Bundesliga
Nichts sehen, nichts sagen, nichts pfeifen?
| Montag, 9. März 2015Foul? Rote Karte? Elfmeter? Am Wochenende standen wieder einmal die Schiedsrichter im Rampenlicht. Außerdem: Frust in Paderborn und Frankfurt und effektive Bayern
Auf mehreren Bundesliga-Plätzen kommt es am Wochenende zu strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen. Klaus Hoeltzenbein (SZ) präsentiert seine Top Drei: „Wer weiß, ob Huub Stevens noch Trainer in Stuttgart wäre, hätte Schiedsrichter Brych den Schulterstoß des VfB-Profis Niedermeier gegen Hertha-Torwart Kraft passend mit Rot sanktioniert? Und wie wäre jetzt die Lage beim HSV, wäre der Schweizer Behrami nach dem Ellbogencheck gegen Dortmunds Mkhitaryan schon in Minute drei vom Platz geflogen? Das dritte Fehlurteil hatte Hannover zu ertragen. Reklamiert wurde dort ein „Bayern-Bonus“, und das nicht nur, weil Stürmer Lewandowski beim 1:1-Zwischenstand für seinen Tiefflug knapp über der Grasnarbe fälschlicherweise einen Elfmeter bekam. Hannover blieb ohne einen Lohn der Angst und muss sich im Reizklima der Liga nun dieselbe Frage wie die Unparteiischen stellen: Sind wir bereit für das, was da noch kommt?“
Bloß keine Eskalation riskieren
Alex Feuerherdt (n-tv.de) beschäftigt sich intensiv mit einer Schlüsselszene aus der Hamburger Imtech Arena: „Keinen Anlass zur Klage über den Schiedsrichter dürfte der Hamburger Valon Behrami gehabt haben. Im Spiel gegen den BVB hielt er sich nach nicht einmal drei Minuten den Dortmunder Henrikh Mkhitaryan derart unsanft mit dem Unterarm vom Leib, dass selbst ein Platzverweis nicht abwegig gewesen wäre. Peter Gagelmann beließ es jedoch bei einer Ermahnung. Was nach dem Betrachten der Zeitlupe fragwürdig und unverständlich wirken mag, erklärt sich zumindest teilweise, wenn man weiß, dass die Unparteiischen so früh in einer Partie nur dann einen Platzverweis aussprechen, wenn es wirklich gar keinen Ermessensspielraum mehr gibt. Denn gleich zu Beginn in einer strittigen Szene die härteste Sanktion überhaupt zu verhängen, kann die Gefahr einer Eskalation drastisch erhöhen.“
Frank Lüdecke (Tagesspiegel) stellt sich schützend vor die Referees: „Die Schiedsrichter geben ihr Bestes und sind wirklich unparteiisch. Bis auf zwei jedenfalls (Namen der Redaktion bekannt). Können wir das auch von den Spielern sagen? Dass sie ihr Bestes geben? Die des Hamburger Sportvereins zum Beispiel? Im Spiel gegen Dortmund kamen 47 Prozent ihrer Pässe an. Das bedeutet, über die Hälfte der Pässe sind nicht beim eigenen Spieler gelandet, sondern beim Gegner oder sonstwo. Also ich finde, wenn man den Fußballsport beruflich ausübt, aber nur jeden zweiten Ball zum eigenen Mann bringt, dann sind Schiedsrichterentscheidungen noch das geringste Problem.“
Zu wenig Qualität
In Paderborn spielt die Schiedsrichterleistung hingegen keine große Rolle. Vielmehr erzürnen sich die Zuschauer am leblosen Auftritt der Heimmannschaft. Auch Andreas Sten-Ziemons (dw.de) ist enttäuscht: „Der Paderborner Mannschaft fehlt es schlichtweg an Qualität, um in der Bundesliga über eine gesamte Saison hinweg mitzuhalten. Was der SCP beispielsweise im Angriff anzubieten hat, besitzt durchweg kein Bundesliga-Niveau. Top-Torjäger Elias Kachunga hat seit Wochen keine überzeugende Leistung mehr gezeigt. Seine fünf Saisontreffer datieren allesamt aus der Hinrunde, als das Team noch auf der Euphoriewelle schwebte. Die weiteren Angreifer Marvin Duksch, Stefan Kutschke und Mahir Saglik sind in der 1. Liga allenfalls Mitläufer.“
Den Frankfurtern fehlen Konstanz und Beständigkeit
Auch in Frankfurt ziehen mal wieder dunkle Wolken auf. Thomas Kilchenstein und Ingo Durstewitz (FR) gehen auf die Barrikaden: „Eintracht Frankfurt hat es wieder nicht geschafft, „die einmalige Chance“ (Sportdirektor Bruno Hübner) zu nutzen und einen großen Schritt in Richtung der Spitze zu gehen. Sehr wahrscheinlich werden die Hessen das auch nicht mehr schaffen, weil ihnen dazu einfach die Konstanz und Beständigkeit fehlt. Wieder haben sie einen Gegner, der so ziemlich am Boden lag, die Hand gereicht und auf die Füße geholfen. Das war schon in Paderborn so, gegen Stuttgart, in Hannover, gegen Hertha, in Freiburg und Mainz. Und jetzt eben in Köln.“
Das ist eine Menge Holz
In München scheint hingegen weiterhin die Sonne. Und das trotz nachlassender Schönspielerei. Lars Gartenschläger (Welt) versucht die Konkurrenz wachzurütteln: „Elf Punkte haben die Münchner Vorsprung auf den Zweiten Wolfsburg, ganze 20 auf den drittplatzierten Leverkusen. Das ist eine Menge Holz. Ob des Punktestands wirken die Münchner einfach zu dominant für den Rest der Liga. Wobei sie auf dem Platz derzeit alles andere als dominant agieren. bIn Hannover gewannen die Münchner zwar mit 3:1. Für jemanden, der das Spiel nicht gesehen hat, liest sich das Ergebnis so, als hätte es in Hannover ganz klare Verhältnisse auf dem Platz gegeben. Mitnichten, denn die ersten beiden Tore fielen durch Standards. Die Bayern verwandelten den Freistoß zum ersten und den Strafstoß zum zweiten Treffer zwar eiskalt. Beide Szenen, in denen auf Foul entschieden wurde, waren fragwürdig. Nur beim dritten Tor, das Franck Ribéry exzellent vorbereitete, blitzte die Stärke der Bayern wirklich auf.“
Kommentare
1 Kommentar zu “Nichts sehen, nichts sagen, nichts pfeifen?”
Montag, 9. März 2015 um 15:28
Der „drittplatzierten Leverkusen“?
Leverkusen ist 4.
dritter ist Gladbach.