Bundesliga
FC Bayern – Der Akku ist leer
| Montag, 11. Mai 2015Nach vier Niederlagen in Serie herrscht an der Säbener Straße Katerstimmung. Die Presse geht auf Spurensuche
Seit vier Spielen haben Thomas Müller, Mario Götze und Co den Rasen nicht mehr als Sieger verlassen. Der FC Bayern geht kurz vor dem Saisonende am Stock. Patrick Krull (Welt) ist sprachlos: „Die Götterdämmerung, die da über den FC Bayern hereinbricht, ist atemberaubend. Fiel ein Team in der Gunst jemals härter vom Sockel? Wir müssen lange überlegen, und erst einmal fällt uns nichts ein. Gefeiert nach der Wiederauferstehung gegen Porto, mittlerweile aber mitleidig belächelt: schwacher Auftritt in der Müller-Wohlfahrt-Causa, denkwürdige Pokalniederlage gegen Dortmund, Blamage in der Champions League im Duell mit dem FC Barcelona. Dazu ein Starcoach, der nach einer Niederlagenserie auf einmal wie ein stinknormaler Trainer dasteht.“
Der mit Abstand kreativste Münchner
Der zuletzt arg gescholtene Mario Götze stand gegen den FC Augsburg unter besonderer Beobachtung. Lisa Sonnabend (SZ) klopft dem Stürmer nach der Partie anerkennend auf die Schultern: „Nach dem 0:3 in Barcelona hatte Götze mit Marc-André ter Stegen herumgealbert, sein Kumpel, der jedoch an diesem Abend sein Gegner gewesen war. Das hatte viele Bayern-Fans derart erzürnt, dass Götze sich gezwungen sah, öffentlich um Entschuldigung zu bitten. Als nun am Samstag Augsburgs Sascha Mölders vorbeikam, schaute Götze nur kurz auf. Er klatschte den Gegner ab und blickte danach wieder zu Boden. Götze hatte sich offenbar viele Gedanken gemacht über die Ereignisse der vergangenen Tage. Das Erstaunliche war jedoch, dass Götze bereits während des Spiels eine Antwort auf die heftige Kritik gefunden hatte. Er spielte endlich wieder von Beginn an – und war mit Abstand der kreativste Münchner.“
Sebastian Winter (Spiegel Online) macht sich große Sorgen: „Sportdirektor Matthias Sammer sagte, er habe Halsschmerzen. Manuel Neuer und Jérôme Boateng gingen wortlos nach Hause. Das Spiel hatte Spuren hinterlassen, obwohl es eigentlich bedeutungslos war, da die Bayern längst deutscher Meister sind. Aber die Art und Weise, wie diese 90 Minuten zwischen den beiden Champions-League-Halbfinals gegen Barcelona abliefen, war exemplarisch für den Zustand einer desillusionierten Mannschaft. Die, wenn keine „unglaublichen Dinge passieren“, wie es Bastian Schweinsteiger am Samstag ausdrückte, innerhalb von zwei Wochen gleich zwei Titel verliert. In München können so Krisen entstehen.“
„Mia san miad“
Markus Völker (taz) steht ratlos am Spielfeldrand: „Ohne Robben, Ribéry und Alaba scheint der vermeintlich übermächtige FC Bayern zu einem sehr weltlichen Klub zu mutieren. Sehr viel haben sie zuletzt verspielt: den DFB-Pokal und wohl auch den Champions-League-Pott. Noch so eine Aufholjagd wie im Viertelfinale gegen Porto werden sie kaum hinbekommen, da selbst die Münchner zugeben: „Mia san miad.“ Vor allem im Kopf.“
Sven Goldmann (Tagesspiegel) zittert sich bereits in den Champions League-Modus: „Noch einmal 90 Minuten. Am Dienstag ab 20:45 Uhr in München gegen den FC Barcelona. Kann Guardiola das Schicksal noch einmal auf seine Seite zwingen? Vor zweieinhalb Wochen standen die Bayern nach einem 1:3 in Porto schon vor dem K. o. im Viertelfinale. Und schossen sich im Rückspiel in einen Rausch und den Gegner mit 6:1 aus dem Stadion. Guardiola hatte sich damals nicht zu einem bedingungslosen Sturmlauf entschieden, sondern zum bewährten Mittel der Kontrolle, auf dass die Qualität seiner Mannschaft zwangsläufig zum Erfolg führen würde. Reicht das, um drei Tore gegen Barcelona aufzuholen? Ist Geduld der Schlüssel auf dem Weg zu dem kleinen Wunder, das der FC Bayern braucht?“
Kommentare
1 Kommentar zu “FC Bayern – Der Akku ist leer”
Montag, 11. Mai 2015 um 13:17
Sebastian Winter (Spiegel Online) macht sich große Sorgen:
Die Sorgen sind wohl in dieser Form etwas überzogen: noch sind sie nicht abgestiegen.