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Bundesliga

FC Bayern München: Meister der Superlative

Kai Butterweck | Montag, 8. April 2013 4 Kommentare

Mit dem Sieg bei Eintracht Frankfurt sichern sich die Bayern bereits am 28. Spieltag den 23. Meistertitel in der Vereinsgeschichte

Peter Hess (FAZ) dankt den Männern im Hintergrund: „Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge, Präsident Uli Hoeneß, Sportdirektor Matthias Sammer und Ehrenpräsident Franz Beckenbauer haben ihren Teil dazu beigetragen, dass die Mannschaft so ungestört gut spielen konnte. Rummenigge und Hoeneß, weil sie genau die richtigen Spieler verpflichteten und die Nachfolge von Heynckes mit Guardiola geräuschlos und bestens regelten, Sammer, weil er sich geschickt in den Verein integrierte und seine Rolle als Chefmahner überzeugend ausfüllte und nicht überzog, und Franz Beckenbauer, weil er so wenig zu sagen hatte wie noch nie.“

Oliver Fritsch (Zeit Online) hat keine Angst vor aufkommender Langeweile: „Ab Sommer wird Pep Guardiola, der begehrteste Trainer der Welt, die Bayern trainieren. Mit ihm will der Klub eine noch glorreichere Zukunft gestalten. Doch allen, die eine dauerhaft langweilige Bundesliga fürchten, sei gesagt: Den Bayern wird es nicht immer gelingen, ihre Macht und ihre finanzielle Überlegenheit so eindrucksvoll, so glänzend, so perfekt in sportliche umzumünzen wie in der Saison 2012/2013. Denn es ist offen, wie lange sich die vielen Bayern-Stars auf und neben dem Platz dauerhaft einem einzigen Ziel unterordnen werden.“

Im Eiltempo, aber betont sachlich

Maik Rosner (FR) beobachtet grenzenlosen Erfolgshunger: „Allzu ausschweifend soll die kleine Meisterparty dem Vernehmen nach aber nicht geraten sein. Das galt bereits in Frankfurt, wo die Bayern ihren Erfolg ähnlich begangen hatten, wie sie in dieser Saison aufgetreten waren: im Eiltempo, aber betont sachlich. Bierduschen, Meister-T-Shirts und andere Folklore, die normalerweise in solch einem Moment zur Aufführung kommt, haben sie sich verkniffen. Ein kurzes Tänzchen, ein von den Spielern in die Luft geworfener Trainer Jupp Heynckes und ein paar Gesänge im Kabinentrakt – das war es dann auch. Die nächsten Ziele warten ja schon.“

Claudio Catuogno (SZ) setzt sich nach dem Schlusspfiff in Frankfurt auf die Münchener Trainerbank: „Heynckes hat den Moment für sich. Aber das passt schon so. Seit die Bayern für die kommende Saison hinter seinem Rücken den spanischen Star-Trainer Pep Guardiola verpflichtet haben, hat er ohnehin in den Einzelkämpfermodus geschaltet. Jeder Rekord, jeder Titel, der da noch kommen mag, ist da eine gewaltige Genugtuung. Auch, wenn Heynckes das öffentlich nie so sagen würde.“

Ein Luxusdilemma

Marcel Reif (Tagesspiegel) verbeugt sich vor dem Münchener Chef-Coach: „Jupp Heynckes darf natürlich nicht vergessen werden in einer Eloge über den FC Bayern, den man nicht mögen muss, aber dem man für alles Geleistete den höchsten Respekt entgegenbringen muss.  Sie haben in München nun ein Luxusproblem, eher ein Luxusdilemma, dass sie einen neuen Trainer verpflichtet haben, Pep Guardiola, einen Mann, den man verpflichten muss, wenn man ihn sich leisten und haben kann. Und müssen einen Trainer in die Rente schicken, der den strauchelnden Musterschüler wieder zum Primus gemacht hat. Es bleibt zu hoffen, dass sie diesen Abschied in Würde und angemessener Wertschätzung vollziehen. Aber nun haben sie alles richtig gemacht in München in dieser bisher für sie so spektakulären Saison. Meisterlich. Meinen Glückwunsch. Und meine Verbeugung vor Jupp Heynckes.“

Auch Stefan Osterhaus (NZZ Online) rollt für Jupp Heynckes den roten Teppich aus: „Es waren Indizien einer Wandlung, die Heynckes vollzog. Dass er als Moderator Format hat, das hatte schon vor der Saison niemand bestritten, doch Heynckes scheute keine unpopuläre Entscheidung, womöglich auch zum Missfallen der Klubgewaltigen. Dass der Klub bereits mit dem ehemaligen Barça-Trainer Pep Guardiola handelseinig ist und Heynckes die Möglichkeit genommen wurde, seinen Abschied bei den Bayern selber zu verkünden, mag die autonomen Anwandlungen des Trainers bestärkt haben. Hier geht es nicht nur um den Erfolg des Vereins, dessen loyaler Angestellter er stets gewesen ist, sondern auch um den ganz persönlichen Erfolg des Trainers Jupp Heynckes. Entschlossen wie in diesem Jahr hat Heynckes nie zuvor gewirkt, selbst die eigene Akribie wusste er nochmals zu steigern.  Selten waren die Bayern konzentrierter und aggressiver als in dieser Spielzeit. Das ist ihre herausragende Qualität: Auf jede Herausforderung konnten sie eine Antwort finden.“

Den Machern der DFL kann diese Entwicklung nicht wirklich gefallen

Carlos Ubina (Stuttgarter Zeitung) blickt voller Sorge in Richtung Spanien: „Erst kommen die Bayern und die Dortmunder und dann ganz lange nichts. Den Machern des Ligaverbandes DFL kann diese Entwicklung nicht wirklich gefallen. Sie preisen seit Jahren die Ausgeglichenheit der Bundesliga, Herzschlagfinale in Titel- und Abstiegsfragen inbegriffen. Doch in der Fußballrepublik ergeben sich immer mehr spanische Verhältnisse, wo seit Langem allein der FC Barcelona und Real Madrid herrschen.“

Tobias Oelmaier (dw.de) fordert mehr Engagement vom Rest der Liga: „Darf es sein, dass Borussia Dortmund als Titelgewinner der Jahre 2011 und 2012, als Double-Sieger, als Champions League-Überraschungsteam, so früh aufsteckt? Keine Kampfansagen aus Dortmund in Richtung München waren zu vernehmen, wenig Gegenwehr. Die spielerischen wie inzwischen auch die finanziellen Mittel sollten doch da sein. Und auch der Rest der Liga setzte die Bayern nicht unter Druck: Bayer Leverkusen scheint schon mit Platz drei mehr als zufrieden zu sein und Schalke 04 war wie so oft mehr mit sich selbst beschäftigt. Die Liga und die Bayern, das ist derzeit so wie das Kaninchen vor der Schlange.“

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Kommentare

4 Kommentare zu “FC Bayern München: Meister der Superlative”

  1. Manfred
    Montag, 8. April 2013 um 11:58

    Die Schlußfolgerung des Herrn Oelmeier kann schwerlich auf seinem eigenen Artikel beruhen. Früher in dem Artikel wird die breite Bank gelobt, die es ermöglicht, dass jede Position mindestens doppelt besetzt ist und zusätzlich wird noch angeführt, dass die 3 Transfers Dante, Mandzukic und Martinez absolute Volltreffer waren, dazu noch Sammer. Ein sehr guter Kader perfekt verstärkt, die unvermeidlichen Verletzungen und Ausfälle hier und da somit entsprechend kompensierbar, aber darüber meckern, dass Dortmund früh aufsteckt?
    Die Dortmunder, die wegen des kläglichen Auftrtts in der letztjährigen CL bundesweit und darüber hinaus abgewatscht wurden und es dieses Jahr – so vermute ich – genau in dem Wettbewerb besser machen wollten, da in die Pflicht zu nehmen – ja, klar, kann man machen, nur ist deren Bank nicht so breit, wie sich der von Höxken nach Stöxken-Wirrwarr am Ende liest.
    Will fragen: Ja, watt denn nu?

  2. In An- und Abführung: Peter Neururer und Zlatan Ibrahimovic, Schiedsrichtermangel & Kaiserslauterns Schuldenkrise | Fokus Fussball
    Dienstag, 9. April 2013 um 10:44

    […] vor Jupp Heynckes, der mit dem FC Bayern so schnell 75 Punkte erreichte wie kein Verein zuvor. Der Indirekte Freistoß fasst die Medienreaktionen auf den Titelgewinn der Bayern zusammen. Fernglas FCB lobt die gute […]

  3. Van Kuchen
    Samstag, 27. April 2013 um 17:41

    Bayern ist Meister,

    ja, super !?
    und sie spielen so tollen Fußball…
    höre ich überall.
    Und wie haben Sie das gemacht?
    Sie kaufen seit jahrzehnten den direkten Konkurrenten die besten Spieler weg, zuletzt Mario Götze aus Dortmund.
    Nicht, damit sie ihre eigene Mannschaft verbessern, sondern primär, damit der Spieler nicht beim Konkurrenten spielt.
    Und damit haben Sie sich über Jahrzehnte hinweg Wettbewerbsvorteile und auch solcher finanzieller Art geschaffen.

    Und wieso, so darf man sich fragen, war der FCB dann erst diese Saison (wieder) so erfolgreich und in den vorigen beiden Jahren nicht (ganz so sehr)?
    Das muß wohl eindeutig Jupp Heynckes auf die Fahne geschrieben werden.
    ich bin schwer beeindruckt, wie er es geschafft hat, die Menschen zu einer Einheit zu formen.

    herzlichen Glückwunsch, Jupp Heynckes !

  4. Van Kuchen
    Samstag, 27. April 2013 um 17:56

    Oh, mein KOmmentar wurde schon geändert (per Kommentar-Editor)
    Ich dachte, es hätte nicht funktioniert, weil dieser sich nicht mehr von selbst geschlossen hat und wenn ich es manuell tat, wurden dei Änderungen nicht angezeigt.

    Ein Fehler?

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