der deutsche Rekordmeister mit dem 61-Jährigen, in der Bundesliga sucht man Vergleichbares vergebens. Seit bald 34 Jahren lenkt Hoeneß die wirtschaftlichen Geschicke des Clubs, erst als Manager, seit 2009 als Vereinspräsident und Aufsichtsratsvorsitzender. Immer aber als Aushängeschild. Nach vielen Meisterschaften hat er nun auch sein Meisterstück abgeliefert.“
Ein kultivierter Bildungsbürger
Martin Henkel (FR) stellt Pep Guardiola von einer anderen Seite vor: „Der Katalane ist ein kultivierter Bildungsbürger, zur Verfeinerung von Herz und Verstand verkehrt er mit Künstlern und Musikern, geht ins Theater, zeigt sich mit Literaten und interessiert sich für die politische Zukunft Kataloniens. Er ist Ehrenbürger seiner Kulturregion und hat wenige Chancen ausgelassen, einer Abspaltung von Spanien seine Unterstützung zu versichern. Mit der bayerischen Sache kennt er sich also bestens aus.“
Kommentare
6 Kommentare zu “Wie gut passt Pep Guardiola zum FC Bayern?”
Freitag, 18. Januar 2013 um 15:26
Vom Gefühl her passen Pep und die Bayern gut zueinander. Ob es deswegen automatisch auch eine Erfolgsgeschichte wird ist nicht sicher.
Wir Kölner haben da lange und leidvolle Erfahrungen mit heilsbringenden Supertrainern. 🙁
Gruß
Die kölsche Ziege
Freitag, 18. Januar 2013 um 15:28
Ich bekomme eine seltsame Fehlermeldung nach Kommentarabgabe
„Warning: Missing argument 2 for wpdb::prepare(), called in /home/indirdbo/www.indirekter-freistoss.de/wp-content/plugins/wp-ajax-edit-comments/lib/class.core.php on line 470 and defined in /home/indirdbo/www.indirekter-freistoss.de/wp-includes/wp-db.php on line 990″
Ist das normal?
Freitag, 18. Januar 2013 um 15:43
Man möchte fast meinen, der FC Bayern hätte jahrzehntelang alles falsch gemacht. Und nun, endlich, würde sich Hoeneß einsichtig zeigen. Fehlt nur noch, dass der Hasardeur Klinsmann und der Größenwahnsinnige van Gaal rehabilitiert werden. So jedenfalls liest sich so mancher Kommentar zum Guardiola-Transfer. Um Missverstädnissen vorzubeugen: Der Mann hat mit dem FC Barcelona wirklich Großes vollbracht. Ob das auch in München gelingt, wird sich zeigen. Es ist, leider, nicht garantiert. Auch für „Pep“ wird es – spätestens in der zweiten Saison – nur einen Maßstab geben: Titel! Schöne Spiel und der ständiger Ballbesitz sind „nice to have“. Die Kombination des „Konzepttrainers“, wie die Modernschreiber gerne schreiben, mit dem Chairmsmatiker Sammer verbindet Gegensätze. Sammer ist die Verkörperung des „alten“ und erfolgreichen FC Bayern, Guardiola wird einen neuen Fußball finden müssen. Denn, und das vergessen die Fußballfeuilletonisten, gerne: Barca hat nicht nur den Künstler Messi, sondern auch das Kampfschwein Puyol. Beide für CL-Erfolge notwendigen Typen sind in der heutigen Bayernmannschaft nicht vertreten. Da gibt es den limitierten Robben (links vorbei, dann Schuss) und phlegmatischen Boateng (89. Minute: ich mal mal Pause…).
Freitag, 18. Januar 2013 um 16:39
Vielen Dank für die kurze Presseschau. Als „kultivierter Bildungsbürger“ wird es Pep Guardiola sicherlich nicht schwerfallen, Deutsch zu lernen. Angeblich soll er ja schon seit Monaten Deutsch lernen. Ich bin schon sehr gespannt auf sein erstes Interview in Bayern. 🙂
Sonntag, 20. Januar 2013 um 18:40
Die eher etwas unglücklich abgelaufene Vorstellung des „Startrainers“ Guardiola für die neue (oder noch laufende?) Saison dürfte nach der bereits zweiten etwas teueren Verpflichtung eines Spaniers erneut ein tiefes Loch in die sonst so gut gefüllte Mannschaftskasse der „Bayern“ geschlagen haben, die die schlangestehenden Sponsoren rasch wieder füllen müssen!
Die vertragliche Bindung dieser vielseits umworbenen Person war sicherlich ein ganz besonderes Husarenstück.Sie hat zumindest aus
meiner Sicht allerdings einen faden Beigeschmack, weil das erwartete
tägliche Grundgehalt so hoch liegen dürfte, wie ein Durchschnittsbürger oder Fußballfan jährlich verdient. U.Hoeneß meinte sogar, dass ein doppelt so hohes Gehalt auch noch angemessen wäre! Wo bleiben da eigentlich noch die Relationen?
Seffan Osterhaus NZZ Online) und Christian Eichler (FAZ) haben es mit ihren indirekten Warnzeichen auf den Punkt getroffen, während der Bayern-Präsident möglichst alle körperlichen Öffnungen schließen sollte, damit besonders Lukas Rilke (Spiegel Online)nach seinen Ausführungen nicht irgendwo hinein verschwindet……
Was mich an der notgedrungen vorzeitigen Aktion des Transfers in der noch laufenden Saison aber mächtig stört, ist das Fehlverhalten verschiedener Beteiligter, wie übrigens auch zuvor schon auch bei anderen Vereinen z.B. in Dortmund (Sahin) oder Wolfsburg (Allofs,Hecking). Nach Bekanntwerden erster Gerüchte wurden, wie eben in München, die natürlich neugierigen Journalisten (dafür sind sie bekanntlich auch da) von verantwortlichen Vertretern des jeweiligen Vereines regelrecht vorsetzlich getäuscht. Das ist eigentlich mit dem gleichen Fehlverhalten gleichzusetzen, wie das Zünden von Pyrotechnik oder Belügen des Richters in einem Verfahren bei der Anhörung und sollte vom Sportgericht unbedingt zukünftig bestraft werden!
Wenn zur gleichen Zeit eines gegebenen Dementies in Wirklichkeit der Vertrag beiderseits schon genauestens ausgehandelt oder gar längst unterschrieben wurde( wie im Fall München), ist dieses Benehmen mehr als sittenwidrig einzustufen! Die Herren Mediendirektor Hörwick, Vorstandschef Watzke und Co. gehen nicht mit einem guten Beispiel voran.
Auf jeden Fall wird die Zusammenarbeit zwischen Guardiola und Sammer ab Sommer (oder etwas eher) auch sehr spannend werden. Sollte sie nicht so gelingen, wie geplant, könnte sich in vielleicht schon anderthalben Jahr der liebevoll nur noch „Philosoph“ genannte Pep die Geschehnisse der Bundesliga in Ruhe von Bacelona aus anschauen und sich dabei noch längere Zeit weiter fürstlich bezahlen lassen. Vielleicht haben vor überschäumender Euphorie die tüchtigen Vertragspartner aus München aber an diese Situation nicht mehr gedacht, weil dieses schon mehrfach eingetretene Pech aus der Vergangenheit schon in Vergessenheit geriet……
Sonntag, 20. Januar 2013 um 22:34
Die Bayern konnten es sich leisten, neben Don Jupp auch LvG noch eineinhalb Jahre auf ihrer Payroll zu belassen. Macht euch mal über Trainergehälter beim FCB keine Gedanken. Martinez hat dem Verein im übrigen auch keine 40 Mio gekostet, sondern „nur“ ca. 27.
Schön zu sehen, wie die Bayern-Neider sich schon wieder alle in Stellung bringen. Da kann man ja auch schön neue Fallhöhen ausloten. Die Meisterschaft ist ja schon gelaufen.
Die Verpflichtung von PG ist spektakulär und richtig. Es gibt im Moment nur einen mir bekannten Trainer, bei dem ich die Wahrscheinlichkeit höher einschätzen würde, das das besser funktioniert. Und der ist momentan nicht auf dem Markt und wäre, wenns nach Uli gegangen wäre, statt Klinsmann Trainer beim FCB geworden.
Zu diesen Nebelkerzen gegenüber der Journallie: Lasst mal die Kirche im Dorf. Business as ususal. Stört ehrlich gesagt auch nicht weiter, die BL ist mittlerweile fast ausschließlich hysterisches Entertainment und Event. Die Liga ist leider auch nicht mehr so ausgeglichen und wird mir mittlerweile auch etwas überhyped. 9 Tore bei 04-96 oder ein 0:5 von Werder zu Hause? Unterhaltsam und lachhaft zugleich.