Am Grünen Tisch
Fankongress – Verschränkte Arme und Schuldzuweisungen
| Montag, 20. Januar 2014Erhobene Zeigefinger, geschwollene Halsschlagadern und schockierende Nachrichten aus der Ferne: Beim Fankongress in Berlin herrscht schlechte Stimmung
Eine Woche vor dem Bundesliga-Rückrundenstart treffen sich in Berlin Fan-Vertreter, Politiker, Pädagogen, Kriminologen, Journalisten und DFL-Verantwortliche zum Gespräch. Am Ende macht sich jedoch bei vielen der Beteiligten Ernüchterung breit. Auch Johannes Kopp (taz) zuckt ratlos mit den Schulten: „Dass die Probleme vielschichtiger und sachverständiger betrachtet werden müssen, zeigte sich im Streitgespräch mit den Polizeivertretern. Das Fehlverhalten beider Seiten wurde thematisiert und für sich genommen auch gar nicht infrage gestellt. Wie der daraus entstandene tiefe Graben überbrückt werden könnte, das vermochte indes keiner zu sagen.“
Die Ultras bilden womöglich die größte politische Jugendbewegung Deutschlands
Boris Herrmann (SZ) fordert die Einbeziehung aller Beteiligten: „Wer die organisierten Fans, die sogenannten Ultras, nur als die Problem-Kids der Nation begreift, der unterschätzt ihre gesellschaftliche Bedeutung. In einer Zeit, in der etwa Parteien und Kirchen dramatisch an Anziehungskraft bei jungen Menschen verlieren, bilden die Ultras womöglich die größte politische Jugendbewegung Deutschlands. Die Ultras sehen sich nicht als Kunden der Vereine, sondern als Teil des Spiels. So wollen sie auch behandelt werden. Erst wenn die Ordnungshüter des Fußballs beginnen, das als Chance zu begreifen, haben die Vernünftigen auch eine Chance gegen die Spinner.“
Michael Schiffbänker (02elf.net) schlägt die Hände vors Gesicht: „Unbegreiflich bleibt, warum es zwei Gruppen voller kluger Menschen nicht schaffen, zielgerichtet miteinander zu sprechen. Denn so schön es auch wäre, es gibt keine Alternative zum Dialog. Erst wenn Fans und Polizei ihre Konflikte beilegen, können sie das eigentliche Problem angehen: Gewalttäter, die das Spiel missbrauchen und dadurch Polizei und Fans weiter entzweien.“
Die Mehrzahl der Randalierer sind an einer Neuordnung nicht ernsthaft interessiert
Während in Berlin diskutiert wird, kommt es in Köln zu schweren Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden „Fangruppen“. Dabei wird ein Beteiligter lebensgefährlich verletzt. Robin Patzwaldt (ruhrbarone.de) schüttelt fassungslos den Kopf: „Unabhängig von den „Vereinszugehörigkeiten“ der an der Randale beteiligten „Fans“ zeigt diese Aktion doch sehr eindeutig, dass die Krawallmacher von diesen durchaus gut gemeinten Kongressen, Diskussionen und Treffen eben im Zweifelsfall gar nicht wirklich erreicht werden. Es zeigt vielmehr allzu deutlich, dass all die Diskussionen in der Theorie zwar durchaus sinnvoll und löblich sind, die Mehrzahl der Randalierer aber an einer Neuordnung der Fanlandschaft und einem verbesserten Verhältnis zur Polizei wohl gar nicht ernsthaft interessiert ist.“
Kommentare
2 Kommentare zu “Fankongress – Verschränkte Arme und Schuldzuweisungen”
Montag, 20. Januar 2014 um 13:40
[…] – Der Indirekte Freistoß mit einer Presseschau – FC Poppe zum Angriff von Rechts in Köln und zum Fankongress – 1:0 für die […]
Dienstag, 21. Januar 2014 um 14:49
[…] Fankongress – Verschränkte Arme und Schuldzuweisungen (…) [indirekter-freistoss.de, 20. […]