DFB-Pokal
HSV – Schon wieder am Boden
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| Dienstag, 11. August 2015Aus in Runde eins: Die neue Bundesliga-Saison hat noch nicht begonnen, da taumelt der Hamburger SV bereits in den Seilen. Außerdem: Aufatmen auf Schalke, Stumpfsinn von den Rängen und ein Wahl-Berliner der seinen Weg geht
Pokal-Aus, Gehaltslisten-Fauxpas und am Wochenende geht’s zum Rekordmeister nach München: Für den HSV kommt es zum Saisonbeginn knüppeldick. Sebastian Ragoß (ndr.de) macht sich Sorgen: „Am Freitag starten die Hamburger bei Meister Bayern München in die Saison. Tritt die Labbadia-Elf beim Titelverteidiger ähnlich auf wie in Jena, wird es dort die nächste Demütigung geben. Und dann? Personaldiskussionen? Paniktransfers? Erneute Einmischung von Investor Klaus-Michael Kühne? Ausgeschlossen ist derzeit wieder einmal fast nichts beim HSV. Nur die Sehnsucht nach einer ruhigen Saison scheint sich erneut nicht zu erfüllen.“
Der Fast-Absteiger wurde vom Viertligisten vorgeführt
Carsten Eberts (SZ) bringt den Ist-Zustand des HSV kurz und knackig auf den Punkt: „Die Art und Weise der Niederlage lässt erahnen, wie schwer es der HSV in nur fünf Tagen beim Ligastart in der Münchner Arena haben dürfte. Der Fast-Absteiger der vergangenen Spielzeit wurde vom Viertligisten vorgeführt – beide Tore der Hamburger waren zudem reine Glücksprodukte.
Neben dem Pokal-Aus ärgert man sich in Hamburg auch über die sogenannte „Rucksack-Affäre“. Hendrik Buchheister (Spiegel Online) wendet sich an die Verantwortlichen: „Der Hamburger SV will den Neuaufbau schaffen, will nicht ständig das Führungspersonal austauschen. Auch deshalb ist verständlich, dass der Klub an Knäbel festhält. Doch die Hamburger müssen aufpassen, dass sie sich ihr Image nicht noch weiter ramponieren lassen durch die Unachtsamkeiten ihres Sportchefs. Der Verein darf die Treue zu Knäbel und den Glauben daran, dass er der richtige Mann auf der richtigen Position ist, nicht über das eigene Interesse stellen, zu einem seriösen Bundesliga-Betrieb zu werden. Bei einem weiteren Aussetzer wäre Knäbel nicht mehr tragbar. Dann würde es aussehen, als könne beim Hamburger SV jeder machen was er wolle – und genau diese Zeiten sollen ja vorbei sein.“
In Jena freuen sich alle über den unerwarteten Pokal-Triumph. Nur einer (Michael Ulbrich, tlz.de) spuckt ins Süppchen: „Tja, damit hat in Jena wohl keiner gerechnet. Der FCC ringt den Dino nieder und darf in der zweiten Runde des DFB-Pokals spielen. Jetzt wird es allerdings problematisch. Denn diese Spiele finden dienstags oder mittwochs statt. Zudem wird Herbst sein. Und in Ermangelung eines Flutlichts wird‘s düster in Sachen Heimspiel. Jetzt bekommt die selbst ernannte Lichtstadt Jena die sportliche Quittung für das jahrelange Nichtstun im Rathaus und im Baudezernat. Weil dort seit Jahren in Sachen Stadionneubau getrieft wird, droht nun der Zwangsverzicht aufs Heimrecht.“
Keine schlechten Voraussetzungen
In Gelsenkirchen machten sich viele Fans vor dem Saisonstart große Sorgen. Nach dem ungefährdeten Sieg gegen Duisburg kehrt erst einmal etwas Ruhe ein. Manfred Hendriock (derwesten.de) ist erleichtert: „Erstens: Die Vorbereitung hat gestimmt – die Mannschaft war auf den Punkt genau da, wo sie zu diesem Zeitpunkt sein sollte. Zweitens: Die Spieler wollen – sie waren heiß auf den Erfolg und ließen auch dann nicht locker, als das Spiel früh entschieden war. Drittens: Der neue Trainer kommt mit seinen Vorstellungen an – André Breitenreiter hat seine Philosophie vom attraktiven Offensivfußball auf das Team übertragen können. Insgesamt keine schlechten Voraussetzungen, dass einem guten Spiel weitere gute folgen können.“
Es bedarf einer sozialen Kontrolle
In Duisburg machen sich einige hohlköpfige Fans über den schwerkranken Rudi Assauer lustig. Lars Wallrodt (Welt) ist stinksauer: „Ja, es sind einzelne Spinner. Und doch ist es zu einfach, die Verantwortung allein auf die Urheber abzuwälzen. Das Plakat in Duisburg war gut zehn Meter breit, es wurde von Dutzenden Händen gehalten. Wer dort mit angepackt hat, muss sich zumindest vorwerfen lassen, nicht aufgepasst zu haben, was er da in die Höhe reckt. Um solche Ausgeburten des Unsinns zu unterbinden, bedarf es einer sozialen Kontrolle. Das erfordert Zivilcourage. Die ist in Fankurven ebenso gefragt wie überall sonst in der Gesellschaft.“
Auch Reinhard Schüssler (derwesten.de) ist entsetzt: „Spott und Häme für einen ungeliebten Rivalen – geschenkt. Ja, manchmal sind Fans mit provokativen Gesängen oder Schriftzügen so kreativ, dass nicht nur Unbeteiligte, sondern sogar die Betroffenen darüber schmunzeln können. Wie krank müssen jedoch Menschen sein, die sich – getarnt als Fußballfans – über ein schlimmes Leiden wie Alzheimer lustig machen?“
In Osnabrück sorgt ein Feurzeugwurf für einen Spielabbruch. Rainer Franzke (kicker.de) schüttelt fassungslos mit dem Kopf: „Für den VfL Osnabrück stellt die Tat eines Chaoten nicht nur einen Imageverlust dar, auch der materielle Schaden könnte enorm sein. 1:0 führte der Traditionsverein, als die Partie in der 71. Minute abgebrochen wurde. Das DFB-Sportgericht wird das Spiel für RB Leipzig als mit 3:0 gewonnen werten müssen, wenn es seiner bisherigen Rechtsprechung treu bleibt. 268.000 Euro aus der Vermarktung des DFB ist der Einzug in die zweite Pokalhauptrunde wert – auch das hatten die Osnabrücker am Montagabend bis zur 71. Spielminute vor Augen.“
Lustenberger weiß, was er wann und wie ansprechen sollte
Auch dank einer starken Leistung von Fabian Lustenberger geht die Hertha aus Berlin in Bielefeld als Sieger vom Platz. Dominik Bardow (Tagesspiegel) findet warme Worte für den alten und neuen Kapitän der Hauptstädter: „Lustenberger kennt als dienstältester Spieler den Verein mit all seinen Eigenheiten, er weiß sicher, was er wann wie ansprechen sollte und wann nicht. Beim Großteil der Mannschaft kommt er offenbar an, wie die Wahl zeigt. Wer große Anführer fordert, der will meist nur nicht wahrhaben, dass jeder selbst Verantwortung für das große Ganze trägt oder zumindest tragen sollte.“