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Bundesliga

Emir Spahic schlägt sich ins Abseits

Kai Butterweck | Montag, 13. April 2015 2 Kommentare

Nach der Prügelattacke gegen Ordner im Anschluss an das Pokalspiel gegen den FC Bayern steht Verteidiger Emir Spahic bei Bayer Leverkusen vor verschlossenen Türen. Die Presse steht dem Verein zur Seite. Außerdem: Tristesse in Hamburg, Gelsenkirchen und Dortmund. Dafür scheint in Stuttgart endlich mal wieder die Sonne

Emir Spahics Prügelattacke nach dem Pokalspiel gegen den FC Bayern bleibt nicht ohne Folgen. Der Verein reagiert umgehend und setzt den Verteidiger ohne Abfindung vor die Tür. Andreas Sten-Ziemons (dw.de) klatscht Beifall: „Vielleicht mag es an meiner kühlgemäßigten, mitteleuropäisch-deutschen Herkunft liegen, dass ich mit einem Begriff wie „Ehre“ als hinreichenden Grund dafür, einem anderen mehrere Zähne auszuschlagen, nichts anfangen kann. Spahic hätte vielleicht besser mal an die eigene Ehre denken sollen, bevor er zuschlug. Die ist nach diesem Zwischenfall nämlich berechtigterweise ganz schön im Eimer – genau wie seine Karriere in der Fußball-Bundesliga.“

Volker Schulte (sportschau.de) gesellt sich dazu: „Dass Spahic im Leverkusener Stadion ausfällig wurde und Männer attackierte, die für den eigenen Verein im Einsatz waren, ist für die ermittelnde Staatsanwaltschaft und für die Schwere der Tat unerheblich, für die Klubführung aber nicht. Hätte diese jetzt Milde walten lassen – welcher Ordner hielte dann künftig noch gerne für Bayer den Kopf hin?“

Leverkusen hat Stärke bewiesen

Auch Peter Ahrens (Spiegel Online) begrüßt die Entscheidung des Vereins: „Der Verein hat sich für die Loyalität zu einem kleinen Ordner und gegen einen zwar nicht mehr ganz jungen, aber hochdotierten Starspieler entschieden. Bei Twitter werden die guten sportlichen Leistungen der Leverkusener mit dem Hashtag #staerkebayer honoriert. In der Causa Spahic hat Bayer Leverkusen tatsächlich Stärke bewiesen.“

Jochen Tittmar (spox.com) schüttelt fassungslos den Kopf: „Spahic hätte spätestens irgendwann im Verlaufe des eskalierten Streits dämmern müssen, welch Lawine eine solche Szenerie im Stadioninneren auslösen könnte. Doch dazu war er vor blinder Wut nicht in der Lage. Das Handy-Video eines unbeteiligten Zuschauers richtete letztlich über seine Zukunft – dümmer geht’s kaum.“

Keiner will den Ball

Auch in der HSV-Kabine fliegen die Fäuste. Johan Djourou und Valon Behrami gehen sich in der Halbzeitpause gegenseitig an die Gurgel. Das bleibt aber der einzige Hamburger „Kampfakt“ im Spiel gegen den VfL Wolfsburg. Nach 90 Minuten stehen die Hanseaten erneut mit leeren Händen da. Lutz Wöckener (Welt) hält sich die Hände vors Gesicht: „Weil keiner den Ball wollte, war die Frage, wer aus der mit 16 Toren aus 28 Spielen chronisch offensivschwachen Mannschaft überhaupt einen Treffer landen könne, obsolet. Schlimmer noch: während der 90 Minuten war der HSV zu keinem einzigen Torschuss gekommen! Der HSV präsentierte sich vor eigenem Publikum – wer hätte das für möglich gehalten? – noch schwächer als zuletzt in Leverkusen.“

Christian Kamp (FAZ) nimmt sich den HSV-Coach zur Brust: „Was immer Knäbel intern gegen die Streithähne unternimmt – in der Außenwahrnehmung ist der zum Chefcoach auf Zeit beförderte Direktor Profifußball nach gerade einmal 180 Minuten und zwei desaströsen Auftritten schwer beschädigt. Dazu hat auch Knäbel selbst beigetragen. Oder anders gesagt: Er hat es bislang nicht verstanden, dem Bild einer willen- und leblosen Mannschaft etwas entgegenzusetzen. Weder mit der Arbeit auf dem Trainingsplatz noch mit seinen strategischen Maßnahmen – und schon gar nicht mit der Art und Weise, wie er sich und den HSV in dieser höchst bedrohlichen Phase verkauft.“

Frank Hellmann (FR) spricht aus, was viele denken: „Es gibt mittlerweile nicht wenige Fußballfreunde, die sich einen Abstieg des Liga-Dinos wünschen. Und dass die verdammte Uhr endlich abgeschraubt wird. Denn die Summe der Fehleinschätzungen an diesem über seine Verhältnisse lebenden Standort ist einfach zu lang, als dass es noch eine Gnadenfrist geben dürfte. Für jahrelanges Missmanagement gehört der Klub abgestraft. Auch wenn es einem für die Stadt fast leid täte, aber vielleicht muss man diesen HSV einfach ohne exorbitante Anteilnahme einmal eine Saison mit Sandhausen, Aalen und Heidenheim sein Ding machen lassen. Damit aus dem Chaos wieder ein Programm wird.“

Synonym für unattraktiven Destruktivfußball

Auch in Gelsenkirchen herrscht Frust. Nach dem enttäuschenden Unentschieden gegen Freiburg schreibt der FC Schalke 04 die Champions League ab. Oliver Müller (Welt) zeigt mit dem Finger in Richtung Schalker Trainerbank: „Wenn es Di Matteo nicht schnell gelingen sollte, die Mannschaft zu besserem Fußball zu animieren, hätte das nicht nur gravierende Auswirkungen im Kampf um die Europa League-Plätze, sondern auch auf die generelle Zukunftsplanung. Welchen Sinn würde es beispielsweise für jemanden wie Sami Khedira machen, zu Schalke zu wechseln, wenn der Verein zu einem Synonym für unattraktiven Destruktivfußball verkommt? Welche Argumente hätten umworbene Spieler wie Draxler und Benedikt Höwedes, ihre Perspektive langfristig im Ruhrgebiet zu sehen?“

Manfred Hendriock (derwesten.de) winkt ebenfalls ab: „Mit diesem Projekt ist Roberto Di Matteo krachend gescheitert. In 27 Pflichtspielen unter seiner Regie gab es nur zwölf Siege; Schalke spielt – Stand jetzt – die schlechteste Rückrunde seit 22 Jahren. Auch der in den ersten Monaten berechtigte Hinweis auf die personelle Lage mit vielen verletzten Leistungsträgern taugt nicht mehr als Erklärung: Denn die Tendenz ist negativ – in den letzten drei Spielen schoss Schalke nicht einmal mehr ein Tor. Inzwischen spielt die Mannschaft so emotionslos, wie der Trainer sich gibt. Ob Di Matteo tatsächlich so gut nach Schalke passt, wie es der Verein Glauben machen will, darf inzwischen stark bezweifelt werden.“

Die Saison muss knallhart aufgearbeitet werden

Nach trostlosen Bundesliga-Wochen geht man auch in Dortmund wieder auf die Barrikaden. Sebastian Weßling (derwesten.de) fordert Veränderungen: „Ein Verein, der einen derartigen Absturz hingelegt hat, muss alles und jeden hinterfragen – auch einen in der Vergangenheit derart erfolgreichen Mann wie Klopp. Wenn man am Ende zu dem Ergebnis kommt, dass Klopp nach wie vor der richtige Mann ist – vollkommen in Ordnung. Aber die Frage, die sie in Dortmund bislang für tabu erklären, muss zumindest gestellt werden. Dass Sportdirektor Michael Zorc nach dem 1:3 gegen Gladbach sehr deutliche Worte fand, lässt hoffen: dass die Zeit des Selbstbetrugs beim BVB endgültig vorbei ist und die Saison auch intern knallhart aufgearbeitet wird.“

Ein großer Sieg

In Stuttgart scheint nach langer Zeit mal wieder die Sonne. Peter Stolterfoht und Marko Schumacher (Stuttgarter Zeitung) atmen nach dem spektakulären Heimsieg gegen Werder Bremen tief durch: „Es ist ein großer Sieg für die Stuttgarter, die am Hamburger SV vorbeiziehen und zum ersten Mal seit mehr als zwei Monaten nicht mehr auf dem letzten Tabellenplatz stehen. Überschäumend ist der Jubel der Fans, gerade so, als wäre der Klassenverbleib bereits perfekt. Das ist er noch lange nicht – doch bedarf es im Schlussspurt wohl genau solcher Erlebnisse, um ans Ziel zu kommen.“

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Kommentare

2 Kommentare zu “Emir Spahic schlägt sich ins Abseits”

  1. wowiki
    Montag, 13. April 2015 um 11:04

    Hi,

    worin der Auslöser dieser unsinnigen Attacke gegen eigene Ordner war,
    das wird nirgend eindeutig dokumentiert ! ?

    Dass diese Aktion ( action ) unsinnig war,
    und lt. derwesten.de nicht die Erste (intern !) ,

    kann ich nur noch wiederholen.

    Vielleicht -will/wollte- er ja unbedingt weg ?

  2. Pumukel
    Mittwoch, 15. April 2015 um 18:01

    Hier ein sehr guter Kommentar eines Users auf sport1 zum Thema ‚Klopps Abgang‘:

    Name: Borusse • vor 37 Minuten

    „Ein ganz großer Trainer geht.

    Noch nie hat ein Trainer in Dortmund auch nur annähernd das verkörpert was diesen Verein ausmacht.

    Hier geht es nicht um die Titel die er gewonnen hat, sondern die Emotionalität die er mit seiner Persönlichkeit verkörpert hat.

    Und um zahlreiche Fußballfeste, die an Dramatik und Spannung kaum zu toppen waren.

    Das er sich jetzt verabschiedet tut für mich als Fan nicht nur emotional sehr weh, sondern ich sehe hier die Verantwortlichen dahinter,als auch die Mannschaft, durchaus kritisch.

    Ich kaufe es einem Watzke und Zorc komplett ab, dass sie über die Entscheidung Klopps traurig, wenn nicht sogar überrascht waren. Jedoch kann man ziemlich deutlich zwischen den Zeilen lesen, dass ein Jürgen Klopp wohl für einen radikalen Umbau der Mannschaft zu haben gewesen wäre.

    Der sonstige Mechanismus in einem Verein wäre gewesen, anstatt die halbe Mannschaft auszutauschen, den einen Trainer zu wechseln.

    Im Fall Klopp hätte das Gegenteil passieren müssen.

    Hier ist der Trainer der Star und nicht die Mannschaft. Und wer unter einem Klopp nicht spielen will,soll eben wechseln.

    Unzufriedene Spieler wie Hummels, Immobile, Miki und Konsorten hätten für hohe Ablösesummen tranferiert werden können.

    Als Ersatz Volland, Kruse, Dante,Firminho und Mandzukic und der Laden wäre wieder gelaufen.

    Nur zu so einem Schritt scheinen die Verantwortlichen nicht bereit gewesen zu sein.

    Klopps Weg wäre meiner Meinung nach noch lange nicht zu Ende gewesen. Sechs Topjahre und ein halbes schlechtes Jahr und dann über den Trainer nachdenken?????

    Mit einer neuen mannschaftlichen Ausrichtung wäre der Erfolg von alleine wieder gekommen.

    Einige glaubten,daß man als BVB auf einer Augenhöhe mit den Bayern stehen muss. Nur muss man das wirklich?

    Einige vermeintliche Dortmund Fans(oder besser Modefans) und auch der eine oder andere Verantwortliche haben das auf Grund der Erfolge der letzten Jahre geglaubt. Nur wo hat Klopp den BVB den übernommen?

    Pleite und sportlich am Abgrund.
    Und wie hinterlässt er ihn?
    Schuldenfrei,Trophäen im Schrank und wahrscheinlich auf einem Euroleagueplatz.

    Und zu glauben,daß ein neuer Trainer auch nur annähernd an Klopps Erfolge in so kurzer Zeit herankommt ist mehr als naiv.

    Der BVB macht den selben Fehler,denn man schon in den letzten 2 Jahren gemacht hat. Man versucht krampfhaft durch Gehaltserhöhungen ,die Spieler zum Bleiben zu bewegen.

    Gelingt dieses Vorhaben nicht, werden sehr kostspielige Transfers gemacht,die in keiner Relation zum sportlichen Wert stehen.

    Ein Gündogan oder Hummels sollen eben den Verein wechseln,wenn der BVB nicht mehr ihren Ansprüchen genügt. Diese Spieler sind austauschbar.
    Sowohl sportlich, als auch als Symbolfiguren für den Verein.

    Ein Jürgen Klopp wird nicht austauschbar sein. Weder seine sportliche Kompetenz,noch seine persönliche Strahlkraft.“

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