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Bundesliga – Der Ball rollt wieder

Kai Butterweck | Montag, 25. August 2014 Kommentare deaktiviert für Bundesliga – Der Ball rollt wieder

Blitz-K.o. in Dortmund, Schieber-Freuden in Berlin und Katerstimmung auf Schalke: Die Fußball-Bundesliga legt einen fulminanten Start hin

Zwei Tore von Neuzugang Julian Schieber reichen Hertha BSC nicht zum Sieg: Der Bundesligastart sorgt in Berlin für gemischte Gefühle. Paul Linke (Berliner Zeitung) fasst zusammen: „Die Geschichte dieses Unentschiedens, das Hertha mehr verloren als gewonnen hat, verdient den Titel: „Die zwei Gefühle.“ Gefühl Nummer eins: die Freude. Die Mannschaft spielte eine starke erste Halbzeit, hatte mehr Ballbesitz, mehr Torschüsse, Flanken, Chancen, und mehr Zweikämpfe hatte sie auch gewonnen als die Bremer – aber eben auch nur ein Tor mehr erzielt. Gefühl Nummer zwei: der Ärger. Nach dem zweiten Tor  gab der Schiedsrichter einen Freistoß für Bremen, der keiner war, zeigte eine Gelbe Karte für Santiago Garcia, die auch Rot hätte sein können, und dann wollte Herthas Torwart Thomas Kraft nach einem Ball greifen – der Griff ging jedoch ins Leere. Drei Minuten später folgte der Ausgleich, das Spiel war gekippt, entwickelte sich sogar noch zu einem von jener komischen Sorte, das so oder so hätte ausgehen können.“

Neue Möglichkeiten und alte Unzulänglichkeiten

Bei Michael Rosentritt (Tagesspiegel) werden unangenehme Erinnerungen geweckt: „Das Spiel gegen Bremen deckte neben den neuen Möglichkeiten auch alte Unzulänglichkeiten auf, wie sie insbesondere in der zurückliegenden Rückrunde zu beobachten waren. Beim Anschlusstreffer der Bremer etwa machte Torwart Thomas Kraft eine unglückliche Figur beim Anlaufen von hohen Bällen, die in den Strafraum segeln. Der Doppelschlag der Bremer innerhalb weniger Minuten zeigte aber auch, dass die Berliner Schwierigkeiten bekommen, wenn sich Widerstände auftun. Bremen hatte sich taktisch leicht umsortiert, Hertha wirkte überfordert und konnte das Spiel nicht mehr gestalten.“

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Peter Ahrens (Spiegel Online) freut sich für den Berliner Doppel-Torschützen: „Schieber-Rufe besitzen im Fußball normalerweise eine negative Bedeutung. Wenn das Publikum im Stadion „Schieber, Schieber“ anstimmt und die Volkswut kocht, dann ist meist der Schiedsrichter gemeint, und es wird ihm Parteinahme, Betrug gar unterstellt. Im Berliner Olympiastadion wird man sich in dieser Hinsicht umgewöhnen müssen – zumindest wenn der neue Hertha-Mittelstürmer Julian Schieber so weitermacht wie zum Liga-Auftakt gegen Werder Bremen.“

Boateng ist weit davon entfernt, ein Leitwolf zu sein

Nach der Pleite im DFB-Pokal und der Auftaktschlappe gegen Hannover brennt auf Schalke bereits der Baum. Oliver Müller (Welt Online) nimmt sich Kevin Prince Boateng zur Brust: „Es ist das Umschalten von Offensive auf Defensive, das bei den Schalkern nicht funktioniert. Möglicherweise auch als Folge von falsch eingesetztem Personal: Boateng wirkte im defensiven Mittelfeld überfordert, körperlich und gedanklich zu langsam. Derzeit wird die Mannschaft ihrem Anspruch nicht gerecht, weil auch entscheidende Spieler an an ihren persönlichen Ansprüchen scheitern: Boateng ist jedenfalls weit davon entfernt, ein Leitwolf zu sein.“

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Carsten Eberts (SZ)begleitet einen frustrierten „Rückkehrer“  in die Kabine: „Für Benedikt Höwedes ist es nach den tollen Wochen in Brasilien ein dumpfer Aufprall in der Realität. Der Weltmeister-Glanz war in diesem Moment gänzlich verflogen. Höwedes musste schimpfen, sich rechtfertigen, die Fehler seiner Kollegen erklären, die zum 1:2 bei Hannover 96 führten. Und er musste über seinen Trainer sprechen, über Jens Keller, der im Zentrum der Kritik steht.“

Auch in Dortmund gucken die Verantwortlichen nach der Auftaktniederlage gegen Leverkusen dumm aus der Wäsche. Von einer Untergangsstimmung wie derzeit auf Schalke ist man bei den Borussen jedoch weit entfernt. Ralf Birkhan (derwesten.de) weiß warum: „Bei Borussia Dortmund sagt Trainer Jürgen Klopp nach der 0:2-Heimniederlage gegen Leverkusen mit dem Blitztor nach neun Sekunden: „Dass wir nicht sofort wach waren – den Schuh ziehe ich mir an.“ Klopp gesteht einen Fehler ein und übernimmt Verantwortung. Und damit ist die Geschichte auch schon beendet. Niemand – weder Vorstand noch Fans – stellt den Trainer nach der Auftaktniederlage in Frage. Warum auch? Allerdings passiert genau das in Schalke. Nach der Niederlage in Hannover klingt alles, was die Verantwortlichen zum Thema Trainer Jens Keller sagen, bereits nach Krisenmanagement.“

Eine Bereicherung

Der SC Paderborn startet mit einem Unentschieden gegen Mainz 05 in die Debüt-Saison. Andreas Sten-Ziemons (dw.de) klatscht begeistert in die Hände: „Auch wenn die Paderborner wohl bis zum Ende der Saison gegen den Abstieg kämpfen werden: Falls sie sich ihre Unbekümmertheit erhalten und auch dann nicht von ihrer offensiven Taktik abweichen, wenn die Erfolge auf dem Platz mal für längere Zeit ausbleiben, sind sie eine absolute Bereicherung für Deutschlands beste Fußball-Liga.“

Trotz WM-Müdigkeit und Verletzungssorgen fährt der FC Bayern München problemlos die ersten drei Punkte ein. Oliver Fritsch (Zeit Online) ist enttäuscht: „Angesichts dieser Umstände hätte man denken können, dass sich die Seriensieger der vergangenen beiden Jahre sehr schwertun. Dass sie zumindest zu Beginn der Saison Anlauf brauchen und einen Preis für den WM-Titel zahlen. Dass sie Borussia Dortmund ziehen lassen, vielleicht noch eine zweite Mannschaft. Was hatten wir alle gehofft! Doch wenn selbst ein Europapokalteilnehmer mit Ambitionen diese halbfertigen, halbstarken Bayern lange unterlegen ist, wird es wohl den wenigsten Clubs gelingen, gegen die neuen Bayern zu gewinnen.“

Michael Horeni (FAZ) empfiehlt vermeintlichen Bayern-Jägern einen Blick ins Unterhaus zu werfen: „Wenn spanische oder schottische Verhältnisse in Deutschland – also eine Dominanz der Bayern und Dortmund oder nur der Bayern – nach vier Jahren überhaupt wieder abgewendet werden können, dann dürfte am ehesten einer jener Klubs, die sich Red Bull ganz konsequent zum Vorbild genommen hat, an der FCB-BVB-Phalanx rütteln: Bayer Leverkusen und Wolfsburg. Vielleicht auch wieder Hoffenheim, gestern noch Feindbild, heute mehr als nur halbwegs etabliert. Und irgendwann Leipzig selbst.“

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