Bundesliga
Biederes Mittelmaß
| Montag, 18. März 2013Auf den Plätzen der Beletage ist derzeit wenig los. Die Presse langweilt sich und sucht auf den Trainerbänken der Liga nach Entertainment-Alternativen
Zwischen dem Spitzentrio und dem Rest der Liga klafft eine große Lücke. Jan Christian Müller (FR) schüttelt fassungslos mit dem Kopf: „Hinter der Spitze präsentiert sich nämlich, analog zum Auftreten der deutschen Teams in der Europa League, eine breite, graue Masse, die sich träge hin und her bewegt. Jene, die sie bilden, klauen sich gegenseitig in bedauerlicherweise nur durchschnittlichen Spielen bieder Punkte oder teilen sie diese brav; bei den Spielen gegen die beiden Großen entwickeln sie ebenso demütig wie erfolglos Abwehrstrategien, um die Haue nicht allzu schmerzhaft zu spüren zu bekommen. Das führt dazu, dass die Bayern mit einer besseren B-Elf in Leverkusen im 13. Auswärtsspiel der Saison erst ihr zweites Auswärtsgegentor kassierten. Unfassbar!“
Schneckenrennen sind langweilig
Daniel Meuren (FAZ) döst vor sich hin: „Außer Bayern München und Dortmund scheint derweil kein Team der oberen Tabellenhälfte mehr Gefallen zu finden an häufigem Siegesjubel. Die schlauen Fußballlehrer wollen uns nun allerorten weismachen, dass die vielen Unentschieden oder die Niederlagen gegen Abstiegskandidaten Ausweis der Ausgeglichenheit und des hohen Niveaus der Bundesliga seien. Aber irgendwie sind Schneckenrennen trotzdem langweilig.“
Martin Beils (RP Online) sorgt sich um die Zukunft: „Bayer Leverkusen und erst recht Schalke 04 bringen die vorhandenen PS derzeit nicht auf die Straße. Dass es bei beiden Klubs Unklarheiten um die künftige Besetzung der Trainerbank gibt, passt ins Bild. In Frankfurt, Mainz und Hamburg kämpfen Mannschaften um Platz vier, die man sich nicht unbedingt als Repräsentanten des deutschen Fußballs in der nächsten Champions-League-Saison wünschen muss.“
Lars Wallrodt (Welt Online) nennt die Schuldigen beim Namen: „Wer also ist anzuklagen für die Liga-Langeweile nach 26 Spieltagen? Die übermächtigen Bayern? Die chancenlosen Fürther? Der gestürzte Meister BVB? Nein, keiner dieser Klubs. Die Bayern machen ihren Job – und das überragend. Die Dortmunder geben ihr Bestes; dass sie den Rekordmeister nicht auf Dauer in Schach halten können, war klar. Und die bedauernswerten Fürther können es halt nicht besser. Wirklich schämen sollten sich die Bremer, Stuttgarter, Hoffenheimer, Wolfsburger, ja vielleicht sogar die Hamburger und Schalker. Alles Vereine, die es zum Ziel hatten, die Spitze zu attackieren. Und die mehr oder weniger offensichtlich daran gescheitert sind.“
Und Armin Veh wird wieder ante portas stehen
Auch Marcel Reif (Tagesspiegel) hat schon spannendere Bundesliga-Wochen erlebt. Umso unterhaltsamer geht es seiner Ansicht nach auf den Trainerbänken der Liga zu: „In Leverkusen ist man sich zum Beispiel nicht mehr so hundertprozentig sicher, dass diese schwierige Doppelspitze aus Sami Hyypiä und Sascha Lewandowski wirklich der Weisheit letzter Schluss ist. Der Häufigkeit der Dementis, lässt darauf schließen, dass der Zwist zwischen beiden nicht nur erfunden ist. Und wenn es in irgendeiner Frage Unruhe gibt, kann Schalke nicht weit sein. Mit Trainer Keller will man nicht, verständlich vielleicht, weil das eben nur manchmal funktioniert, gegen Galatasaray aber nicht. Und wenn Schalke auch noch die Champions League verpasst, werden in Schalke aus langen Gesichtern verzweifelte Gesichter werden. Und Armin Veh wird wieder ante portas stehen. Was wiederum direkte Auswirkungen auf Eintracht Frankfurt hat. Die Eintracht hat unter Veh eine wunderbare Saison gespielt, fängt aber nun an zu schwächeln.“
Wiesinger und Weinzierl sind nicht Kult. Na und?
Christof Kneer (SZ) verneigt sich vor den beiden Strippenziehern in Nürnberg und Augsburg: „Im Moment sieht es so aus, dass hier zwei unaufdringliche Typen unaufdringlich vor sich hin reüssieren, und das in einer Branche, deren Blenderfaktor hoch ist und in der jeder, der nicht bei drei auf dem Baum, in Nürnberg oder in Augsburg ist, gnadenlos unter „Kult“ verbucht wird. Wiesinger und Weinzierl sind nicht Kult. Na und? Es spricht sehr für sie, dass sie nicht mal versuchen, die wirklich stilbildenden Kulttrainer wie Klopp, Tuchel oder Streich oder gar deren Nachahmer nachzuahmen.“
Lewandowski bleibt dagegen immer der ehemalige Juniorentrainer
Die Trainerehe in Leverkusen erweist sich immer mehr als schwieriges Unterfangen. Christiane Mitatselis (taz) beschäftigt sich mit einem der beiden Verantwortlichen: „Ist vielleicht Lewandowski nicht glücklich mit der Situation? Es wäre nur verständlich, da seine anspruchsvolle taktische Arbeit im Schatten des charismatischen Finnen kaum zur Geltung kommt. Der ehemalige Starverteidiger hat von 2009 bis 2011 mit vielen Bayer-Profis in Leverkusen zusammen gespielt. Er ist in der Mannschaft hoch angesehen – und steht auch in der Öffentlichkeit automatisch im Vordergrund. Lewandowski bleibt dagegen immer der ehemalige Juniorentrainer.“
Kommentare
5 Kommentare zu “Biederes Mittelmaß”
Montag, 18. März 2013 um 16:39
Kann Marcel Reif Deutsch?
Dienstag, 19. März 2013 um 11:05
[…] Butterweck (Indirekter Freistoß) hat eine Presseschau zur langweiligen Tabellenlage der Bundesliga […]
Dienstag, 19. März 2013 um 13:56
Werder hatte sicher viele Ziele in diesem Jahr – ganz sicher NICHT dazu gehört eine Attacke auf die Spitze. Auch für einige andere der von Lars Wallrodt genannten Vereine bezweifle ich dies. Mumpitz. „Qual“itätsjournalismus aus HH.
Mittwoch, 20. März 2013 um 11:26
HH?
Mittwoch, 20. März 2013 um 12:55
Verdammt – ist die Welt mit nach B? Oder waren die schon immer B? Treibe mich auf deren Seiten nur seltenst herum; läuft bei mir immer noch Welt/Bild=Springer=HH. (Btw. – Mailand oder Madrid – Hauptsache, Italien …)
Aber da ich ja nicht nachtragend bin – sondern nur nichts vergesse – gedanklicher Bezug war auch folgender http://www.bildblog.de/8141/wenn-hsv-fans-ueber-werder-berichten/
Insofern also auch nicht überraschend.