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Bundesliga

Im Keller gehen die Lichter an

Kai Butterweck | Montag, 4. Mai 2015 1 Kommentar

Nach trostlosen Wochen melden sich der Hamburger SV und der SC Paderborn mit imponierenden Siegen zurück. Die Presse ist beeindruckt

Nach zwei Siegen in Folge träumt man in Hamburg wieder vom Klassenerhalt. Ronny Zimmermann (Spiegel Online) adelt HSV-Trainer Bruno Labbadia: „Labbadia setzt auf simple Methoden. Vor dem Anpfiff bilden die HSV-Spieler in der Kabine einen Kreis. Das soll den Zusammenhalt stärken, zudem gibt Labbadia dabei letzte Anweisungen an seine Profis. Auch sonst setzt er auf Gespräche. Labbadia holt aus der Mannschaft raus, was derzeit möglich ist. Die einfachen Dinge des Fußballs klappen wieder. Und kombiniert mit Einsatz und Leidenschaft bringt es sogar Punkte.“

Mit Einsatzwillen zurück in die Spur

Auch Daniel Meuren (FAZ) klatscht Beifall: „Im ausverkauften Mainzer Stadion zeigten die Hamburger einige wichtige Eigenschaften für den Abstiegskampf: Der seit drei Wochen an der Alster wirkende Labbadia hat seiner zuvor oft unorganisierten und undisziplinierten Mannschaft offenbar die im Abstiegskampf nötigen Grundtugenden wie Einsatzwille und hohe Aufmerksamkeit im Umschalten auf Defensive vermittelt. Mit der kämpferischen Leidenschaft kaschierte der HSV großteils seine spielerische Unterlegenheit im Duell mit den Mainzern, die vor allem in den ersten 20 Minuten das Geschehen fast nach Belieben beherrschten und den Gegner in dessen Hälfte einschnürten.“

Gut organisiert, laufstark und konditionell auf der Höhe

Auch in Paderborn scheint nach dem Erfolg gegen müde wirkende Freiburger endlich wieder die Sonne. Christoph Ruf (taz) streckt beide Daumen in die Höhe: „Nach dem 0:0 im Hinspiel beim VfB Stuttgart hätte man nun nichts dagegen, wenn am letzten Spieltag mit einem Sieg gegen die Schwaben der Klassenerhalt gesichert werden könnte. Unverdient wäre das dann nicht, auch wenn die Paderborner spielerisch selbst mit Mannschaften wie Freiburg oder Stuttgart wohl nicht mithalten können. Aber sie sind gut organisiert, laufstark und konditionell auf der Höhe. Vor allem aber scheinen sie über eine mentale Stärke zu verfügen, die im Abstiegskampf wichtiger ist als schöne Spielzüge und Ballstafetten.“

Frank Hellmann (FR) spaziert mit einem Paderborn-Schal durch die Frankfurter Innenstadt: „Seit einigen Wochen werkelt das Team unverdrossen wieder an dem, was alle Protagonisten beim SCP ein Wunder nennen: am Klassenerhalt. Wer heutzutage mit nur 15 Millionen Euro Lizenzspieleretat auskommt und sich mit 31 Zählern auf Platz 14 eine derart realistische Chance auf den Ligaverbleib erkämpft, der verdient bereits drei Spieltage vor Schluss allen Respekt. Ganz egal, welche Wendungen der Abstiegskampf auf der Zielgeraden noch nimmt.“

Drama, Baby!

Beim VfB Stuttgart hingegen herrscht nach der unglücklichen Niederlage in Gelsenkirchen Frust und Tristesse. Dietmar Nolte (bundesliga.de) macht den Schwaben Mut: „Auf drei Punkte ist der Rückstand auf den Relegationsrang zwar angewachsen. Bei drei noch ausstehenden Partien ist das aber machbar, zumal der VfB Stuttgart jetzt zunächst zwei Mal in Folge gegen Mainz und Hamburg zuhause antreten darf. Im letzten Spiel muss man dann zum SC Paderborn und man ahnt, was das bis zur letzten Sekunde für Stuttgart bedeuten könnte: Drama, Baby!“

Beim Gegner der Stuttgarter avanciert ein Spieler zum Matchwinner den Manfred Hendriock (derwesten.de) nach der Saison gerne verabschieden würde: „Das Stuttgart-Spiel hat gezeigt, dass Boateng für die Schalker Mannschaft mit seiner abgezockten Erfahrung im Augenblick noch wichtig sein kann. Daraus ergibt sich: Boateng sollte bis zum Saisonende noch helfen, den Platz in der Europa League zu sichern. Und danach muss dieses Kapitel zwischen Schalke und dem streitbaren Princen so schnell und so elegant wie möglich beendet werden. Allein schon, damit die ewigen Diskussionen um ihn aufhören. Denn auch die sind nicht förderlich fürs Betriebsklima.“

Niemand darf sich beschweren

Während alle anderen Vereine die letzten Kräfte bündeln, lässt der bereits feststehende Meister aus München die Reserve ran. Dürfen die das? Lars Wallrodt (Welt) schlägt sich auf die Seite der Bayern: „Es ist das ureigenste Recht der Bayern, vor den wegweisenden Spielen gegen den schier übermächtigen FC Barcelona alle Kräfte zu bündeln. Warum? Weil sie es können. Sie müssen keine Punkte mehr in der Liga holen. Wer am 30. Spieltag schon den Titel erobert, hat sich das verdient. Und die Konkurrenz hat sich das selbst eingebrockt. Niemand hat es Wolfsburg, Leverkusen, Gladbach oder Schalke verboten, die Meisterschaft bis zum Schluss spannend zu halten. Doch wer demütig den Erfolgszug des Branchenprimus begleitet, darf sich nun nicht beschweren, wenn sich diese Dominanz negativ auf das eigene Befinden auswirkt. Den Bayern darf daraus kein Strick gedreht werden.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Im Keller gehen die Lichter an”

  1. Van Kuchen
    Montag, 11. Mai 2015 um 13:13

    Ich lese von Lars Wallrodt (Welt)

    Niemand hat es Wolfsburg, Leverkusen, Gladbach oder Schalke verboten, die Meisterschaft bis zum Schluss spannend zu halten.

    Ich sehe das etwas anders, denn schließlich kauft Bayern genau diesen Manschaften seit vielen Jahren, wenn diese mal gleichauf oder besser waren, die besten Spieler weg. Kein Verbot, doch aktive Wettbewerbsverzerrung.

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