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Presseschau für den kritischen Fußballfreund

Am Grünen Tisch

Sepp Blatter – Auf Nimmerwiedersehen

Kai Butterweck | Mittwoch, 3. Juni 2015 1 Kommentar

Die Ära Sepp Blatter ist zu Ende. Der Fifa-Chef tritt zurück. Und wie reagiert die Presse? Sie feiert

Nur vier Tage nach seiner Wiederwahl schmeißt Sepp Blatter das Handtuch. Evi Simeoni (FAZ) atmet auf: „Der Fußball und seine Funktionäre allein hätten es wohl nie geschafft. Aber jetzt, da Präsident Joseph Blatter sich endlich gezwungen sah, die Verantwortung für die verheerenden Zustände im Fußball-Weltverband zu übernehmen, hat dieser Sport doch noch eine gewisse Chance, in eine seriösere Zukunft zu gehen. Der Verrat an der Leidenschaft von hunderten Millionen Spielern und Fans muss ein Ende finden, der zum Teil hemmungslose Diebstahl an den Ressourcen dieses weltumspannenden Kults eingedämmt werden. Das Problem sind die handelnden Figuren, Blatter hat es selbst gesagt, aber erst jetzt hat er sich selbst einbezogen in den Kreis derer, die weg müssen.“

Lars Wallrodt (Welt) stellt den Verantwortlichen Besen und Kehrblech zur Verfügung: „Es ist nun die Aufgabe der großen Verbände, sich auf einen Präsidentschaftskandidaten zu einigen, der Reinigungsprozesse in Gang setzt. Eine globale Allianz muss her. Sie muss ein Konzept erarbeiten, das es erschwert, Stimmen durch Bestechung zu ergattern. Blatters Rücktritt ist eine große Chance für Säuberungsprozesse in der Fifa. Doch sie muss genutzt werden. Sonst bleibt alles beim Alten ­– nur eben ohne den Alten.“

Ein Tusch für die amerikanische Justiz!

Oliver Fritsch (Zeit Online) schickt Dankesgrüße in die Welt: „Ein Hoch auf Andrew Jennings, den britischen Reporterkauz, oder Jens Weinreich und Thomas Kistner, die seit Jahrzehnten die Ganoven aus der Welt des Sports jagen. Ein Hoch auf den Journalismus! Dank auch an die Whistleblowerinnen Bonita Mersiades und Phaedra Almajid. Ein Tusch für die amerikanische Justiz und das FBI!“

Michael Maurer (Stuttgarter Zeitung) freut sich über das Ende machtbesessener Träumereien: „Blatter trieb den Preis für das Produkt Fußball immer weiter in die Höhe und machte die WM zu einem Objekt, nach dem Sponsoren ebenso gierten wie Regierungen oder Fernsehsender. Mit den Milliardengewinnen wiederum sicherte Blatter seine Machtbasis in der Fifa. Er war der Pate dieser Organisation und er glaubte, in einer eigenen Welt zu leben, die nur seinen eigenen Regeln zu folgen hat. Er träumte vom Friedensnobelpreis für sich und davon, dass auf dem Mars Fußball gespielt wird.“

Am besten wäre es, …

Oliver Stock (Handelsblatt) kommt mit ersten Reform-Vorschlägen um die Ecke: „Das Beste wäre: Mit Blatters Abgang würde auch diese Fifa ihre Auflösung beschließen. Am besten wäre es, an ihre Stelle träte ein möglichst börsennotiertes Unternehmen, das den Weltfußball organisiert. Eines mit Aufsichtsrat und Hauptversammlung. Eines, das per Aktionärsbeschluss das Alter seiner Manager nach oben begrenzt und seine CEOs mit befristeten Arbeitsverträgen ausstattet, die nicht automatisch verlängert werden. Eines, das als Geschäftszweck die Organisation des Fußballs nennt und das Ziel hat, damit Geld zu verdienen. Eines, in dem die Regeln der guten Unternehmensführung einklagbar sind. Wenn es so weit kommt, könnte es sein, dass wir alle nicht nur ein Fußballticket, sondern sogar eine Aktie dieses Unternehmens kaufen würden.“

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Kommentare

1 Kommentar zu “Sepp Blatter – Auf Nimmerwiedersehen”

  1. Helium-Bier, Äppelwoi-Cola und die höchste Straße der Welt - die Links der Woche vom 29.5. bis 4.6. | Männer unter sich
    Freitag, 5. Juni 2015 um 09:01

    […] Paukenschlag der Woche war natürlich der Blatter-Rücktritt. Beim “Indirekten Freistoß” gibt’s eine Presseschau. In der Washington Post steht eine tolle Story über Andrew Jennings, den […]

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