Bundesliga
Keller-Rauswurf – Wer trägt die Schuld?
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| Dienstag, 7. Oktober 2014Die Presse beschäftigt sich intensiv mit der Entlassung von Schalke-Trainer Jens Keller
Jens Keller ist nicht mehr Trainer von Schalke 04. Peter Hess (FAZ) geht auf die Entscheidungsträger los: „Was den Schalkern fehlt, ist eine kompetente sportliche Führung, die genau weiß, was sie will und mit wem sie es erreichen will. Ergebnis gut = Trainer gut, Ergebnis schlecht = Trainer schlecht, diese Gleichung geht nicht auf, wenn man ganz Großes will, nämlich die Bayern herausfordern und die Dortmunder überrunden. Dazu braucht man ein Konzept. Mehr als Keller steht die Führung der Erfüllung der Schalker Träume im Weg.“
Keine Perspektive
Auch Gianni Costa (RP Online) zeigt mit dem Finger in Richtung Schalker VIP-Bereich: „Der mächtige Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies und Sportvorstand Horst Heldt haben alle Konsequenz vermissen lassen, die man sich von Vorgesetzten wünscht. Sie wollten sich nicht von den Mechanismen der Branche treiben lassen. Sie wollten nicht nach den ersten Negativschlagzeilen des Boulevard einknicken. Doch spätestens als über Keller selbst nach Siegen in bedrohlichem Ausmaß genörgelt wurde, hätte ein Schlussstrich gezogen werden müssen. Um Keller zu schützen, aber auch die Ziele des Vereins nicht in Gefahr zu bringen. Es fehlte schlichtweg die Perspektive.“
Sabrina Kammerer (web.de) kann es nicht fassen: „Kellers Entlassung hat mit seiner Arbeit als Trainer relativ wenig zu tun. Letztendlich haben sich die Verantwortlichen des Vereins – Horst Heldt und Clemens Tönnies – dem stetig wachsenden Druck durch Medien und Fans gebeugt. Damit haben sie denen Macht eingeräumt, denen Keller zu ruhig war, zu wenig aufbrausend. Dabei hat Kellers stoische Art dem Verein und auch den Spielern sicher nicht schlecht getan. Er fungierte als Schutzschild zwischen seinem Team und dem Gelsenkirchener Umfeld, das nach Siegen gerne die deutsche Meisterschaft ausruft und nach Niederlagen den drohenden Abstieg.“
Ein Team im Flairbereich einer Betriebssportgruppe
Jonas Beckenkamp (SZ) hingegen zeigt Verständnis für das Ziehen der Reißleine: „Dem Coach gelang es auf lange Sicht nie, der Mannschaft eine Identität einzuhauchen. Es fehlte eine attraktive Spielidee, es mangelte an Entwicklung und irgendwie ist heute kein Spieler besser als noch zu Stevens‘ Zeiten. Wer Schalke spielen sah, erlebte zu oft ein Team im Flairbereich einer Betriebssportgruppe. Besonders von außen prasselte heftige Kritik auf den mitunter blassen Keller ein, sein Standing in den Medien war nie besonders gut – da half es auch nichts, dass er intern durchaus anders wahrgenommen wurde.“
Auch Stefan Giannakoulis (n-tv.de) steht eher kopfschüttelnd vor der Trainerbank: „Tragisch an der Sache ist, wie Jens Keller sich an seinen Job geklammert, sich permanent gerechtfertigt hat, immer aus der Defensive heraus. Noch im März hatte er im Interview mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ geklagt: „Man fühlt sich an den berühmten Kampf gegen Windmühlen erinnert.“ Souverän war das nicht, Führungsstärke sieht anders aus. Er hat sich damit keinen Gefallen getan. Jens Keller war der Trainer von der traurigen Gestalt.“
Alex Raack (11Freunde) sorgt sich bereits um Kellers Nachfolger: „Kellers Nachfolger Roberto di Matteo ist – abgesehen von seinem vermutlich üppigen Gehalt – nicht zu beneiden. Er geht jetzt sehr unbequemen Zeiten entgegen. Immerhin: Trotz seiner 44 Jahre ist die Stirn des Italieners noch bemerkenswert faltenfrei. Vielleicht ist das ja ein gutes Zeichen.“