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Bundesliga

Schluss, aus und vorbei!

Kai Butterweck | Montag, 12. Mai 2014 Kommentare deaktiviert für Schluss, aus und vorbei!

Nürnberg und Braunschweig steigen ab. Der HSV rettet sich in die Relegation. Außerdem: Der mysteriöse Abgang des Thomas Tuchel

Nach der Niederlage auf Schalke steht fest: Der 1. FC Nürnberg wandert zum achten Mal von der ersten in die zweite Liga. Andreas Morbach (SZ) wagt einen Blick in die Zukunft: „Die Nürnberger haben nun ihre gesammelten Peinlichkeiten der vergangenen zehn Monate aufzubereiten.  Für die letzten Minuten des Spiels zog der erschöpfte Sportvorstand sich in den Spielertunnel zurück, ganz allein. Bader bekommt wohl einen Sportdirektor an seine Seite gestellt, und die Gerüchte, dass es sich dabei um den früheren Bayern-Mann Christian Nerlinger handeln könnte, wabern längst um den Valznerweiher.“

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Es warten hitzige Debatten und kritische Fragen

Harald Büttner (nordbayern.de) beschäftigt sich ebenfalls mit der Personalie Bader: „Es wird nicht leicht für den Sportchef, zwei Trainerwechsel in einer Saison zu erklären. Er wird sich auf hitzige Debatten und kritische Fragen zur Personalpolitik einstellen müssen, die er letztendlich zu verantworten hat. Das oberste Vereinsgremium, der Aufsichtsrat, steht zu Bader. Es weiß zu würdigen, dass er in den letzten zehn Jahren an maßgeblicher Stelle mitgewirkt hat, den Club skandalfrei und wirtschaftlich solide zu gestalten. Dennoch ist es folgerichtig, Konsequenzen aus dem sportlichen Desaster zu ziehen und einen absoluten Fußballfachmann in die sportliche Leitung zu integrieren. Bader sollte das nicht als Degradierung empfinden, sondern als Chance.“

Schade, dass sie nach nur einem Jahr schon wieder weg sind

Neben Nürnberg verabschiedet sich auch Braunschweig aus der ersten Liga. Die Braunschweiger Zeitung trauert: „Die Eintracht hat es am Ende immerhin geschafft, dass kaum jemand in der Liga mehr sagte: Was wollen die hier? Sondern eher: Schade, dass sie nach nur einem Jahr schon wieder weg sind. Trotzdem spülte die große Welle blau-gelber Emotionen am Samstag nicht nur die größte Enttäuschung über den Abstieg weg, sondern auch einen nüchternen Blick auf die Tabelle. Denn am Ende seines Erstliga- Abenteuers hatte der Aufsteiger nicht ein abstraktes sportliches Wunder verpasst, sondern eine reelle, mit den Händen zu greifende Chance. 28 Punkte hätten gereicht, um sich vom letzten Platz in die Relegation zu retten. 25 hatte die Eintracht bereits Anfang April.“

Den Abstieg hätten alle drei verdient

Der HSV rettet sich hingegen in die Relegation. Carsten Eberts (SZ) schickt jedoch keine Glückwunschkarte an die Alster: „Den Abstieg hätten alle drei verdient. Nicht nur Nürnberg und Braunschweig. Nein, auch der Hamburger SV. Wer es schafft, die finalen fünf Ligaspiele in Serie zu verlieren, hat sich nach branchenüblichen Kriterien nach Kräften um den Abstieg bemüht. Null Punkte von 15 möglichen, in der wichtigsten Phase der Saison, sind eines Erstligisten eigentlich unwürdig. Nicht nur Nürnberg  und Braunschweig haben dies fertig gebracht. Nein, auch der HSV.“

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Alexander Laux und Lars Wallrodt (Welt Online) geben die Hoffnung nicht auf: „Der HSV schafft das Kunststück, sich noch in die Relegation zu retten. Stolz kann er darauf nicht sein. Aber die Leistung vom Samstag wird zumindest ein bisschen Mut machen für die Spiele am kommenden Donnerstag und Sonntag gegen den Dritten der zweiten Liga. Verdient wäre der Klassenerhalt nicht – aber danach wird an der Elbe niemand fragen, sollte er geschafft werden…“

Stefan Nestler (dw.de) fordert ein Umdenken: „Der HSV versuchte es in dieser Saison gleich mit drei verschiedenen Cheftrainern: Thorsten Fink, Bert van Marwijk und Mirko Slomka. Keiner von ihnen schaffte es, den Bundesliga-Dinosaurier auf Trab zu bringen. Selbst wenn die Hamburger es schaffen sollten, sich gegen den Drittplatzierten der zweiten Liga durchzusetzen, muss die Botschaft lauten: So kann es nicht weitergehen. Ein vernünftiges finanzielles und sportliches Konzept muss her, gepaart mit realistischen Erwartungen.“

Wie geht’s jetzt weiter?

Thomas Tuchel hat seinen Trainer-Job bei Mainz 05 niedergelegt. Peter H. Eisenhuth (Spiegel Online) tappt im Dunkeln: „In Mainz hat sich der Trainer in den vergangenen Jahren viel Respekt erarbeitet. Vom Kultstatus seines Vor-Vorgängers Jürgen Klopp ist er aber weit entfernt. Sein letzter Arbeitstag in Mainz könnte der Samstag gewesen sein. Unter Tränen verabschiedete er sich bei der Saisonabschlussfeier von der Mannschaft und erklärte seine Beweggründe. Danach trat Tuchel seinen Urlaub an. Wie lange dieser dauern wird, ist derzeit unklar.“

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Daniel Meuren (FAZ) kritisiert Tuchels Entscheidung: „Nun steht er als ein Trainer da, der scheinbar entgegen jener Werte gehandelt hat, die er seinen Spielern stets predigt: Respekt, Disziplin und Verlässlichkeit forderte er ein, weil diese Tugenden die Grundlage für einen Mannschaftserfolg gegen individuell deutlich besser besetzte Konkurrenten waren. Tuchel hingegen hat zuletzt eigenwillig das Vertrauen des Klubs missbraucht, als er seine Zukunftsaussichten in Schalke und Leverkusen erörterte, obwohl er noch bis 2015 in Mainz im Wort stand. Damit hat der Trainer seinem Ansehen mehr geschadet, als er es selbst vielleicht derzeit wahrhaben will, auch wenn eine moralische Überhöhung solcher Vorgänge im Fußballgeschäft nicht angesagt ist.“

Warum nicht Bundestrainer?

Der Name Thomas Tuchel wird mit vielen Bundesliga-Vereinen in Verbindung gebracht. Michael Rosentritt (Tagesspiegel) geht einen Schritt weiter: „Vielleicht gibt es ja auch gar kein neues Angebot von Schalke oder aus Leipzig oder sonstwo. Vielleicht hält Thomas Tuchel einfach mal bis Mitte Juli die Füße still. Und landet dann plötzlich ganz oben. Da gibt es ja noch eine Sommerveranstaltung mit ganz großer Strahlkraft. Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Gewinnt beispielsweise Deutschland den Titel, wird Joachim Löw auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft als Bundestrainer bestimmt zurücktreten. Sehr wahrscheinlich wird er das auch tun, wenn er mit dieser veranlagten Mannschaft früh ausscheidet. Wer aber sollte Löw dann folgen auf dem Posten des wichtigsten Trainers des Landes?  Die Vorstellung, dass das Thomas Tuchel sein könnte, ist nicht mal die abwegigste.“

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